International
Schweiz

Liste mit 12'000 Nazis in Argentinien entdeckt – Konten bei der SKA

Liste mit 12'000 Nazis in Argentinien entdeckt – Konten bei der SKA

05.03.2020, 02:2005.03.2020, 20:43
Mehr «International»
Josef Mengele war wohl einer der berüchtigtsten Nazis, die nach Argentinien flohen.
Josef Mengele war wohl einer der berüchtigtsten Nazis, die nach Argentinien flohen.

In Argentinien ist eine Liste mit den Namen von 12'000 Nazis aufgetaucht, die ab den 1930er-Jahren in dem südamerikanischen Land gelebt haben sollen. Ein argentinischer Ermittler sei in einem alten Lagerhaus in Buenos Aires auf die Liste mit Sympathisanten des Hitler-Regimes gestossen.

Eine Grosszahl der Nazi-Sympathisanten zahlte demnach Geld auf eines oder mehrere Konten bei der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) ein, der heutigen Grossbank Credit Suisse mit Sitz in Zürich, wie das Simon-Wiesenthal-Zentrum am Dienstag mitteilte

«Wir glauben, dass sich auf diesen lange ruhenden Konten Geld befand, das den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus gestohlen worden war», hiess es. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum bat die Bank demnach schriftlich um einen Zugang zu ihren Archiven.

Schwarze Liste

Viele der Menschen auf der Liste hatten nach Einschätzung des Zentrums Kontakt zu Unternehmen mit Verbindungen zum NS-Regime, die während des Zweiten Weltkriegs von den USA und Grossbritannien auf die Schwarze Liste gesetzt worden waren.

Zwischen 1997 und 1999 hatte eine Expertenkommission unter Leitung des früheren Fed-Chefs Paul Volcker die Geschäfte der SKA und weiterer rund 60 Schweizer Banken unter die Lupe genommen. Dabei ging es darum, Konten von Personen herauszufiltern, die mutmasslichen Holocaust-Opfern gehört haben dürften.

CS will nochmals schauen

Die Untersuchung war laut Credit Suisse einzigartig in ihrer Art. Der Bericht sei das Ergebnis vertiefter Recherchen einer grossen Zahl von Spezialisten gewesen. Das habe es erlaubt, eine vollständige, umfassende Liste von Schweizer Konten zu erstellen, die Nazi-Opfern gehört haben dürften. Die Credit Suisse will aufgrund der neuesten Entdeckung dem Thema nochmals nachgehen.

Nach Angaben des Wiesenthal-Zentrums hat das Militärregime unter dem nazifreundlichen damaligen Präsidenten José Félix Uriburu und seinem Nachfolger Augustin Pedro Justo eine wachsende Zahl von Nazis nach Argentinien geholt. Im Jahre 1938 zählte der internationale Arm der Nazis im Argentinien insgesamt 1400 Personen.

Archive verbrannt

Die nazifreundlichen argentinischen Gruppen versuchten später ihre Einträge zu beseitigen, indem sie Archive verbrannten. Der argentinische Untersuchungsbeamte Pedro Filipuzzi fand am früheren Sitz der Nazis in Buenos Aires zufällig eine Kopie der Liste mit den 12'000 Personen. Er informierte das Wiesenthal-Zentrum darüber.

Mehrere Dutzend NS-Kriegsverbrecher, darunter Josef Mengele und der für die Deportation von Juden in die Vernichtungslager der Nazis zuständige Adolf Eichmann, waren nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflüchtet und lebten dort teils unter falscher Identität.

(sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das wurde aus der Führungsriege des «Dritten Reiches»
1 / 32
Das wurde aus der Führungsriege des «Dritten Reiches»
Vermutlich eine der letzten Aufnahmen des «Führers»: Adolf Hitler besichtigt im April 1945 die zerstörte Reichskanzlei. Am 29. April heiratete der Diktator im Bunker unter der Kanzlei seine Freundin Eva Braun.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mit Liebe und Humor gegen Nazi-Schmierereien
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
31 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Cirrum
05.03.2020 08:14registriert August 2019
Wie die meisten wohlhabenden Massenmörder, führten sie nach all diesen Verbrechen ein schönes Leben.
16413
Melden
Zum Kommentar
avatar
Thomas Melone
05.03.2020 09:55registriert Mai 2014
Damals waren es Nazigelder und diese Woche feierte die Schweizer Waffenindustrie einen Rekordumsatz.
Gestern wie heute scheint in diesem Land die Devise zu gelten: Das Fressen kommt vor der Moral.
12933
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nelson Muntz
05.03.2020 06:43registriert Juli 2017
Wieder mal waren die Simpsons zuerst
11626
Melden
Zum Kommentar
31
Alpen-Geheimtreffen mit den Amerikanern: Wie die Schweiz einen Angriff abwehren würde
Über 400 Cyberangriffe erwarten die Schweiz, Österreich und die USA in diesen Tagen. Die drei Länder bilden ein Team an der globalen Cyberabwehr-Übung «Locked Shields 2024». Auch Post, SBB und Börsenbetreiberin SIX machen mit.

Die Spannung im «Main War Room» ist mit Händen greifbar. Still, ernsthaft und hoch konzentriert lauschen die teils uniformierten und teils zivil gekleideten Cyberspezialisten aus der Schweiz, aus Österreich und den USA den Worten des Schweizer Offiziers. Er erklärt im Detail, wie die Kommunikation in der Gruppe in den nächsten Tagen abläuft während der Übung zur Cyberabwehr. Auf Englisch. Das ist die Übungssprache.

Zur Story