International
Kolumbien

FARC und Regierung haben sich so gern, dass bald der Papst kommt

Zwei Kämpfer der kolumbianischen FARC-Guerilla in einem geheimen Versteck in der Region Antioquia. 
Zwei Kämpfer der kolumbianischen FARC-Guerilla in einem geheimen Versteck in der Region Antioquia. 
Bild: Rodrigo Abd/AP/KEYSTONE

Ein Schweizer hat mitgeholfen: FARC und Regierung haben sich so gern, dass bald der Papst kommt

Der frühere Schweizer Vermittler in Kolumbien, Jean-Pierre Gontard, zeigt sich überzeugt, dass die FARC-Guerilla und die kolumbianische Regierung noch in diesem Jahr ein Abkommen abschliessen. Er hält es für erstaunlich, dass die UNO eingeschaltet wurde.
03.02.2016, 10:1903.02.2016, 10:58
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Die UNO hatte sich in der vergangenen Woche damit einverstanden erklärt, den geplanten Waffenstillstand in Kolumbien zu überwachen. Das sei erstaunlich, sagte Gontard im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. In den letzten 30 Jahren habe sich die kolumbianische Regierung gegen eine Einmischung des UNO-Sicherheitsrats in ihre internen Angelegenheiten gewehrt.

Dieser Widerstand sei vor allem während der Präsidentschaft von Alvaro Uribe von 2002 bis 2010 ausgeprägt gewesen. «Doch Kolumbien hat sich verändert», sagte Gontard. Dafür verantwortlich sei vor allem die Aussenministerin Maria Angela Holguin.

Jean-Pierre Gontard umarmt einen ehemaligen Kommandanten der Farc-Rebellen. 
Jean-Pierre Gontard umarmt einen ehemaligen Kommandanten der Farc-Rebellen. 
Bild: AP El Tiempo

Im Rahmen der jahrelangen Schweizer Bemühungen im Konflikt in Kolumbien hatte der Genfer Professor Gontard zeitweise ein Vermittlungsmandat inne. Er geriet dabei auch ins Visier der kolumbianischen Justiz. Diese entlastete ihn allerdings 2012 vom Vorwurf einer angeblichen Lösegeldzahlung im Jahr 2001 an die FARC.

Papst soll schon Reise planen

Gontard spricht sich im Gespräch weiter dafür aus, dass ein Lateinamerikaner die geplante unbewaffnete UNO-Beobachtermission anführen soll. Er stellt sich dabei jemandem vom Schlage des ehemaligen UNO-Koordinators für den Nahen Osten, Alvaro de Soto, vor.

Er sei überzeugt, dass das Abkommen noch in diesem Jahr unterzeichnet wird. Nach seinen Informationen werde sich Papst Franziskus einige Monate nach der Inkraftsetzung, wohl im ersten Halbjahr 2017, für einige Tage nach Kolumbien begeben.

Ein Papst ohne Berührungsängste: Hier besucht das Oberhaupt der katholischen Kirche die zentralfrikanische Hauptstadt Bangui. 
Ein Papst ohne Berührungsängste: Hier besucht das Oberhaupt der katholischen Kirche die zentralfrikanische Hauptstadt Bangui. 
Bild: EPA/ANSA

Die Verhandlungen zwischen den FARC-Rebellen und der Regierung in Havanna verliefen aus Gontards Sicht «exemplarisch». Zur Rolle der Schweiz, die zwei Experten zur Verfügung stellte, will sich Gontard vorerst nicht äussern. Zuerst müsse ein Abkommen umgesetzt werden.

Heikle Fragen zu Strafrecht und Waffen

Der Druck von Nichtregierungsorganisationen, die eine Verfolgung von Straftaten vor dem internationalen Strafgerichtshof fordern, dürften den Diskussionen nicht schaden, sagte Gontard weiter. Frieden könne nicht auf dem Strafrecht alleine aufbauen. Je mehr die Justiz eingeschaltet werde, desto weniger Frieden gebe es.

Für die Opfer werde es Entschädigungen und symbolische Akte geben. Heute sei es beispielsweise selten, dass die Leichen der von den Guerilla oder Paramilitärs Getöteten gefunden werden. Die FARC habe nun aber Hinweise darauf gegeben, wo Leichen gefunden werden könnten.

Mehr Zeit werde die Frage nach einer Entwaffnung der FARC benötigen, sagte Gontard weiter. Es werde festgelegt werden müssen, was mit den zahlreichen leichten Waffen der Gruppierung geschehen soll. (sda/cma)

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