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China: 17 neue Fälle der mysteriösen Lungenkrankheit entdeckt

Pedestrians wear protective masks as they walk through a shopping district in Tokyo Thursday, Jan. 16, 2020. Japan's government said Thursday a man treated for pneumonia after returning from Chin ...
Mehr Fälle als bisher angenommen: Chinesen schützen sich mit Atemmasken vor mysteriöser Lungenkrankheit.Bild: AP

Ausbreitung grösser als angenommen? 17 neue Fälle der mysteriösen Lungenkrankheit in China

19.01.2020, 07:2806.02.2020, 12:42
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Die Ausbreitung der rätselhaften Lungenkrankheit in China ist möglicherweise viel grösser als bisher angenommen. Das britische Zentrum für die Analyse globaler Infektionskrankheiten am Imperial College London schätzt die wahre Zahl der Infizierten auf mehr als 1700.

Auch warnen die Experten vor einer Übertragung von Mensch zu Mensch. Die zentralchinesische Metropole Wuhan berichtete am Sonntag, dass bei 17 weiteren Lungenkranken das neuartige Coronavirus entdeckt worden sei. Die Zahl der in China bestätigten Fälle steigt damit auf 62. Zwei Patienten sind bisher gestorben.

In der Studie der Experten vom Imperial College London, das auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die britische Regierung berät, heisst es:

«Es ist wahrscheinlich, dass der Ausbruch des neuen Coronavirus in Wuhan bedeutend mehr Fälle mit mittleren oder schweren Erkrankungen der Atemwege verursacht hat als bisher berichtet.»

Die Schätzung von mehr als 1700 Infektionen geht auf ein Rechenmodell zurück, in dem die Fachleute die drei im Ausland festgestellten Infektionen mit der Zahl der Flugreisenden, der Bevölkerung und der Inkubationszeit zugrunde gelegt haben. So leben im Einzugsgebiet des Flughafens von Wuhan rund 19 Millionen Menschen, von denen aber nur rund 3400 Personen am Tag ins Ausland fliegen.

Fälle in Thailand und Japan

In Thailand sind zwei Infektionen und in Japan ein Fall bei Reisenden aus Wuhan bestätigt worden. Die drei Patienten hatten auch nicht den Tiermarkt besucht, der nach amtlichen Angaben mit den meisten anderen Infektionen in Wuhan in Verbindung gebracht wurde. Unter Hinweis auf die Erfahrungen mit ähnlichen Coronaviren wie Sars oder Mers warnen die Experten aus London, «dass eine selbst erhaltene Übertragung von Mensch zu Mensch nicht ausgeschlossen werden sollte».

Coronaviren verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen – allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Sars und Mers dazu. Es wird vermutet, dass das neuartige Virus aus der Tierwelt kommt. Bislang gab es laut WHO aber «keine klaren Beweise» für eine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Der neue Erreger ist nach Angaben von Experten dem Sars-Virus sehr ähnlich. Sars steht für «Severe Acute Respiratory Syndrome», also Schweres Akutes Atemwegssyndrom. Bei der Sars-Pandemie waren 2002/2003 von China ausgehend weltweit rund 8000 Menschen an der Lungenseuche erkrankt. Knapp 800 starben.

Acht Patienten in kritischem Zustand

Nach dem Ausbruch der neuen Lungenkrankheit in Wuhan wurden bereits Verdachtsfälle aus Hongkong, Taiwan, Südkorea, Singapur, Vietnam und Nepal berichtet. Mindestens drei verdächtige Patienten gibt es auch in den chinesischen Städten Shenzhen und Shanghai, wie die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtete.

Particles of the Middle East respiratory syndrome (MERS) coronavirus that emerged in 2012 are seen in an undated colorized transmission electron micrograph from the National Institute for Allergy and  ...
So sieht der bekannte Coronavirus aus.Bild: X80001

Die 17 neuen Infektionen in Wuhan seien bei der Untersuchung von weiteren Patienten festgestellt worden, die in verschiedenen Spitälern der Stadt mit Lungenleiden unbekannter Ursache behandelt worden seien, berichtete das Gesundheitsamt. Drei von ihnen seien ernsthaft erkrankt. Der Rest sei stabil. Somit steigt die Gesamtzahl der Patienten im kritischen Zustand auf acht.

Das Alter der neu entdeckten Patienten reiche von 30 bis 79 Jahren, hiess es. Die Behörden verfolgten jetzt, welche Personen mit ihnen engen Kontakt gehabt hätten. Die Stadt werde ihre Suche nach weiteren Verdachtsfällen ausweiten und Tests machen, kündigte das Gesundheitsamt an. Von den 62 bestätigten Patienten seien bisher 19 als geheilt entlassen worden. (sda/dpa)

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