Beim Absturz eines Flugzeugs sind 71 Menschen in Kolumbien gestorben, darunter 19 Profis des brasilianischen Fussballteams Chapecoense. Die Mannschaft sollte in Medellín das Finalhinspiel des Südamerika-Cups gegen Atlético Nacional Medellín bestreiten.
Als mögliche Ursache nannte die kolumbianische Luftfahrtbehörde Treibstoffmangel. Zunächst waren die Behörden von 75 Toten ausgegangen, aber anders als geplant hatten vier Passagiere die Reise nicht angetreten. Sechs Menschen überlebten: drei Spieler, zwei Crewmitglieder und ein Journalist. Die für die Ursachensuche wichtigen Flugschreiber (Blackboxes) konnten geborgen werden.
Localizadas las dos (2) "cajas negras " por personal seguridad aérea aerocivil pic.twitter.com/pq3boMpeFN
— Alfredo Bocanegra (@lfredobocanegra) 29. November 2016
Das Charterflugzeug vom Typ Avro RJ85 der bolivianischen Gesellschaft Lamia verunglückte in rund 3000 Metern Höhe am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión - im Landeanflug, knapp 40 Kilometer vor Medellín.
Bevor das vierstrahlige Flugzeug gegen 22.00 Uhr (Ortszeit) am Montagabend vom Radar verschwand, meldeten die Piloten technische Probleme. Angehörige versammelten sich am Stadion des Clubs in der Stadt Chapecó in Südbrasilien und warteten verzweifelt auf Nachrichten.
Complicadas primeras imágenes tras la desgracia aérea del equipo brasileño @ChapecoenseReal #Chapecoense pic.twitter.com/ydJUpLgtxx
— Miguel_Ram (@Migue_ramoss) 29. November 2016
Nach Angaben der Behörden soll unter den Toten auch Torwart Danilo sein - er war mit spektakulären Paraden der Held im Halbfinale gegen den Lieblingsclub von Papst Franziskus, San Lorenzo aus Argentinien. Der Finaleinzug war der bislang grösste Erfolg des Vereins. Der brasilianische Präsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Der südamerikanische Fussballverband Conmebol sagte das Finale ab. Atlético Nacional schlug vor, den Titel 2016 Chapecoense zuzusprechen. «Es ist ein trauriger Tag für den Fussball», sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins, Juan Carlos de la Cuesta.
#LMI2933 was operated by a LAMIA Bolivia British Aerospace Avro RJ85, reg. CP-2933. The aircraft first flew in 1999. https://t.co/wFfgBPhilh pic.twitter.com/K0msG1GuSi
— Flightradar24 (@flightradar24) 29. November 2016
Nach dem Absturz wollen brasilianische Erstligateams zudem Sonderrechte für den Club durchsetzen. Traditionsclubs wie Corinthians, Meister Palmeiras und der frühere Pelé-Club Santos starteten eine Initiative, die das kostenlose Leihen von Spielern in der Saison 2017 vorsieht, ausserdem soll der Club Chapecoense drei Jahre lang nicht absteigen.
Ein Grund für den Absturz könnte Treibstoffmangel gewesen sein, sagte der Direktor von Kolumbiens Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Widersprüchliche Angaben zu den Opfern verunsicherten die Angehörigen.
Nach einem Linienflug von São Paulo nach Santa Cruz in Bolivien war die Maschine von dort in Richtung Medellín gestartet. In der Maschine waren auch rund 20 Journalisten, die über das Final-Hinspiel berichten wollten. Insgesamt waren 81 Menschen beim Charterflug nach Kolumbien an Bord.
Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der wichtigste Fussball-Clubwettbewerb in Südamerika und vergleichbar mit der Europa League. Das Erreichen des Finals war der bisher grösste Erfolg des 1973 gegründeten Teams aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina.
Chapecoense war erst 2014 in die erste Liga Brasiliens aufgestiegen. Der Absturz des Flugzeugs löste grosse Anteilnahme in der Fussballszene aus. Trauerschleifen, die das Wappen des Clubs umgeben, wurden auf Twitter veröffentlicht.
Der FC Bayern teilte mit: «Der FCBayern gedenkt der Opfer und Angehörigen des Flugzeugabsturzes in Kolumbien.» Auch der brasilianische Superstar Neymar, Argentiniens Lionel Messi und Englands Wayne Rooney reagierten bestürzt. Messi war nach dem WM-Qualifikationsspiel in Brasilien (0:3) am 11. November noch selbst mit seinen Kollegen mit der Unglücksmaschine geflogen. (sda/dpa)
Flight #LMI2933 took of from Santa Cruz (VVI) at 22:18 UTC time and lost signal from Flightradar24 near Medellin (MDE) at 02:55 UTC time pic.twitter.com/mLL7cGTf93
— Flightradar24 (@flightradar24) 29. November 2016
Flightradar24 received last ADS-B signal from #LMI2933 at 15,500 feet - about 30 km from destination MDE airport located at ~7,000 feet. pic.twitter.com/hGcyHc98EV
— Flightradar24 (@flightradar24) November 29, 2016
Last picture of Brazilian team #Chapecoense before the crash in Colombia. They were on their way to play Copa Sudamericana final
— Neymar Jr. (@NeyMarvellous) 29. November 2016
😭😭😭 pic.twitter.com/ZekiKRRDdn
Die Vereinsführung von Atletico Nacional stellte beim südamerikanischen Fussballverband (CONMEBOL) den Antrag, Chapecoense die Trophäe der Copa Sudamericana zu überreichen. Dies als Zeichen der Ehrerweisung und als posthume Hommage an die Opfer des schrecklichen Unglücks, wie der kolumbianische Finalgegner in einer Mitteilung schrieb. «Was uns betrifft, wird Chapecoense für immer der Sieger der Copa Sudamericana 2016 sein.»
Der kleine Fussballclub aus Chapeco war erst 2014 in die oberste Liga Brasiliens aufgestiegen. Nun hatte er erstmals den Einzug in das Finale eines grossen Wettbewerbs in Südamerika geschafft.
Der Absturz weckte Erinnerungen an das Flugzeugunglück von München im Jahr 1958, bei dem die Mannschaft von Manchester United auf dem Rückweg von einem Europapokal-Spiel an Bord war. 23 Menschen kamen damals um, darunter acht Spieler des englischen Traditionsvereins.
(pre/feb/dhr/phi/sda/dpa/afp/reu)