Nordkorea hat südkoreanischen Angaben zufolge erneut Raketen getestet. Dabei handele es sich wohl um Kurzstreckenraketen, die vor der Ostküste der koreanischen Halbinsel ins Meer gestürzt seien, erklärte das südkoreanische Militär am Samstag und verurteilte den Test auch mit Blick auf die globale Coronavirus-Krise.
«Eine solche Militäraktion Nordkoreas ist in einer Zeit, in der Covid-19 weltweit Probleme bereitet, höchst unangemessen.» Südkoreas Militär rief das wegen seines Atomwaffenprogramms isolierte Nachbarland dazu auf, die Tests sofort einzustellen.
UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea ohnehin die Erprobung von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe befördern können.
Den Angaben zufolge flogen die Raketen bei einer Flughöhe von bis zu 50 Kilometern etwa 410 Kilometer weit. Weitere technische Details würden zusammen mit den US-Behörden untersucht. Die südkoreanische Streitkräfte würden die Lage für den Fall weiterer Raketentests genau beobachten.
Vor dem jüngsten Raketentest hatten die nordkoreanischen Staatsmedien berichtet, dass Machthaber Kim Jong Un am Freitag eine Artillerie-Schiessübung «an der westlichen Front» angeleitet habe. Es habe sich um einen Wettbewerb zwischen grossen Einheiten der Volksarmee gehandelt.
Zuletzt hatte Nordkorea am 9. März Raketen abgefeuert. Dabei kamen nach Angaben Südkoreas bei den Winterübungen des nordkoreanischen Militärs verschiedene Typen von Mehrfachraketenwerfern zum Einsatz. Nordkorea hatte seine Tests bereits eine Woche zuvor wiederaufgenommen – nach dreimonatiger Pause. Anfang März war es der erste Raketentest des Landes seit Ende November.
Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden könnten. Es ist deswegen harten internationalen Sanktionen unterworfen. Seit dem gescheiterten zweiten Gipfeltreffen zwischen Nordkorea und den USA im Februar des vergangenen Jahres in Vietnam kommen die Nuklearverhandlungen zwischen beiden Länder nicht mehr voran.
Das Parlament in Nordkorea kündigte unterdessen für den nächsten Monat seine Frühjahrssitzung an. Die Sitzung der Obersten Volksversammlung in Pjöngjang werde am 10. April abgehalten, berichteten die Staatsmedien am Samstag und erzeugen damit den Anschein von Normalität in dem auch vom Coronavirus betroffenen Land. Die Volksversammlung wird im Ausland auch als Scheinparlament bezeichnet. Bei den nur ein- oder zweimal jährlich einberufenen Sitzungen werden weitgehend Beschlüsse der herrschenden Arbeiterpartei ratifiziert. (sda/dpa/afp/reu)