Update: Auch die USA untersagt den Einsatz der Boeing 737 Max 8. Dies verkündete Trump am Mittwochabend.
Am Sonntag ist in Äthiopien eine Boeing 737 MAX 8 der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt. Dabei sind alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Bereits Ende Oktober ist in Indonesien ebenfalls kurz nach dem Abheben eine neue Maschine dieses Typs der Fluggesellschaft Lion Air abgestürzt.
Wenn es nach Boeing geht: Nein. Der Konzern und die US-Luftfahrtbehörde FAA betonten bisher, das Flugzeug sei sicher. Die Aufsicht ist im Fall des ersten Absturzes einer 737 MAX in Indonesien im Oktober noch nicht zu einem abschliessenden Ergebnis über die Unglücksursache gekommen. Nach Ansicht der FAA gibt es keine Verbindung zwischen den beiden Abstürzen.
Die Absturzursache ist noch nicht bekannt. Allerdings gibt es Anzeichen, dass die Maschine der Ethiopian Airlines Probleme mit dem MCAS-System hatte. Dieses System wurde in die 737 MAX 8 eingebaut, weil die Maschine grössere Triebwerke hat, die höher und weiter vorne angebracht sind als in den Vorgängermodellen, was das Flugverhalten ändert. Unter bestimmten Umständen drückt das MCAS die Nase der Maschine automatisch nach unten, um einen Strömungsabriss zu verhindern, schreibt Aerotelegraph.
Laut «Kurier» gibt es die Theorie, dass das MCAS im Falle der Ethiopian-Maschine fälschlicherweise eingegriffen hat und die Maschine nach unten drückte, was zum Absturz geführt haben könnte.
Die Flugschreiber sollen zur Analyse nach Europa geschickt werden. In welches Land, sei noch nicht sicher, erklärte der Sprecher der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines, Asrat Begashaw, am Mittwoch.
Die sogenannten Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten auf, weswegen sie für die Klärung der Unglücksursache entscheidend sein könnten. Für gewöhnlich werden die Flugschreiber nach einem Unglück in das Herstellerland geschickt, was in diesem Fall die USA wären. Die Entscheidung für ein europäisches Land könnte daher als Misstrauen gegenüber Boeing ausgelegt werden.
Fast 40 Prozent der bislang weltweit eingesetzten Boeing 737 MAX heben dem Branchendienst Flightglobal zufolge vorübergehend nicht mehr ab, darunter knapp 100 Maschinen im grössten Markt China. Weltweit nutzen Fluggesellschaften über 350 Maschinen des Typs. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA hat am Dienstag ab 19 Uhr alle Flüge für Boeing-Flugzeuge vom Typ 737 MAX 8 suspendiert. Das Verbot gilt auch für die Schweiz, wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) mitteilte.
#737MAX flights today at 14:00UTC vs. same time last week.
— Flightradar24 (@flightradar24) 13. März 2019
Flight over Europe is a Smartwings positioning flight. Flight over Asia is Thai Lion Air.
Our accounting of groundings/restrictions and a live map of all MAX flights at https://t.co/CaLwcGTAur pic.twitter.com/qcg3VsHugv
Erst am Mittwochabend verfügte die USA ein Flugverbot für die Boeing 737 Max.
Die Nationale Flugsicherheitsbehörde FAA war der Meinung, dass es keinen Grund für ein Grounding gibt. «Bis jetzt zeigen unsere Auswertungen keine systematischen Performance-Probleme und deswegen auch keinen Grund, das Flugzeug vom US-Himmel zu verbannen», sagte Daniel Elwell, Sprecher der FAA.
US-Airlines gehören nach chinesischen Anbietern zu den grössten Kunden von Boeing. American Airlines, Southwest Airlines und United Airlines betreiben zusammen 72 Flugzeuge des Typs 737 MAX.
Boeing hält daran fest, dass die 737 Max grundsätzlich sicher sind.
Etwa ein bis fünf Milliarden US-Dollar, schätzen die Wall-Street-Firmen Melius Research und Jefferies. Sie gehen dabei von einem dreimonatigen Grounding aus. Boeing könnte das verkraften: Letztes Jahr machte der US-Flugzeughersteller einen Rekordumsatz von 101 Milliarden Dollar und verdiente dabei 10,6 Milliarden. Und die Prognosen waren für dieses Jahr sogar noch höher, schreibt CNN.
Das ist momentan noch nicht klar. Viele Airlines liessen verlauten, dass sie zuerst eine komplette Untersuchung des jüngsten Absturzes abwarten wollen. Deutschland beispielsweise hat den Luftraum zunächst für drei Monate gesperrt.
Experten erwarten vorerst keine grösseren Beeinträchtigungen im Flugverkehr, schreibt die «Zeit». Derzeit seien ausreichend Ersatzflugzeuge und Reserven vorhanden. «Wir befinden uns noch in der Wintersaison, in der es ausreichend Flugzeuge gibt», sagt Gerald Wissel von der Airborne-Beratung. Falls sich das Flugverbot allerdings bis in die Osterferien ziehen sollte, könnte es Kapazitätsprobleme geben, sagt der Experte weiter.
In Branchenkreisen hiess es, auf Boeing kämen nach dem Absturz der Maschine von Ethiopian Airlines hohe Schadenersatzforderungen zu. Als erste Airline fordert Norwegian Air Shuttle von Boeing Schadenersatz wegen des Flugverbots für das Modell 737 MAX. «Wir erwarten von Boeing, diese Rechnung zu übernehmen», erklärte der Billigflieger am Mittwoch in Oslo.
Norwegian strich am Mittwoch rund drei Dutzend Abflüge aus Skandinavien, buchte die Passagiere um und setze andere Flugzeuge ein. Die finanziell angeschlagene Airline gehört zu den grossen Abnehmern der neuen, spritsparsameren Version der Boeing 737 in Europa.
Mit Material der sda