Wer vorhatte, dieses Jahr die Präsidentschaftswahlen live mitzuverfolgen, der muss nun gutes Sitzfleisch beweisen. Es wird länger dauern.
Das hat zwei Gründe:
Dass noch mehrere Tage oder gar Wochen nach einer Präsidentschaftswahl Stimmen gezählt werden, ist eigentlich normal. Nur spielt es meistens keine Rolle, da ein Kandidat entweder bereits alle nötigen Elektorenstimmen gesammelt hat oder der Vorsprung eines Kandidaten in einem bestimmten Bundesstaat bereits zu gross ist.
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Doch dieses Jahr ist das anders. Das Rennen ist extrem knapp, sowohl auf nationaler Ebene als auch in den letzten verbleibenden Swing States. Und auf die kommt es jetzt an.
Das kann nicht pauschal gesagt werden, spätestens am 23. November. Es sind noch fünf «Battleground States» offen: Michigan, Wisconsin, Pennsylvania, North Carolina und Georgia.
Biden hat momentan 238 Elektorenstimmen, Trump 213. Um zu gewinnen, braucht einer von beiden mindestens 270 Stimmen. Verschiedene Konstellationen an gewonnenen Staaten können also schneller oder langsamer zu einem Gesamtgewinn führen. Klingt kompliziert, ist es auch.
Die nachfolgende Grafik liefert einen Überblick darüber, wann die Ergebnisse spätestens zu erwarten sind. Die aktuelle Lage in den einzelnen Swing States wird danach im Detail erklärt.
In Michigan führt Donald Trump (Stand 4. November, 10 Uhr) mit 52,9 Prozent der Stimmen. Doch das könnte sich noch ändern, denn in grossen Countys, wie jenem von Detroit zum Beispiel, sind weniger als die Hälfte der Stimmen ausgezählt. Die meisten davon dürften Briefvoten sein, die Joe Biden favorisieren. Es kann unter Umständen bis Freitag gehen, bis die Ergebnisse feststehen.
Gleiches Spiel in Wisconsin. Donald Trump führt knapp mit 51,2 Prozent der Stimmen. 82 Prozent der Stimmen sind ausgezählt. Doch auch hier ist es die Hauptstadt Milwaukee, die erst 40 Prozent der Stimmen ausgezählt hat, wobei 60 Prozent davon für Joe Biden waren.
Definitive Resultate sollte es aber relativ schnell geben. Bereits heute Mittag soll es laut dem Gouverneur Tony Evers so weit sein.
Pennsylvania ist der Staat mit den am meisten verbleibenden Wahlleuten. Und momentan führt Donald Trump deutlich. Das Problem sind jedoch wiederum die Briefstimmen. Gerade einmal 19 von 67 Counties haben bis jetzt ihre Briefstimmen gezählt, und davon gingen 78,4 Prozent auf das Konto von Joe Biden.
Die meisten Stimmen sollten bis Freitag gezählt sein. Wird es jedoch knapp, kann es noch viel länger dauern, denn die Briefwähler haben nur schon bis Freitag Zeit, um ihre Unterlagen überhaupt einzusenden. Ein definitives Ergebnis wird es deshalb spätestens am 23. November geben. Dann ist die Deadline für das Auszählen von Stimmen erreicht.
Das Rennen in North Carolina ist extrem knapp. Trump liegt mit 50,1 Prozent der Stimmen vorne, 95 Prozent der Stimmen sind ausgezählt. Und genau das könnte ein Ergebnis in North Carolina in die Länge ziehen.
North Carolina akzeptiert Briefstimmen bis zum 12. November. Ob es so weit kommen wird, bleibt offen. Experten der «New York Times» geben Trump eine 86-prozentige Chance, den Bundesstaat für sich einzusacken.
Eine ultraknappe Zitterpartie erlebt man auch in Georgia. Auch hier liegt Trump mit 50,5 Prozent vorne, auch hier stammen die meisten ungezählten Stimmen aus grossen (demokratischen) Städten wie Atlanta.
Wobei es in Fulton County einen kuriosen Grund hat für die späte Auszählung der brieflichen Stimmen. Ein Wasserrohrbruch in einem Raum, in dem briefliche Stimmen gezählt wurden, hindert die Wahlhelfer an ihrer Arbeit. Ergebnisse könnten sich dadurch bis Freitag verzögern.