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Wie Fashion-Magazine Diversität immer stärker in den Fokus stellen

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Wie Fashion-Magazine Diversität immer stärker in den Fokus stellen

05.06.2021, 13:20
Janna Eiserbeck / watson.de
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Die Zeiten, in denen auf den Covern der bekannten und grossen Modemagazine ausschliesslich superschlanke Topmodels, die den «klassischen» Schönheitsidealen entsprechen, zu sehen waren, sind längst vorbei. Anfang des Jahres waren zum Slogan «This is healthy!» überraschend drei Frauen auf dem Cover der «Cosmopolitan» zu sehen – eine war schlank, zwei fülliger. Die Juli-Ausgabe der britischen «Vogue» ziert nun die Aktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai – und das in ein traditionelles pakistanisches Kopftuch gehüllt.

Auf der «Harper's Bazaar» ist ausserdem mit «GNTM»-Gewinnerin Alex aktuell ein Transgendermodel zu sehen. Das alles zeigt: Diversität ist ein Thema, das immer ernster und wichtiger genommen wird. Auch in der sonst so nach Gleichförmigkeit heischenden Modewelt.

Watson hakte bei den grossen deutschen Fashion-Magazinen nach, wie sie zum Thema «Body Positivity», Schönheitsidealen und Diversität stehen.

«Cosmopolitan» setzt auf Diversität

Lara Gonschorowski, Chefredakteurin der deutschen «Cosmopolitan», erklärte bereits Anfang des Jahres gegenüber watson:

«‹Body Positivity›, Diversität und Vielfalt sind wichtige Themen, die auch bei der deutsche ‹Cosmopolitan› lange schon auf der redaktionellen Agenda stehen.»

Bereits im August 2020 zierte beispielsweise die US-amerikanische Künstlerin Lizzo das Cover des Magazins aus dem Bauer-Verlag.

Von «Vogue» bis «Glamour»

Auch beim Verlag Condé Nast sind «Body Positivity» und Diversität grosse Themen und stehen deutlich im Fokus, wie eine Sprecherin des Verlags gegenüber watson erklärte. So unterzeichneten beispielsweise alle Chefredakteurinnen der 26 weltweiten Ausgaben der «Vogue» die sogenannten «Vogue Values», mit denen sie sich zu einer gemeinsamen Unternehmensphilosophie verpflichteten. Dazu gehören unter anderem «Vielfalt, Verantwortung, Respekt und der Schutz des Planeten».

Roger Lynch, CEO des Verlags Condé Nast, sagte bereits 2019 dazu:

«Als weltweit führender Modetitel besitzt ‹Vogue› die Fähigkeit zu verändern, zu beeinflussen und zu inspirieren – und damit die Verantwortung, die wirklich wichtigen Themen anzusprechen. Seit über einem Jahrhundert regen die Titel von Condé Nast kulturelle Gespräche an und sorgen für einen sinnvollen Wandel auf der ganzen Welt. Die neuen Grundsätze unterstreichen, was wir erreichen können, wenn wir für einen grösseren globalen Einfluss zusammenarbeiten.»

Auch die deutsche «Glamour» widmet sich immer wieder diesen Themen, wie die Sprecherin des Verlags gegenüber watson betont. Allerdings wolle man «Body Positivity» und Diversität eher als etwas Selbstverständliches verstehen, es zum «Normalzustand» machen und weniger als Highlight-Thema einsetzen. Wichtig sei es, den «Körper als normal und naturgegeben» darzustellen, erklärte die Sprecherin weiter.

Das Thema Selbstliebe findet sich in der «Glamour» etwa in der wiederkehrenden Kolumne von Charlotte Kuhrt wieder. Das 28-jährige Model setzt sich vor allem auch für den Diversitätswandel in der Fashion-Szene ein.

«Madame» zeigt «nicht gängige» Schönheitskonzepte

Auch beim High-Fashion-Magazin «Madame» ist Diversität ein wichtiger Faktor. Ein Cover wie das der britischen «Cosmopolitan» von Februar 2021 kommt für die Zeitschrift dennoch nicht infrage. Eine Sprecherin der Looping Group, zu der das Magazin gehört, teilte watson mit, dass man den Titel zwar «frisch und sympathisch» fände, doch für «Madame» diese Art des Covers aufgrund des «sportlichen Casual-Looks» nicht denkbar wäre. Grundsätzlich zeigten sich die Verantwortlichen jedoch sehr offen, wenn es um diverse Gesichter auf dem Titel geht:

«‹Madame› hat als traditionsreichstes deutsches Fashion-Magazin ein auf Eleganz, Mode und Schmuck konzentriertes Konzept. Was aber die gesellschaftspolitische Botschaft des Cosmo-Covers betrifft, lautet unsere Antwort: ja, natürlich.»

Weiter erklärte die Sprecherin: «‹Madame› zeigt ‹nicht gängige› Schönheitskonzepte und ‹Body Positivity› bereits seit Jahren auf dem Cover, ob mit der über 74-jährigen Künstlerin Marina Abramovic oder der sinnlichen Ashley Graham, um nur zwei Beispiele zu nennen. Schönheit bedeutet für uns nicht glatte Perfektion, sondern Persönlichkeit und Klasse. Diversität heisst für uns, nicht nur jung und weiss sichtbar zu machen – sondern zum Beispiel auch ältere Role-Models.»

So befand sich bereits Anfang des Jahres die 68-jährige Isabella Rossellini auf dem Titel der Zeitschrift. Man freue sich «über jedes Cover, das die Vielfalt weiblicher Attraktivität zeigt».

Diversität auf der «Harper's Bazaar»

Die «Harper's Bazaar», «InStyle» sowie die «Elle», die allesamt zu Hubert Burda Media gehören, wollten sich auf Anfrage von watson weder zum damaligen Cover der britischen «Cosmopolitan» noch allgemein zum Thema «Body Positivity» und «nicht gängigen» Schönheitsidealen äussern.

Dass Diversität aber auch bei der «Harper's Bazaar» eine grosse Rolle spielt, ist spätestens seit dem Sieg von Alex Mariah Peter bei «Germany's next Topmodel» vergangene Woche klar. Sie ziert nun das Juni/Juli-Cover des Magazins. Die drittplatzierte Soulin wiederum hat es in die vietnamesische Ausgabe der Zeitschrift geschafft. Dort ist eine Fashion-Strecke mit ihr zu finden.

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stadtzuercher
05.06.2021 14:06registriert Dezember 2014
Kennt ihr jemanden, der solche Modemagazine liest?
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Koukla
05.06.2021 14:35registriert Juli 2016
Ha ha ha die machen das weil sie sie so gut ankommen und sich Geld machen lässt.
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Tepalus
05.06.2021 13:48registriert Oktober 2016
"Body Positivity" schön und gut, schaut einfach, dass es jetzt nicht einfach in die andere, gewichtigere, Richtung mit dem Schönheitsideal geht. Ist nähmlich genauso ungesund und überhaupt nicht "natürlich".
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