Jedes Land versucht die Corona-Krise mit zumindest etwas anderen Massnahmen zu bewältigen. Um die Schweizer Zahlen und Massnahmen besser vergleichen zu können, haben wir analysiert, was ähnlich grosse Nationen tun. In der Auswahl sind: Belgien (11,4 Mio. Einwohner), Portugal (10,3 Mio.), Schweden (10,1 Mio.), Österreich (8,8 Mio.), Israel (8,7 Mio.) und Norwegen (5,4 Mio.).
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Werfen wir erst einen Blick auf die Entwicklungen der positiv Getesteten in den verschiedenen Ländern. In absoluten Zahlen, gezählt ab dem Tag, an dem zehn Infizierte nachgewiesen wurden:
Mehr positive Tests als die Schweiz weist einzig Belgien aus. Portugal und Österreich sind auf ähnlichem Kurs, Israel, Norwegen und Schweden haben deutlich weniger Infizierte gemeldet.
Woran liegt das? Zum einen Teil sicher an der Anzahl Tests. Während die Schweiz in absoluten Zahlen am meisten Tests durchführte, bildet Schweden deutlich das Schlusslicht:
Die Schweiz testet also in absoluten Zahlen deutlich am meisten. Rechnen wir die Tests für einen besseren Vergleich noch auf Tests pro 100'000 Einwohner um:
Hier überholt Norwegen die Schweiz zwar, aber im Gegensatz zu anderen Ländern führen wir deutlich mehr Tests durch.
Jetzt, wo die Zahlen durch Anzahl Tests etwas relativiert wurden, schauen wir noch jedes Land im direkten Vergleich mit der Schweiz an.
Schweden ist das aktuell einzige Land, das versucht, der Corona-Krise ohne breit angelegte Lockdowns Herr zu werden. Am 19. Tag wurden lediglich die höheren Schulen in den Fernunterricht beordert, am 28. Tag erliess die Regierung ein Versammlungsverbot für über 50 Personen.
Die Kurve steigt bisher schwach an. Allerdings gilt es zu beachten: Schweden testet deutlich weniger als alle anderen Länder, die Dunkelziffer dürfte hoch sein.
Österreich führte am 16. Tag, nachdem der 10. Fall gemeldet worden war, eine Ausgangssperre ein. Die Schweiz wartete bis am 18. Tag mit dem Lockdown. Zudem sind die Massnahmen grundsätzlich strenger als bei uns.
Die Zahlen scheinen unserem östlichen Nachbarn Recht zu geben. Allerdings gilt auch hier: Die Schweiz testete rund anderthalb Mal so viele Personen auf das Virus.
Früh zu Massnahmen griff Israel. Erst wurden Einreisen aus Risikogebieten verboten, bald darauf die Grenze ganz geschlossen. Der definitive Lockdown gilt in Israel allerdings auch «erst» seit dem 18. Tag nach dem 10. Corona-Fall – genauso wie in der Schweiz.
Die Anzahl Fälle in Israel wächst deutlich langsamer als bei uns. Aber auch hier gilt: Pro 100'000 Einwohner wurden deutlich weniger Menschen getestet. Zusätzlich gilt zu berücksichtigen: Positive Tests gab es in Israel «nur» in rund 6 Prozent der Fälle, während es in der Schweiz rund 11 Prozent sind.
Belgien ist eines der europäischen Länder, das am schnellsten und praktisch auf direktem Weg mit dem Lockdown reagierte. Trotzdem stiegen die Fallzahlen markant an – und dies obwohl das Land pro 100'000 Einwohner rund dreimal weniger testet.
Ähnlich wie Belgien ging Norwegen vor: Praktisch sofort auf Lockdown umschalten. Bei den Nordländern war dies 13 Tage nach dem 10. Fall soweit. Die Anzahl Fälle nahmen seither zwar zu, aber deutlich langsamer als in den verglichenen Ländern. Und auch in Sachen Tests pro 100'000 Einwohner liegt Norwegen als einziges Land gar noch vor der Schweiz. Allerdings: Positiv fallen die Tests nur in 4,5% der Fälle aus – und dies obwohl Norwegen 13. bis 29. März nur Personen mit Atemwegsbeschwerden und Pflegepersonal testete.
Norwegen setzte neben dem Lockdown früh auf Quarantäne von Einreisenden und prüft aktuell eine App, um die Mobilität der Bürger zu verfolgen.
Zum Abschluss blicken wir auf Portugal. Der Verlauf der positiv Getesteten ist ziemlich identisch mit demjenigen der Schweiz – allerdings testet Portugal pro 100'000 Einwohner rund dreimal weniger häufig.
Reagiert hatte Portugal auf die Krise mit einem Lockdown sechs Tage vor der Schweiz.
Watson, bitte nicht persönlich nehmen, ihr seit da nicht besser oder schlechter als andere CH-Medienhäuser.
"haben wir analysiert, was ähnlich grosse Nationen tun."
Die korrekte Schlussfolgerung wäre wohl gewesen:
"Nach intesiver Analyse der Zahlen sind wir zum Schluss gekommen, dass diese Zahlen ohne das Wissen von Epidemiologen und der Anwendung fortgeschrittener Statistik nicht verglichen werden können, dementsprechend verzichten wir auf alle Schlussfolgerungen und ersparen unseren Lesern für alles weiter solche Artikel.