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US-Vorwahlen: Sanders und Biden an der #DemDebate – und keiner gewinnt

Former Vice President Joe Biden, left, and Sen. Bernie Sanders, I-Vt., right, participate in a Democratic presidential primary debate at CNN Studios in Washington, Sunday, March 15, 2020. (AP Photo/Ev ...
Ja, es wurde zwischenzeitlich auch ein bisschen laut.Bild: AP

3 Highlights und 6 überraschende Gewinner – das war das Demokraten-Duell

Erstmals in den Vorwahlen 2020 fand die demokratische Debatte als Zweikampf statt. Auf der einen Seite haben wir den moderaten Ex-Vize Joe Biden, auf der anderen den Sozialdemokraten Bernie Sanders.
16.03.2020, 05:5116.03.2020, 05:59
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Keine Chance, derzeit dem Coronavirus zu entkommen: Wegen der Ausbreitung von Covid-19 fand die demokratische Fernseh-Debatte in der Nacht auf Montag erstmals ohne Publikum statt. Ausserdem verlegte man kurzfristig den Austragungsort von Phoenix (Arizona) nach Washington, um unnötige Reisen zu beschränken.

Die Ausgangslage bleibt immer noch spannend. Auch wenn sich Joe Biden beim «Super Tuesday» und der Mini-Variante davon (vorige Woche) überraschend gut geschlagen hatte, und die meisten Bundesstaaten bisher einsackte, bleibt Bernie Sanders immer noch im rennen. Der Stand der Delegierten ist derzeit bei mindestens 841 (Biden) gegen 690 (Sanders).

Nun also zu den «Highlights»:

Biden verspricht eine weibliche Vize-Präsidentin

Zumindest in einem Punkt sind die beiden Kandidaten ziemlich einig: Beide wollen ein Kabinett, welches die USA gebührend vertritt. Sprich: Ministerposten sollen zu 50 Prozent an Frauen gehen.

Und Biden legte gleich weiter vor: Er versprach, bei einem Wahlsieg eine Frau zu seiner Stellvertreterin zu machen. «Ich verpflichte mich, eine Frau zur Vizepräsidentin zu ernennen», sagte der Mitte-Politiker. Und weiter: «Es gibt eine Reihe von Frauen, die qualifiziert sind, morgen Vizepräsidentin zu werden.» Sanders sagte seinerseits, er würde «wahrscheinlich» eine Frau auswählen.

Das Coronavirus wird politisiert

Was wäre das erste, was Bernie Sanders gegen das Coronavirus machen würde, wollte der Moderator wissen. Und Sanders:

«Shut. This. President. Down.»

Donald Trump würde mit seinem unwissenschaftlichen Gerede die amerikanische Öffentlichkeit nur verwirren.

Biden warnte mit dramatischen Worten: «Dies ist wie ein Krieg. Das ist, als würden wir aus dem Ausland angegriffen.» Die Krise müsse jetzt und hier gelöst werden. Revolutionäre Ideen hälfen nicht weiter, sagte Biden mit Blick auf Sanders' Agenda. Die Menschen wollten sofort Resultate, nicht erst in mehreren Jahren.

Auch Sanders mahnte mit Blick auf das Coronavirus: «Dies ist eindeutig ein nationaler Notstand.» Das Land als Ganzes müsse kraftvoll auf diese Krise reagieren. Man müsse aber auch die Umstände verstehen, die diese Krise verschärften, und darüber reden, wo das Land hinsteuere.

Die aktuelle Pandemie offenbare die «unglaubliche Schwäche und Dysfunktionalität» des US-Gesundheitssystems. Das Land gebe deutlich mehr für die Gesundheitsversorgung aus als andere Staaten, und dennoch gebe es nicht genug Ärzte, überhöhte Medikamentenpreise und viele Menschen ohne Krankenversicherung. «Wir sind ganz eindeutig nicht vorbereitet», beklagte Sanders. «Diese Krise macht eine ohnehin schlechte Situation noch schlimmer.»

