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Globale Rüstungsausgaben steigen auch im Corona-Jahr – USA an Spitze

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Deutsche Soldaten während der NATO-Übung «Heidesturm» in Litauen, Oktober 2020.Bild: keystone

Rüstungsausgaben steigen um 8,5 Prozent – an der Spitze gibt's keine Veränderung

07.12.2020, 01:3607.12.2020, 03:02
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Die weltweiten Ausgaben für Waffen und Rüstungsgüter sind im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Das internationale Friedensforschungsinstitut Sipri bezifferte den Gesamtumsatz der 25 grössten internationalen Rüstungsunternehmen 2019 auf insgesamt 361 Milliarden US-Dollar (ca. 321 Mrd. Franken). Das sind 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Bericht wurde am Montag in Stockholm veröffentlicht.

Der wichtigste Händler sind mit weitem Abstand die Vereinigten Staaten. Die zwölf US-Unternehmen, die in der Rangliste erfasst sind, stehen für 61 Prozent der Verkäufe weltweit. Allein die fünf grössten Rüstungsproduzenten Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics verzeichneten einen Umsatz von 166 Milliarden US-Dollar.

Auf Platz zwei im weltweiten Waffenhandel folgt China mit 16 Prozent. Die vier von Sipri gelisteten chinesischen Unternehmen steigerten ihren Umsatz binnen eines Jahres um 4,8 Prozent. Sipri-Forscher Nan Tian erklärte dies so: «Chinesische Waffenunternehmen profitieren von militärischen Modernisierungsprogrammen für die Volksbefreiungsarmee.» Verkauft werde überwiegend im eigenen Land.

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China ist nach den USA auf dem zweiten Platz – und tragen 16 Prozent zum weltweiten Waffenhandel bei.Bild: keystone

Auf Platz drei in der globalen Rangliste findet sich Russland mit einem Anteil von 3,9 Prozent. Die Ausfuhr ins Ausland ist für russische Rüstungsproduzenten durch die Sanktionen infolge des Ukraine-Konflikts und der Besetzung der Krim-Halbinsel beschränkt. Die Einnahmen der beiden gelisteten Unternehmen gingen um insgesamt 634 Millionen US-Dollar zurück. Ein dritter russischer Produzent fiel aus den Top 25 heraus.

«Russland ist ein sehr starker Player und hat eine starke Rüstungsindustrie», sagte Lucie Béraud-Sudreau, Leiterin des Sipri-Forschungsprogramms zu Waffenhandel und Militärausgaben. Aufgrund der Wirtschaftslage habe sich die Modernisierung des Militärs jedoch verlangsamt. «Das bedeutet natürlich einen Umsatzrückgang für die russische Rüstungsindustrie, weil ihr Hauptauftraggeber, die russische Regierung, weniger ordert.»

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Ein russischer Panzer während der Kavkaz-2020-Übung in Krasnodar, September 2020.Bild: keystone

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Anstieg der Rüstungsausgaben und forderte ein «radikales Umdenken». «Selten wird eine Fehlentwicklung so deutlich vor Augen geführt: Weltweit sind Hunderte Millionen Existenzen durch die Corona-Pandemie bedroht, Abermillionen sind infiziert und Unzählige haben keine ausreichende medizinische Versorgung», sagte Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz der Deutschen Presse-Agentur. Die Sipri-Zahlen zeigten, «wohin das knappe Geld nicht fliessen sollte: immer weiter in die Taschen der internationalen Waffenindustrie.»

Die sechs grössten westeuropäischen Unternehmen machten zusammen 18 Prozent aus. Schweizer Firmen rangieren nicht unter den Top 25. Das grösste deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall steigerte seinen Umsatz um 4 Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar.

Der Anstieg der Rüstungsausgaben sei auch ein Spiegel der Spannungen in der internationalen Politik, sagte Béraud-Sudreau. Diese Entwicklung sei bereits seit der Besetzung der Krim-Halbinsel durch Russland 2014 zu beobachten. Nach dem Einzug des inzwischen abgewählten US-Präsidenten Donald Trump ins Weisse Haus 2016 habe sie sich verstärkt. (jaw/sda/dpa)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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pamayer
07.12.2020 05:50registriert Januar 2016
Ist der Mensch lernfähig?
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Zeigt Mike Johnson jetzt endlich Eier?
Der Speaker des Abgeordnetenhauses riskiert seinen Job, wenn er am Samstag tatsächlich das Hilfspaket für die Ukraine zur Abstimmung bringt.

Der Präsident will es, der Senat will es, und auch eine Mehrheit der Abgeordneten will es, das Hilfspaket für die Ukraine. Bisher jedoch sind die so dringend benötigten Gelder blockiert. Der Grund für diese absurde Situation liegt im amerikanischen Politsystem. Der Führer der Mehrheit in der jeweiligen Kammer kann darüber entscheiden, ob ein Gesetz zur Abstimmung gelangt oder nicht. Das hat weitreichende Konsequenzen.

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