Tag 2 des republikanischen Parteitags ist vorbei. Heute bemühten sich die Redner um einen versöhnlicheren Ton als gestern – auch wenn die Kritik an Joe Biden, Kamala Harris und den US-Demokraten natürlich nicht fehlte. Wir haben die Reden herausgesucht, die am meisten zu Reden gegeben haben.
Da sind sie wieder, die Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Joe Biden und sein Sohn Hunter. Pam Pondi, die frühere Justizministerin Floridas, sagte zur Rolle von Bidens Sohn im Aufsichtsrat des ukrainischen Gasunternehmens Burisma:
«Obwohl er (Hunter Biden) keine Erfahrung mit der Ukraine oder dem Energiesektor besass, bekam er Millionen, um nichts zu tun. Er hatte eine Qualifikation, die wichtig war: Er war der Sohn des Mannes, der dafür zuständig war, US-Hilfe für die Ukraine zu verteilen.»
Viele Twitter-User wiesen aber auf die Ironie hin, das gleichzeitig die Hälfte der Hauptredner am Parteitag der Republikaner den Nachnamen Trump tragen.
Pam Bondi called out Joe Biden for alleged nepotism on the same night Tiffany and Eric Trump spoke at the #RNC2020, just one day after Donald Trump Jr. addressed the RNC, and one day before Ivanka Trump, Advisor to the President will also speak at the RNC pic.twitter.com/swzyTljXHy
— NowThis (@nowthisnews) August 26, 2020
Der Podcast- und Youtube-Host Brian Tyler Cohen schrieb auf Twitter: «Also Pam Bondi schimpft gegen Vetternwirtschaft und die *nächste* Rednerin ist Tiffany Trump.»
So Pam Bondi rails against nepotism... and the *very next speaker* is Tiffany Trump.
— Brian Tyler Cohen (@briantylercohen) August 26, 2020
Womit wir beim nächsten Punkt wären:
Trumps Lieblingsfeind sind nebst den US-Demokraten die Medien, die seiner Meinung nach ständig Fake News verbreiten. Ins gleiche Horn bläst seine Tochter Tiffany Trump:
Tiffany Trump: "Manipulation of what information we receive impedes our freedoms...This misinformation system keeps people mentally enslaved to the ideas they deem correct. This has fostered unnecessary fear and divisiveness among us." https://t.co/tz1YGPbJoz pic.twitter.com/mqnCLZzaJe
— CBS News (@CBSNews) August 26, 2020
Sie spricht damit wohl auf die Massnahmen von Facebook und Twitter an. Zuletzt versahen die Online-Dienste einige Tweets und Posts von Donald Trump zum Coronavirus mit Warnhinweisen, dass sie zweifelhafte Informationen enthielten, die Menschen schaden könnten.
Für ihre Rede kassierte sie Kritik: Sie wiederhole bloss Trumps paranoide Verschwörungstheorien über die Medien, kommentierte etwa CNN-Moderator Keith Boykin.
Eine andere Aussage der Präsidententochter sorgte ebenso für Spott. In Bezug auf die aktuelle schwierige Wirtschaftslage sagte sie:
Sagt die Tochter eines Milliardärs und des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
She really just said that.pic.twitter.com/XKV376k1kc
— The Recount (@therecount) August 26, 2020
Nach der Weiterverbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien auf Twitter ist eine Sprecherin beim Parteitag der US-Republikaner Medienberichten zufolge von der Rednerliste gestrichen worden. Der Sender CNN und die «Washington Post» berichteten, Mary Ann Mendoza werde am Dienstagabend (Ortszeit) nicht auftreten. Mendoza ist die Mutter eines getöteten Polizisten, der nach Angaben des Wahlkampfteams von US-Präsident Donald Trump von einem vorbestraften illegalen Migranten unter Alkoholeinfluss überfahren worden war.
Mendoza hatte ihre mehr als 40'000 Twitter-Follower am Dienstag aufgefordert, einen von ihr weiterverbreiten Twitter-Thread zu lesen, bei dem es nach einem Bericht der Nachrichtenseite «Daily Beast» um eine jüdische Verschwörung zur Versklavung der Welt ging. Sie löschte ihren Tweet später. In einem weiteren Tweet schrieb sie, sie habe einen sehr langen Thread weiterverbreitet, ohne die Nachrichten dort im Einzelnen zu lesen. Sie entschuldige sich dafür. «Das spiegelt in keiner Weise meine Gefühle oder persönlichen Gedanken wieder.»
