Am Mittwoch legte die UNO in einem Bericht offen, dass von den USA unterstützte Kriegstruppen im laufenden Jahr mehr afghanische Zivilisten getötet haben als die Taliban und andere bewaffnete Anti-Regierungsgruppen.
Laut dem Bericht der Hilfsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) haben die «regierungsfreundlichen Kräfte», darunter die Nato, afghanische und internationale Truppen, in den ersten drei Monaten dieses Jahres 305 Zivilisten getötet. Im Vergleicht dazu kamen 227 Zivilisten durch «regierungsfeindliche Kräfte» wie die Taliban oder den «IS» zu Tode.
Unprecedented: Pro-Afghan govt & int. military forces responsible for more civilian deaths in Q1/2019 in #Afghanistan than Taliban & IS, finds UN Report. Immediate measures needed to halt rising civilian harm from air & search ops. –Read report: https://t.co/WwRueueJqF pic.twitter.com/INwRWbR9eI
— UNAMA News (@UNAMAnews) 24. April 2019
Tadamichi Yamamoto, der Leiter der UN-Hilfsmission in Afghanistan, sagte: «Eine schockierende Zahl von Zivilisten wird weiterhin jeden Tag getötet und verstümmelt.» Er forderte alle Parteien ausdrücklich auf, die Zivilbevölkerung aus dem Visier zu nehmen. Um die Zahl der Todesopfer zu minimieren, brauche es jetzt Sofortmassnahmen bei Luftangriffen, so Yamamoto.
Denn die meisten zivilen Opfer sterben durch Luftoperationen. Im Bericht heisst es, dass im ersten Quartal des laufenden Jahres 43 Luftoperationen durchgeführt wurden. Diese haben 145 Zivilisten das Leben gekostet. Bei der Hälfte der zivilen Opfer handelte es sich um Frauen und Kinder.
Weiter starben bei Suchaktionen 102 Zivilisten. Die Mehrheit dieser Suchaktionen wurde vom afghanischen Geheimdienst durchgeführt, der von den USA, Grossbritannien und Deutschland finanziert wird. Im UNO-Bericht wurde die Besorgnis darüber geäussert, dass diese Kräfte ausserhalb ihrer Befehlskette und ungestraft zu handeln scheinen.
Der Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, Dave Butler, sagte gegenüber dem Nachrichtensender Al Jazeera: «Wir behalten uns das Recht auf Selbstverteidigung unserer Streitkräfte sowie der afghanischen Sicherheitskräfte vor. Der beste Weg, das Leiden von Zivilisten zu beenden, ist, die Kämpfe durch eine vereinbarte Reduzierung der Gewalt auf allen Seiten zu beenden.»
Für einige enthüllt der UNO-Bericht nichts Überraschendes. Emran Feroz, ein österreichisch-afghanischer Journalist, schrieb auf Twitter: «In Afghanistan töten Luftangriffe, Drohneneinsätze und brutale Nachtangriffe in diesen Tagen mehr Zivilisten als jede aufständische Gruppe. Für diejenigen, die schon länger auf diesem Feld recherchieren, ist das keine Überraschung.»
It's official now: In Afghanistan, massive airstrikes, drone operations and brutal night raids are killing more civilians in these days than any insurgent group does. This is not a surprise for those who are researching for years. https://t.co/hJlLAmXztf
— Emran Feroz (@Emran_Feroz) 24. April 2019
- "internationale Streitkräfte" (Lead) sind nicht dasselbe wie "pro government forces" (Afghan National Security Forces: 400'000 pax, NATO: 16'000 pax).
- Wenn 145 von 581 Zivilisten bei Luftangriffen sterben, sind es dann "die meisten"? Nur, wenn man plötzlich grosszügig die Taliban-Opfer ausblendet, weil's grad in den Kram passt.
Mit Zahlen lässt sich leicht lügen ...
Das macht die Sache nicht besser. Beim lesen des Artikels könnte man jedoch den Eindruck gewinnen, dass dies der Standard ist und die Terroristen das kleinere Übel für die Bevölkerung darstellen.