Es kann sehr gut sein, dass sich der ein oder andere schon über den nächsten Satz aufregen wird: Suff-SMS-Sandro und ich hatten Sex. Und haben immer noch welchen. Um ehrlich zu sein ist unser letzte Sex gerade mal 14 Stunden her.
Wer nun auf das ganz grosse romantische Finale hofft, muss jetzt stark sein: Während wir im Bett immer noch DAS Dreamteam sind, wollen wir abseits des Bettlakens nichts anderes sein, als wir es bis anhin waren: sehr gute Freunde. Mit eben sehr guten Benefits.
Jedenfalls hatten Suff-SMS-Sandro und ich wegen meines kurzen Ausfluges in eine feste Beziehung mit dem Zyklopen eine Weile lang keinen GV. Mitte Juli dann, es war ein sehr gewöhnlicher Dienstagabend, draussen schiffte es, schrieb ich ihm. Und er mir.
Eine Stunde später, zum Glück ist dieses Zürich so winzig, machten wir aus diesem sehr gewöhnlichen Dienstagabend eine sehr tolle Dienstagnacht.
Wir waren so geflasht, dass wir all die sexlosen Monate sofort nachholen wollten. Nachbumsen quasi. Drei Tage später sassen wir also in diesem abgefuckten grasgrünen VW-Büssli von Suff-SMS-Sandros Bruder und fuhren mal Richtung Tessin.
Die erste Krise hatten wir in Göschenen. Das Büssli machte keinen Wank mehr. Ich fands nicht so tragisch. Suff-SMS-Sandro dafür umso schlimmer. Der wollte das Büssli schon fast schrotthaufenreif ginggen. Mir biz zu viel Drama.
In der gleichen Nacht liess ich mein Portemonnaie an einer Tankstelle liegen. Glaube ich zumindest. Da ist es nämlich nicht mehr. Und auch sonst ist es nie mehr aufgetaucht. Fand ich schlimmer als Suff-SMS-Sandro, was mich geärgert hat. Ich hätte mir mehr Mitgefühl gewünscht.
Die letzte erwähnenswerte Krise hatten wir wegen – Achtung – dem Bachelor. Ich liebe das Trash-TV-Format, er nicht. Könnte man von mir aus so stehen lassen. Eine Rechnung, die ich ohne Suff-SMS-Sandro mache. Den ganzen San-Bernadino-Pass mansplainte er mir, warum ich und der Rest der «traurigen Gesellschaft, die das schauen, so kaputt sind».
Zwischen all diesen kleinen Reibereien aber erlebten wir grossartige Tage und Nächte im Niemandsland, an Seeufern, am Waldrand und auf einer Klippe. Wir knutschten einmal sicher zwei Stunden am Stück. Dass man vom Knutschen Muskelkater bekommen kann, wusste ich nicht.
Wir vögelten bei offener Büssli-Türe im Sonnenuntergang, wir pimpten Ravioli mit Trüffel-Öl und wir masturbierten im Stau. In der zweiten Nacht wachten wir beide gleichzeitig auf, um sogleich loszulegen. Orgasmus im Halbschlaf.
Uhuren gut, hey.
Eventuell waren wir kurzeitig wie ein richtiges Paar. Wir mochten uns, wir hassten uns, wir nervten uns, wir fanden uns lustig, wir stritten über Musik, wir diskutierten nie länger als fünf Sekunden darüber, wer die Rechnung bezahlt. Und wir schwiegen uns an, nachdem ich das Lesen der Karte verkackt habe.
Es waren tolle Tage. Mit enorm gutem Sex. Und es waren anstrengende Tage. Mit Pärli-Groove, den ich nicht will, den Suff-SMS-Sandro nicht will und der nicht zu uns passt.
Dennoch kann ich den Tubel irgendwie auf eine schräge und nicht romantische Art und Weise trotzdem lieben. Gestern stand er nackt mit einem Geschenk in meinem Wohnzimmer. Mein verschwundenes Portemonnaie war ein uraltes Liebhaberstück von meinem Grosi. Längst ausverkauft.
Suff-SMS-Sandro hat in den Tiefen des Internets genau dasselbe Modell gefunden.
Das ist genau so romantisch und wunderbar wie das Zettelchen, das er dazu schrieb. In grossen schwarzen Lettern steht da: «Danke, dass du nicht mit mir gehen willst. Danke für den Sex. Danke für deine Brüste. Und sorry für den Bachelor-Speech.»
Hach.
Adieu,