Die beiden Luzerner Adrian Müller und Fabian Keller wollen mit ihrem Projekt «Cape2Cape» vom Nordkapp – ganz im Norden Europas – bis zum Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas.
Ihr über zweijähriges Velo-Abenteuer wurde im Frühling in Namibia «kurz» vor dem Ziel vom Coronavirus zumindest vorerst gestoppt. Die beiden mussten zurück in die Schweiz. Wann sie ihre Reise fortsetzen können, ist noch offen.
Auf ihrer langen Reise haben sie unzählige verschiedene Strassen – oder eher «Strassen» – gesehen. Die spektakulärsten haben sie in ihrer persönlichen Auswahl für uns zusammengestellt.
Los geht's auf eine unglaubliche Reise über 31 der ausgefallensten Strassen der Welt. Die Kommentierung der Bilder überlassen wir Adrian und Fabian mit ihren kurzen Texten direkt:
Norwegen, nördlich von Tromsø (20.05.2018):
Kaum sind wir am Nordkapp losgeradelt, fand Fabian ein Rentiergeweih am Strassenrand, welches er bis in den 16’000 Kilometer entfernten Senegal mitschleppte. Rentiere waren im hohen Norwegen ein ständiger Begleiter. Die wilden Tiere flohen manchmal in suizidaler Art und Weise entweder quer über die Strasse oder knapp am Abgrund vorbei.
Schweden (03.06.2018):
In Schweden folgten wir während fünf Tagen der perfekten Hauptstrasse E45 Richtung Süden. Beim Ort Arvidsjaur lockte eine vermeintliche Abkürzung über eine Schneemobilpiste, welche sich aber als sehr schlammig und kräfteraubend entpuppte! Für uns ein Vorgeschmack auf die Strassen, welche wir in Afrika noch vorfinden werden.
Schweden, in der Nähe von Lychsele (05.06.2018):
Dieses Landschaftsbild begleitete uns für lange Zeit in Schweden. Diese endlos scheinende Strasse durch die skandinavische Waldlandschaft ist eine wahre Wohltat für jeden Veloreisenden.
Wales (23.08.2018):
Die extrem steilen Strassen in Wales forderten uns nach den flachen Regionen Mitteleuropas gewaltig. Sobald man die Abfahrt hinuntergebremst hatte, ging's wieder mit 20% bergauf. Zum Glück war es von hier nicht mehr weit bis nach Fishguard, von wo wir die Fähre nach Irland nahmen.
Irland (25.08.2018):
Die sagenumwobene Landschaft in Irland zog uns von Anfang an in ihren Bann. Diese atemberaubende Küstenlandschaft im Süden von Irland kurz vor Bunmahon spricht für sich.
Schottland (14.09.2018):
Als wir unsere Räder von der Fähre auf schottischen Untergrund schoben, wurden wir herzlich vom Regen empfangen, welcher uns durch ganz Schottland begleitete. Wenn sich ab und zu die Sonne durchkämpfte, fesselte uns die mystische Umgebung, wie hier auf der A82 Richtung Fort William.
Frankreich (19.10.2018):
Frankreich ist bekannt für sein grossflächiges Kanalsystem, an welchem wunderschöne Velowege entlangführen. Direkt nach Moissac wurde sogar eine Kanalbrücke über den Fluss Tarn gebaut, wo dieses Foto entstand.
Spanien (15.11.2018):
Bereits bei der Planung kristallisierte sich Spanien als sehr hügelig heraus. Somit überraschten uns die zu überwindenden Höhenmeter nicht, aber umso mehr die Aussicht über die unerwartet schöne Hügellandschaft nach einer langer Bergauffahrt nach dem Ort Villanueva de las Torres.
Marokko (20.12.2018):
Nachdem wir des Atlasgebirge in Marokko hinter uns liessen, erwartete uns die Weite der Wüste. Voller Vorfreude radelten wir in Zagora los in die uns fremde Landschaft.