Für Trumps Wahlkampfteam ist der Vorfall peinlich, weil sich beim Republikaner-Parteitag am Dienstagabend auch Aussenminister Mike Pompeo mit einer aufgezeichneten Botschaft aus Jerusalem zu Wort melden will. Trump will mit seiner proisraelischen Politik besonders bei evangelikalen Christen punkten, die zu seinen wichtigsten Unterstützern gehören. Mendoza sollte Trumps Ziel eines schärferen Vorgehens gegen illegale Migranten unterstützen, was zu seinen zentralen Wahlkampfversprechen gehört.
Melania Trump hob sich von anderen Rednern ab, indem sie gleich zu Beginn ihrer Ansprache den Opfern der Corona-Pandemie ihr Mitgefühl aussprach. Donald Trump wird regelmässig vorgeworfen, in dieser Hinsicht zu wenig Empathie zu zeigen. Allgemein wurde die Coronavirus-Pandemie, die in den USA bisher über 180'000 Todesopfer forderte, bisher am Parteitag der Republikaner nur von Melania angesprochen.
Und während Eric Trump und andere Republikaner Biden beim Parteitag scharf und mit oftmals unbelegten Vorwürfen angingen, verzichtete die First Lady bewusst auf solche Attacken. «Ich will diese wertvolle Zeit nicht dazu gebrauchen, um die andere Seite anzugreifen», sagte sie.
First Lady Melania Trump at #RNC2020:
— NBC News (@NBCNews) August 26, 2020
“My deepest sympathy goes out to everyone who has lost a loved one [to coronavirus] ... I know many people are anxious and some feel helpless. I want you to know you're not alone.” pic.twitter.com/EvThAHUw13
Die First Lady sagte mit Blick auf die undiplomatische Art ihres Ehemannes: «Was wir als Bürger von unserem Präsidenten verdienen, ist totale Ehrlichkeit. Ob einem das gefällt oder nicht, man weiss immer, was er denkt, weil er eine authentische Person ist, die dieses Land und dessen Volk liebt.»
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 26, 2020
Der Justizminister des US-Bundesstaats Kentucky, Daniel Cameron, lieferte die wohl rhetorisch fitteste Rede des Abends. Er griff Biden wegen seiner Aussage an, wenn ein Schwarzer nicht Biden wählen würde, sei er kein richtiger Schwarzer.
«Mr. Vice President [gemeint ist Biden], schauen Sie mich an. Ich bin schwarz. Wir sind nicht gleich, Sir. Ich bin nicht in Ketten. Meine Gedanke gehören mir und Sie können mir nicht sagen, wie ich wählen soll, nur aufgrund meiner Hautfarbe.»
Über die «Radikalen Linken», die die Demokraten beherrschen würden, sagte er: «Sie glauben, dass Ihre Hautfarbe Ihre Politik diktieren muss», sagte der afroamerikanische Minister. An die Adresse von Minderheiten sagte er: «Wenn Sie sich nicht anpassen, während Sie Ihr von Gott gegebenes Recht ausüben, frei zu sprechen und zu denken, werden sie Sie niedermachen.»
Republikaner vertrauten dagegen darauf, dass die Menschen selber dächten und den amerikanischen Traum so verfolgten, wie sie es für richtig hielten, sagte Cameron. Er kritisierte: «Joe Biden ist ein Rückwärtsdenker in einer Welt, die sich nach einer zukunftsorientierten Führung sehnt.»
Kentucky Attorney General Daniel Cameron to Joe Biden: “Mr. Vice President, look at me. I am Black. We are not all the same, sir. I am not in chains. My mind is my own and you can’t tell me how to vote because of the color of my skin.” https://t.co/HqLszE3RUb #RNC2020 pic.twitter.com/aEEsvp1p80
— ABC News (@ABC) August 26, 2020
(jaw/sda/dpa)
Stimmt! Trump lügt von Anfang an. Notorisch. So wie andere atmen. Da ist er tatsächlich authentisch... aber dass man immer weiss, was er denkt und er das Volk lieben soll, ist demnach auch eine Lüge... nur noch crazy das alles...
Das tönt ja fast eher nach Iran oder so.