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Neuer Ärger für Boeing? Qantas prüft 737 nach Entdeckung von Rissen

Neuer Ärger für Boeing? Qantas prüft 737 nach Entdeckung von Rissen

01.11.2019, 09:4401.11.2019, 13:42
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epa07962118 (FILE) - A Qantas Boeing 737-800 aircraft is seen landing at Sydney Domestic Airport, Australia, 16 November 2015 (reissued 31 October 2019). According to media reports, Qantas airlines is ...
Qantas hat Probleme mit der 737.Bild: EPA

Der Airbus-Rivale Boeing steckt wegen des Debakels rund um den nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Bestseller 737 Max schon tief genug in der Krise. Jetzt droht auch das weit verbreitete Vorgängermodell 737 NG zum ernsthaften Problemfall zu werden.

Boeings Probleme nehmen kein Ende: Inmitten der Krise um den Unglücksflieger 737 Max sorgt nun auch das Vorgängermodell 737 NG für grössere Schwierigkeiten. Die australische Fluggesellschaft Qantas unterzieht nach der Entdeckung von Haarrissen drei Maschinen dieses Typs mehrere baugleiche Flugzeuge einer Inspektion. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte Anfang des Monats bereits eine dringliche Sonderprüfung angeordnet, woraufhin etliche 737 NG aus dem Betrieb genommen wurden. Doch womöglich hat das Problem eine deutlich grössere Dimension als bislang angenommen.

Am Donnerstag ging es zunächst nur um einen Riss: «Diese Maschine wurde zur Reparatur ausser Dienst gestellt», hatte ein Qantas-Sprecher der dpa gesagt. Am Freitag gab die Gesellschaft dann bekannt, dass sie bereits in drei Maschinen des Typs Boeing 737 NG Haarrisse entdeckt habe. Insgesamt sollen jetzt allein bei der australischen Airline 33 Passagierflugzeuge dieses Typs kontrolliert werden. Brisant ist, dass es sich dabei wohl auch um Jets der Baureihe handelt, für die die FAA bislang keine raschen Inspektionen vorgeschrieben hatte. Denn die Maschinen haben mehr als 22 600 Starts und Landungen hinter sich, die FAA bezog sich zunächst nur auf solche mit mehr als 30 000.

Das Risiko von Rissen besteht bei wichtigen Bauteilen zur Befestigung der Tragflächen am Flugzeugrumpf. Im Luftfahrt-Jargon werden die Teile «Pickle Forks» genannt, weil sie an Gurkengabeln erinnern. Unter hoher Belastung können diese sich bei der 737 NG offenbar schneller als angenommen abnutzen. Boeing erklärte zu dem Problem bislang nur, Kunden aktiv bei den Untersuchungen der 737 NG zu unterstützen. Allen Betreibern seien detaillierte Anweisungen gegeben worden, auch an erforderlichen Reparaturen beteilige man sich.

Die Australian Licensed Aircraft Engineers Association, ein Verband von Flugzeug-Ingenieuren, appellierte an die Fluggesellschaft, alle insgesamt 77 Maschinen diesen Typs am Boden zu lassen.

US-Aufsicht hat bereits Untersuchungen angeordnet

Eine FAA-Sprecherin wies auf Nachfrage darauf hin, dass die Behörde bereits Anfang Oktober auch für neuere 737 NG mit weniger Starts und Landungen Prüfungen angeordnet habe. Allerdings mussten nur ältere Maschinen mit besonders hoher Belastung innerhalb von sieben Tagen auf Risse gecheckt werden. Daran solle sich zunächst auch nichts ändern. Als Ergebnis der dringlichen Sonderprüfung waren bei rund fünf Prozent der untersuchten Jets Risse festgestellt worden. Sie müssen repariert werden und dürfen vorerst nicht mehr abheben.

Das Flugzeug im Flugzeug

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Das Flugzeug im Flugzeug
Die «Solar Impulse 2» ist am Dienstagmorgen um 8.24 Uhr vom Militärflugplatz Payerne VD nach Abu Dhabi aufgebrochen.
quelle: epa/keystone / laurent gillieron
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Europas grösster Billigflieger Ryanair, dessen Flotte komplett aus 737-NG-Maschinen vom Typ 737-800 besteht, zeigte sich trotz der Nachrichten aus Australien entspannt. «Ryanair überprüft ihre Flugzeuge weiterhin in Übereinstimmung mit den Lufttüchtigkeitsanweisungen und erwartet keine Auswirkungen auf unsere Verbindungen oder Flottenverfügbarkeit», teilte die Fluglinie auf Anfrage mit.

Die Boeing 737 NG ist das Vorgängermodell der 737 Max. Die 737-Max-Modelle sind seit Mitte März wegen zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mit Flugverboten belegt. Als eine entscheidende Unglücksursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm von Boeing. Ob und wann die Maschinen wieder abheben dürften, ist von internationalen Aufsichtsbehörden abhängig und derzeit unklar. (aeg/sda/awp/dpa)

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