International
Russland

Kommt es zur Eskalation in der Ostukraine? 5 Fragen und Antworten

A Ukrainian soldier is seen at fighting positions on the line of separation from pro-Russian rebels near Luhansk, Ukraine, Friday, April 16, 2021. Growing cease-fire violations and a massive Russian m ...
Ukrainische Truppen bringen sich im Donbass in Stellung.Bild: keystone

Kommt es zur Eskalation in der Ostukraine? 5 Fragen und Antworten

Die Lage an der Grenze zur Ostukraine spitzt sich zu. Ist das alles nur ein Test von Joe Bidens politischer Stärke?
17.04.2021, 20:36
remo hess aus brüssel / schweiz am wochenende
Mehr «International»

Wladimir Putin lässt seine Armee an der Grenze zur Ukraine und auf der Krim aufmarschieren. Kommt es zur Eskalation? Und was macht der Westen? Fünf Fragen und Antworten.

Was passiert gerade an der Grenze zur Ostukraine?

Seit Ende März hat Russlands Präsident Wladimir Putin Kampftruppen und schweres Gerät an die Grenze zur Ostukraine und auf die besetzte Krim-Halbinsel verlegt. Der ukrainische Verteidigungsminister Andrij Taran sagte am Mittwoch, Russland habe entlang der gemeinsamen Grenze «insgesamt 110000 Soldaten» zusammengezogen. In den letzten Wochen ist es vermehrt zu Gefechten an der sogenannten Waffenstillstandslinie gekommen. Auch die Ukraine hat Truppen in den Osten und nahe der besetzten Krim-Halbinsel verlegt. Beide Seiten decken einander mit Kriegsdrohungen ein. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sagte kürzlich, der Versuch, einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen, werde mit der «Zerstörung der Ukraine» enden.

Steht ein neuer Krieg bevor?

Niemand kann das sagen, weil niemand weiss, was Putin wirklich im Sinn hat. Der Minsker-Friedensprozess, mit dem der schwelende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine beendet werden soll, ist auf Eis gelegt. Klar ist: Ein neuer Krieg hätte für beide Seiten schwere Folgen. Bis heute sind in der Ostukraine über 13000 Menschen durch den seit 2014 andauernden Konflikt ums Leben gekommen. Die ukrainische Armee wurde in den letzten Jahren auch vom Westen mit modernen Waffen versorgt. Statt einem kurzen Eroberungsfeldzug wie in Georgien im Jahr 2008 wäre Russland in der Ostukraine heute wohl mit einem länger dauernden Krieg konfrontiert.

Putin sammelt Pilze in Sibirien

1 / 36
Putin sammelt Pilze in Sibirien
Wladimir Putin wird 67 und geht als Geschenk an sich selber ...
quelle: ap / alexei druzhinin
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Was macht die Nato?

Das Verteidigungsbündnis hat mehrmals seine Unterstützung für die territoriale Integrität der Ukraine betont. «Die Nato steht an der Seite der Ukraine», sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag nach einer Krisensitzung mit dem ukrainischen Aussenminister. Auch US-Präsident Joe Biden versicherte seinem Amtskollegen Wolodimir Selenski seinen Beistand. Direkt eingreifen wird die Nato in den Konflikt aber kaum. Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied und wird es auf absehbare Zeit auch nicht werden. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Nato zusätzliche Waffen an die Ukraine liefert und die Armee weiter bei der Ausbildung ihrer Truppen unterstützt.

Wieso verhält sich Russland so aggressiv?

Russland sagt stets, dass es nur die russischen Staatsbürger in den abtrünnigen ukrainischen Provinzen Donezk und Lugansk schützen wolle. In den letzten Jahren hat Moskau dort über 400000 russische Pässe ausgegeben. Viele Beobachter sind sich einig, dass dies nur als Vorwand für einen Angriff dienen würde. Entscheidend dürfte sein, dass Putin sehen will, wie der neue US-Präsident Joe Biden unter Druck reagiert. Dieser hatte den Kreml-Chef kürzlich in einem Interview als «Killer» bezeichnet, was Putin gar nicht gefallen hatte. Diese Woche hat Biden den russischen Präsidenten in einem Telefonat vor einer weiteren Eskalation gewarnt und ihm gleichzeitig ein Gipfeltreffen in einem Drittstaat vorgeschlagen.

Nawalny zeigt Video von angeblichem Luxus-Palast von Putin

Video: watson

Was haben die neuen Sanktionen Amerikas gegenüber Russland damit zu tun?

Die USA haben am Donnerstag neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie sind die Quittung für einen Cyberangriff auf eine US-Firma im vergangenen Jahr, die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen und das Anbieten von Kopfgeld auf getötete US-Soldaten in Afghanistan. Unter anderem wird US-Banken untersagt, Russland mit Krediten zu versorgen. Zudem wirft die USA zehn russische Diplomaten aus dem Land. Der Zeitpunkt der Sanktionen dürfte bewusst gewählt worden sein. Ob sie in Moskau viel Eindruck erwecken, sei dahingestellt.International · Seite 9, Artikel 2/4

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Maurer bei Putin
1 / 18
Maurer bei Putin
Strahlen in die Kameras am 21.11.2019: Ueli Maurer und Wladimir Putin.
quelle: epa / alexei druzhinin / sputnik / kre
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nawalnys letzte Abrechnung mit Putin vor Gericht
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Don Alejandro
17.04.2021 20:56registriert August 2015
Putin steht auch innerhalb Russlands unter Druck. Nicht nur in der Causa Nawalny lechzt vor allem die jüngere Generation nach Veränderung. Kriegsgebahren waren da schon immer ein gutes Ablenkungsmanöver.
13438
Melden
Zum Kommentar
avatar
mitchfuchs
17.04.2021 21:56registriert Mai 2020
Ich hoffe, das ist alles nur show der russen.
479
Melden
Zum Kommentar
avatar
tempolibero
17.04.2021 23:23registriert August 2018
Ja, was ist eigentlich aus der NATO geworden?
3413
Melden
Zum Kommentar
45
IS-Terroristen kündigen weltweit Anschläge an

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich erneut zu dem Anschlag mit mehr als 140 Toten bei Moskau bekannt und darüber hinaus weltweite Angriffe auf Juden und Christen angekündigt. In einer am Donnerstag veröffentlichten 40-minütigen Audiobotschaft fordert IS-Sprecher Abu Hudhaifah al-Ansari die «einsamen Wölfe» der Bewegung auf, noch während des laufenden Fastenmonats Ramadan «Kreuzfahrer (Christen) und Juden überall anzugreifen und ins Visier zu nehmen», insbesondere in Europa und den USA sowie im Herzen des jüdischen Staates und in Palästina. Veröffentlicht wurde die Botschaft über das IS-Medienportal al-Furkan.

Zur Story