Es war die vielleicht wichtigste Debatte der Vorwahlen der US-Demokraten – und sie fiel heftiger aus als üblich. Der Überblick über die Gewinner und Verlierer des TV-Duells, das am Dienstagabend im Bundesstaat South Carolina stattfand.
Es war die letzte Debatte vor den Vorwahlen in South Carolina am Samstag – und, noch wichtiger, vor dem sogenannten «Super Tuesday». Am kommenden Dienstag halten 14 Bundesstaaten ihre Vorwahlen ab – Bernie Sanders hat sich nach vorn geschoben, er könnte am «Super Tuesday» schon allen Konkurrenten weit enteilt sein.
Deshalb war die TV-Debatte für seine Kontrahenten die beste Möglichkeit, ihn zu konfrontieren. Es wurden also vor allem Angriffe auf den Favoriten erwartet.
War am Ende dann allerdings doch Sanders. Erst gegen Ende der Debatte geriet er stärker in die Kritik. Seine Konkurrenten warfen ihm vor allem vor, dass er in der Vergangenheit im Sinne der Waffenlobby NRA abgestimmt hatte. Sie warfen Fragen auf, wie er sein zentrales Wahlkampf-Versprechen, eine Revolution im Gesundheitswesen, wirklich finanzieren will. Doch Sanders erntete unter dem Strich weniger Attacken als erwartet. Für den Umstand, dass er weit vorn liegt, kam er glimpflich davon. Die Debatte förderte niemanden zutage, der nun zu seinem Hauptkonkurrenten werden könnte.
War anstelle von Sanders doch in erster Linie Michael Bloomberg, obwohl der in der anstehenden Vorwahl in South Carolina nicht einmal auf dem Wahlzettel steht. Der Multimilliardär mischt das Rennen mit viel höheren Wahlkampfausgaben als die Konkurrenz auf – und musste sich erneut gegen schwere Angriffe wehren: Wieder ging es um die rassistisch gefärbten Polizeitaktiken, die er in seiner Amtszeit als New Yorker Bürgermeister befördert hatte. Auch Bloombergs Unterstützung für Republikaner in der Vergangenheit spiesste Konkurrentin Elizabeth Warren genüsslich auf. Bloomberg reagierte nicht souverän. Er versuchte, die Kritik mit Witzchen und als «Nebensächlichkeiten» abzutun. Das kam vor Ort nicht gut an.
Lieferte Joe Biden ab, der in den ersten Vorwahlen enttäuschend abschnitt und nun in South Carolina gewinnen muss, um im Rennen zu bleiben. Wegen seiner Beliebtheit bei den Afroamerikanern, die hier zwei Drittel der demokratischen Wähler stellen, ist das möglich. Es war seine beste TV-Debatte, weil er deutlich, pointiert und sehr streitlustig war.
This was a new one for Joe Biden tonight: Refusing to give up the mic. “In most debates so far, he’s been more than willing to give back the time,” says editor @PoliticoCharlie
— POLITICO (@politico) February 26, 2020
More live analysis: https://t.co/bpnslQYMhI pic.twitter.com/dXS2Vwq2cB
In früheren Diskussionsrunden nutzte er oft seine Antwortzeit nicht aus, jetzt beschwerte er sich bei den Moderatoren, dass er nicht genügend Redezeit bekommt. Er warb mit seinen Verdiensten aus der Vergangenheit und bemühte sich, vor allem seine Zusammenarbeit mit Barack Obama in den Vordergrund zu stellen.
Elizabeth Warren hatte erneut eine gute Debatte, doch bislang nutzten ihr die Auftritte bei den Wählern nicht viel. Amy Klobuchar und Pete Buttigieg, die Überraschungserfolge in den ersten Vorwahlen hatten, konnten sich als moderate Kandidaten erneut von Sanders absetzen.
Tom Steyer, der andere Milliardär im Rennen, darf in South Carolina am Samstag ebenfalls erstmals auf ein gutes Ergebnis hoffen. Er tat nichts in der Debatte, was das gefährden würde.
Kam von Pete Buttigieg, dem 38-jährigen früheren Bürgermeister aus Indiana. Nach einem zänkischen Start in die Debatte sagte er: «Wenn ihr denkt, dass die vergangenen vier Jahre chaotisch, spalterisch und ermüdend waren, dann stellt Euch vor, wie der Grossteil des Jahres 2020 mit Bernie Sanders gegen Donald Trump aussehen würde.»
If you think the last four years were chaotic, divisive, and exhausting, imagine spending the better part of 2020 with Bernie Sanders versus Donald Trump. #DemDebate pic.twitter.com/5S8EKpJgRe
— Pete Buttigieg (@PeteButtigieg) February 26, 2020
Dieses Szenario ist nach der Debatte in Charleston noch wahrscheinlicher geworden.
Im Gegensatz zu Buttigieg ist Sanders aber auch ein Kanditat mit einer realen Chance. Das wurde ihm 2016 schon zum Verhängnis und wird es dieses mal wahrscheinlich auch wieder der Fall sein. Die Demokraten sind nicht daran interessiert jemanden ins weisse Haus zu schicken, der den Willen des Volkes vertritt, sondern den Willen des Establishments, den Milliardären und der Rüstungsindustrie.
"Wenn ihr denkt, dass die vergangenen vier Jahre chaotisch, spalterisch und ermüdend waren, dann stellt Euch vor, wie der Grossteil des Jahres 2020 mit Bernie Sanders gegen Donald Trump aussehen würde"
Es geht nicht um das Bild zu Trump, sondern um eine Politik des demokratischen Kandidaten, die zum Vorteil des Bürgers gedeiht.
Mehr spalten als dies Trump tat, kann man nicht, das sollte auch ein Pete wissen.