Mauretanien (08.01.2019):
Vor der Sahara hatten wir im Vorfeld extrem viel Respekt, insbesondere wegen dem fehlenden Wasser. Wir waren aber überrascht, als immer wieder einzelne Häuser auftauchten. Somit überstanden wir die Reisestrecke in Mauretanien ohne Zwischenfälle und kamen gut in Nuakschott an.
Senegal (22.01.2019):
In den Transportmitteln des öffentlichen Verkehrs im Senegal wird jeder Platz ausgenutzt. Zu Stosszeiten sind die Strassen nach Dakar völlig überfüllt.
Guinea-Bissau (18.04.2019):
Einmal mehr nahmen wir eine Abkürzung in Guinea-Bissau um das Dorf Coboxanque zu erreichen. Dafür mussten wir auf einer Piroge den Rio Cumbija queren und fanden uns danach auf einem riesigen Reisfeld wieder. Aber wie überall in Afrika sind die Einheimischen sehr hilfsbereit und griffen uns unter die Arme.
Guinea, Conakry (02.05.2019):
Leider ist das Abfallsystem vielerorts nicht geregelt, wie auch hier auf unserem Weg aus der Hauptstadt von Guinea. Eine traurige Tatsache. Den Geruch in der Luft kann sich aber jeder selber vorstellen …
Guinea (13.05.2019):
In Guinea überquerten wir den Niger nahe bei seinem Ursprung, gerade nach der Ortschaft Kouroussa. Hier war es uns noch möglich, das Velo durch das Wasser zu stossen. Als wir den Strom in Nigeria nochmals querten, war überhaupt nicht daran zu denken! Da glich der Niger eher einem See.
Guinea (19.05.2019):
Die ehemalige Asphaltstrasse kann man sich leider nur noch vorstellen. Diese Situation wie hier im Süden von Guinea trafen wir zu unserem Frust auch in vielen anderen Länder an. Die Strassen werden vielfach von ausländischen Geldgebern finanziert und gebaut. Somit fehlt das Wissen für den Unterhalt.
Liberia (10.07.2019):
Während der Regenzeit verwandeln sich einige Strassen in Liberia in diesen Alptraum. Für uns ein interessantes, kräfteraubendes Abenteuer – für die Einheimischen ein alltäglicher Verzweiflungsakt. Auf der Strecke zwischen Tapeta nach Zwedru mussten wir zum Teil alle paar Meter das Velo vom klebenden Schlamm befreien, damit sich die Räder wieder drehten.
Elfenbeinküste (24.07.2019):
Was mehr nach einer Achterbahn aussieht, ist eine Hauptstrasse im Süden der Elfenbeinküste. Wir waren überglücklich, dass hier die Regenzeit bereits vorbei war. So kamen wir dementsprechend gut voran.
Grenze Ghana-Togo (10.09.2019):
Der Unterschied zwischen den Ländern war nicht immer spürbar. Aber hier an der Grenze von Ghana nach Togo passte es wie die Faust aufs Auge. Ganz abgesehen vom zynischen «Good Bye»-Schild am Strassenrand.
Nigeria, Benue State (04.11.2019):
Als wir in Nigeria genug von den verkehrsreichen Hauptstrassen hatten, entschieden wir uns nach Enugu mehr durch das Hinterland zu radeln. Dabei muss man solche Situationen in Kauf nehmen. Zum Glück mussten wir das Fahrrad nur circa 100 Meter durchs Wasser tragen und konnten danach wieder durch wunderbare Landschaften trampeln.
Nigeria, nach Gembu im Taraba State (16.11.2019):
Diese Grenzstrasse von Gembu in Nigeria nach Kamerun wird tatsächlich mit kleineren Lastwagen befahren. Wir empfanden die Strasse eher als einen Mountainbike-Downhill-Trail. Landschaftlich war diese Routenwahl aber eine Augenweide, wir nahmen die Strapazen jedenfalls gerne in Kauf.
