Nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch das US-Militär ist die Lage im Nahen Osten angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Die Frage ist vermutlich weniger, ob der Iran zurückschlagen wird, als wann und wie er dies tun wird.
Teheran steht in diesem Konflikt nicht allein da. Der Islamischen Republik ist es im Laufe der Jahre gelungen, ihren aussenpolitischen Einfluss in der Region deutlich zu verstärken. Als Vormacht der Schiiten hat sie sich dabei vornehmlich auf den sogenannten Schiitischen Halbmond konzentriert, also die Staaten mit einer schiitischen Mehrheit oder starken Minderheit.
Dies gilt insbesondere für den Irak, der nach der amerikanischen Invasion im Jahr 2003 zu einem wichtigen Verbündeten Teherans wurde. In Syrien verhinderte der Iran nach dem Beginn des Bürgerkriegs 2011 gemeinsam mit Russland den Sturz des Assad-Regimes, unter anderem durch den Einsatz der libanesischen Hisbollah-Miliz. Diese wiederum war in ihrem Ursprungsland bereits zuvor zu einem gefürchteten Gegner der israelischen Armee geworden und entwickelte sich dank iranischer Unterstützung zu einem Staat im Staate.
Geostrategisch gesehen bilden die drei genannten Länder eine Landbrücke vom Iran bis zum Mittelmeer – und bis zur israelischen Grenze. Israel, das sich vom Iran existenziell bedroht sieht, ist denn auch einer der entschlossensten Gegner Teherans. Das iranische Vordringen hat jedoch auch den Widerstand Saudi-Arabiens hervorgerufen. Das sunnitische Königreich konkurriert mit dem Iran um die Rolle einer regionalen Hegemonialmacht und sucht den Einfluss Teherans nach Kräften zurückzudrängen. Dazu geht Saudi-Arabien sogar ein informelles Bündnis mit Israel ein.
Saudi-Arabien versucht zudem, die Golfstaaten auf Linie gegen den Iran zu bringen – mit unterschiedlichem Erfolg. Im Jemen führt eine Allianz unter saudi-arabischer Führung einen blutigen und bisher ergebnislosen Krieg gegen die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen.
Gegner und Verbündete des Irans auf einen Blick zeigt diese Karte:
Religion ist perfekt, um von Regierungen instrumentalisiert zu werden. Und das beschränkt sich keinesfalls nur auf den Islam – die USA sind ein genauso gutes Bespiel.
Religion und Staat gehören getrennt!