Es gibt Geschichten, die sind so verrückt, dass es schwer fällt, sie zu glauben. Diese Geschichte ist, wenn sie sich bewahrheitet, eine davon. Sie handelt vom ehemaligen Star-Manager der Automobil-Industrie, dem französisch-brasilianisch-libanesisch-stämmigen Carlos Ghosn.
Ghosn, der das internationale Autobündnis von Renault, Nissan und Mitsubishi in die Welt gerufen hatte und von allen Seiten gefeiert wurde, war im Manager-Olymp angekommen. Er hatte alles: Macht, Reichtum und Ansehen. Doch die Geschichte wäre langweilig, wenn es dabei geblieben wäre. Der Mann mit den drei Staatsbürgerschaften stürzte nämlich über die Klippe des Olymps und fiel – sehr tief.
Dem heute 65-Jährigen wird gemäss «Tagesanzeiger» Veruntreuung und Betrug vorgeworfen. Ghosn, der ein Jahressalär von 16 Millionen Euro einstrich, soll seine Einkünfte zu niedrig angegeben und Firmengelder veruntreut haben. Zudem, so der Verdacht, wurden über eine eigens gegründete Firma, die eigentlich in Start-Ups hätte investieren sollen, zahlreiche Luxusimmobilien in Millionenhöhe gekauft.
Als die Vorwürfe im November ans Licht kamen, wurde der Manager verhaftet, angeklagt und in Tokio in Untersuchungshaft gesetzt. Nach Zahlung einer Kaution wurde er aus der Untersuchungshaft in den Hausarrest entlassen. Danach wurde es ruhiger um Ghosn – bis vor wenigen Tagen das Undenkliche passierte: Dem 65-Jährigen gelang eine spektakuläre Flucht in den Libanon.
Doch wie war diese Flucht überhaupt möglich? Der Mann wurde nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft in den Hausarrest strengsten Sicherheitsmassnahmen unterstellt – die Justiz befürchtete einen Fluchtversuch oder die Beseitigung von Beweismaterial. So war etwa die Kaution exorbitant hoch – 7,9 Millionen Euro sollen es gewesen sein. Auch die Auflagen zum Hausarrest waren streng: Ghosn musste seine Pässe abgeben und er wurde rund um die Uhr überwacht.
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gelang dem Ex-Manager die Flucht aus Japan. Ghosn meldete sich am 30. Dezember via Statement: «Ich bin jetzt im Libanon». Gemäss libanesischem Fernsehen soll die ohnehin schon spektakuläre Flucht noch verrückter gewesen sein als angenommen.
Ghosn soll eine Musikgruppe engagiert haben, die in seinem Haus zum Abendessen spielte – doch es ging nicht um die Musik. Die Band war nämlich Teil des Fluchtplans: Ghosn wurde in einem Instrumentenkoffer aus seinem Haus geschmuggelt und zum Flughafen Kansai gebracht. Dort wartete ein Privatjet auf den ehemaligen Manager und er wurde via Istanbul nach Beirut geflogen. Gemäss französischen Medien hatte Ghosn sich eine falsche Identität inklusive falschem Pass besorgt, was ihm die Ausreise aus Japan ermöglichte.
Doch wie konnte Ghosn eine solche Flucht überhaupt organisieren, wurde er doch ständig überwacht? Nun, er hatte eine Komplizin: Seine Frau Carole soll die Flucht eingefädelt haben. Ein weiteres filmreifes Detail in der Geschichte, da er laut Kautionsauflagen gar keinen Kontakt mit ihr hätte haben dürfen.
Zu Zeiten als Star-Manager lebte der Mann ein Leben in Luxus, nach dem Fall tauschte er das Bett im 5-Sterne Hotel gegen eine Pritsche im japanischen Gefängnis aus – die Höchststrafe für einen Mann wie Ghosn. Seine Frau Carole kritisierte immer wieder die Haftbedingungen ihres Mannes und bat sogar Emmanuel Macron um Hilfe – erfolglos. Nun nahmen die beiden ihr Schicksal scheinbar selbst in die Hand.
Im Libanon soll Ghosn vom Präsidenten Michel Aoun feierlich empfangen worden sein – dabei nutzte er die Gelegenheit, um das Staatsoberhaupt um Schutz und Unterstützung zu beten.
Sollten sich die Details der Geschichte bestätigen und sollte der Ex-Manager nun tatsächlich so davonkommen, wird Hollywood sich die Rechte an der Story sichern – und uns erwartet ein Blockbuster, wie ihn nur die besten Drehbuchschreiber ausdenken könnten. (mim)
16 Mio. pro Jahr sind nicht genug, sodass er noch bescheissen / stehlen muss!?
Extrem assozial und keineswegs ein Held .
Macron um Hilfe – erfolglos." 😢
"Im Libanon soll Ghosn vom Präsidenten Michel Aoun feierlich empfangen worden sein." Gangster unter sich.