Gabun (20.12.2019):
Der Urwald in Gabun zog uns in seinen Bann. Während mehreren Tagen folgten wir dieser schönen Strasse durch den «Parc national de la Lopé». Leider sind auch hier die Waldriesen nicht von der Holzindustrie geschützt.
Demokratische Republik Kongo, nahe Luango (26.01.2020):
Wir überquerten auf unserem Weg durch Afrika zahlreiche Brücken. Dabei waren auch einige, bei denen wir glücklich waren, ganz auf der anderen Seite angekommen zu sein. Diese Brücke in der Demokratischen Republik Kongo nahe von Luango wirkte für uns massiv und stabil. Über das fehlende Geländer kann man dabei gut hinwegsehen.
Demokratische Republik Kongo (29.01.2020):
Die Hauptstrasse N12 von Luozi nach Tshela in der Demokratischen Republik Kongo glich eher einem Acker. Diese Strasse war bezüglich seiner Beschaffenheit, Abgeschiedenheit und der Höhenmeter klar der herausforderndste Abschnitt unserer bisherigen Reise.
Angola, Chongoroi (02.03.2020):
Als wir in Angola eine Umfahrung bewusst missachteten, fanden wir uns vor dieser Herausforderung wieder. Die Brücke ist an einem Ende unterspült worden und dadurch eingebrochen. Wir mussten uns entscheiden: Entweder umkehren und über eine holprige Umfahrungspiste auf die andere Seite gelangen oder elegant auf der rechten Seite über einen schmalen Grat balancieren. Wir entschieden uns für die zweite Option und gelangten so unversehrt über den Graben.
Angola, Hoque (04.03.2020):
Rennende Kinder am Strassenrand begleiteten uns auf der ganzen Durchreise in Afrika, was uns immer wieder ein Lachen ins Gesicht zauberte und unser Herz erwärmte. Es kam auch immer wieder vor, dass uns die ganze Dorfbevölkerung zuklatschte und uns anfeuerte, wenn wir vor ihren Häusern vorbei radelten.
Die folgenden Bilder sind vom letzten Teilstück, das den beiden Schweizer Velofahrern noch fehlt. Hier werden sie bis zum südlichsten Punkt Afrikas (vermutlich) noch vorbeikommen.
Namibia, zwischen Helmeringhausen und Sesriem:
In Namibia leben knapp 2,5 Millionen Einwohner auf einer Fläche mehr als doppelt so gross wie Deutschland. Kein Wunder gibt es da vor allem eines: viel Einsamkeit. Und dazu passend: Schnurgerade Strassen durchs Niemandsland.
Namibia, kurz vor Aus:
So schön geteerte Strassen gibt es nicht überall in Namibia. Was einen dafür meist begleitet: Diese Telefonmasten und oft ein Zaun neben der Strasse.
Südafrika, Chapman's Peak Drive:
Wer von Kapstadt Richtung Kap der guten Hoffnung fährt, kann dies via Hout Bay und den Chapman's Peak Drive tun. Der Strassenabschnitt zählt zu den schönsten Küstenstrassen der Welt und ist schlicht eines: spektakulär. Und ja: Velos sind nicht verboten, man darf einfach nicht in Gruppen fahren.
Südafrika, False Bay:
Weiter Richtung südlichster Punkt führt die Küstenstrasse dann der False Bay entlang bis zum Kaff Rooi-Els. Unterwegs gibt's neben der traumhaften Sicht schöne Badestellen, beispielsweise Kogel Bay.
Südadfrika, kurz vor dem Cape Agulhas:
Die letzten Kilometer vorbei an Breadsdorp zum Cape Agulhas sind ähnlich wie weiter oben in Namibia: Es geht einfach geradeaus. Immerhin ist die Landschaft etwas abwechslungsreicher.
Südafrika, Cape Agulhas:
Die südlichste Strasse in Afrika hört nicht am Cape Agulhas – dem südlichsten Punkt des Kontinents – auf, sondern verliert sich dann nach der Ortschaft Suiderstrand irgendwann. Schon der Weg zum kleinen Dorf ist nur noch auf einer Schotterpiste zu befahren.