Sanders wirbt für einen fundamentalen Umbau des US-Gesundheitssystems, Biden dagegen nur für moderate Veränderungen.

Sanders grillt Biden

Der hitzigste Teil der Debatte kam, als Sanders in die Offensive ging und Biden für sein Abstimmverhalten in der Vergangenheit und politische Positionen angriff. So zum Beispiel Bidens Haltung zum Konkursgesetz von 2005 (Biden sagte, er versuche, es rückgängig zu machen), sein Votum für die Genehmigung des Irak-Krieges und seine Unterstützung für den Defense of Marriage Act in den 90er Jahren.

Zudem kritisierte er Bidens Bemühungen, die Sozialhilfe zu kürzen. «Du bist ein ehrlicher Kerl. Warum sagst du ihnen hier nicht einfach die Wahrheit?», fragte Sanders.

Biden wehrte sich erbittert und erwiderte, dass sie die Sozialhilfe nicht gekürzt hätten. Und Sanders mit der Punchline:

«Ich weiss. Weil Leute wie ich dazu beigetragen haben, das zu verhindern.»

Wer ist der Gewinner?

Nun ja, das ist immer umstritten. CNN erklärt jeweils nach der Debatte die Gewinner, provozierte damit aber schon oftmals viel Kritik. Vor allem die Auswahl der Gewinnerinnen und Gewinner überrascht dieses Mal. Nun denn, hier sind die Verlierer und Gewinner (laut CNN):

Gewinner

  • Elizabeth Warren/Kamala Harris/Stacey Abrams/Amy Klobuchar. Und zwar, weil beide Kandidaten mehr oder weniger deutlich versprachen, eine Frau als Vize zu bestimmen.
  • Trump. Er kam ziemlich gut weg, beziehungsweise wurde nicht wirklich über lange Strecken erwähnt.
  • US Centers for Disease Control and Prevention guidance. In Anbetracht der Coronavirus-Pandemie verzichteten die beiden Kandidaten auf einen Handschlag. Stattdessen gaben sie sich einen Ellbogen-Bump.

Verlierer

  • Bernie Sanders/Joe Biden. Beide Männer hatten ihre guten Momente, schreibt CNN. Aber sie hatten auch ihre schlechten Momente und verzettelten sich teilweise in Kleinkriege über ihr Wahlverhalten in der Vergangenheit und fokusierten sich dabei auf legislative Kleinigkeiten. Den 0815-Wähler würde dies nicht interessieren, meint CNN.

Was sagt Trump?

SEHR langweilige Debatte, meinte Trump via Twitter. Und behauptet noch, dass die beiden demokratischen Kandidaten eher die Sozialausgaben kürzen als er.

(jaw)

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quelle: epa / alex plavevski
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15 Kommentare
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Score
16.03.2020 09:33registriert Mai 2017
Da hat CNN aber einiges noch immer nicht verstanden. Trump ist immer DANN der Gewinner, wenn über ihn berichtet wird. Am meisten verliert Trump wenn man endlich wieder über Inhalte und Lösungen spricht, anstatt den Fokus immer auf ihn zu legen...
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yoh
16.03.2020 10:12registriert Februar 2016
holy shit...Die Liste der Gewinner & Verlierer ist zusammengefasst alles, was an den Medien in den USA verkehrt ist.
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Gipfeligeist
16.03.2020 10:43registriert Januar 2016
Lustigerweise will Biden die Gesundheitskosten durch Corona frei für alle machen. Quasi ein Medicare for All, aber eine Testversion die nach 3 Monaten abläuft.

Biden sagt, die Leute wollen keine Revolution, sondern den Normalzustand. Darauf hin redet sich Bernie in Rage, schmeisst mit Gesundheits-zahlen und Super-PAC Kritik um sich und kritisiert Lobbyismus und Kapitalmacht. Unter normalen Umständen hätte dies in einer standing ovation geendet...
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