Okay, ich habe kein Covid. Das ist schon mal gut. Ich werde meine aktuelle Grippe, die im klassischen Sinn keine ist, wohl gut überleben. Ich bin nämlich einfach nur stark erkältet, sagt die Medizin.
Ich finde das ja frech. Erkältung, ist ja easy. Was motz ich auch rum? Sind doch alle immer ständig erkältet. Biz Neo Citran, Erkältungsbad, Ingwer-Tee und gut ist.
Nichts ist gut.
Ich fühle mich, als würde ich jeden Moment das Zeitliche segnen. Mein Hals killt mich. Ich huste, als hätte ich in zwei Stunden ein Päckli Zigis geraucht. Und dann der Kopf. Er explodiert. Das Thermometer zeigt 38 Grad an. Gefühlt glühe ich wie Lava.
Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, mich bei all den Männern zu entschuldigen, die ich wegen Männergrippe ausgelacht habe. Jetzt, da ich selber unter dieser todernsten Erkrankung leide, will ich wirklich sehr fest um Verzeihung bitten.
Äxgüsi Ex-Freunde, Sorry Papa, Pardon Ex-Mitbewohner, nix für ungut, alle meine Kumpels.
Jedenfalls ist es so, dass wenn ich so ganz schlimm krank, ein sehr emotionales Wrack bin.
Ich schaue gerade alte «Friends»-Folgen. Ich heule pausenlos mit Ross, der in Rachel verknallt ist und irgendwie einfach nicht zum Zug kommt.
«Frankie & Grace» schaue ich auch. Eine sehr lebensbejahende Serie. Mir kommen dennoch die Tränen. Einfach, weil die zwei Hauptprotagonistinnen schon im Herbst ihres Lebens angekommen sind.
So traurig.
Dann noch Prinz Philips Tod, seine Beerdigung, die ich mir alleine auf der Couch reinziehe. SO TRAURIG! Die arme Queen. Alles Scheisse.
Und dann Corona. Ich hab ja eben kein Covid, habs als Hypochonder zwei Mal getestet. Aber diese Pandemie. So ein Elend. All die alten Menschen alleine in den Altersheimen, auf den Intensivstationen oder daheim in ihren Wohnungen.
MEIN HERZ SCHMERZT FAST NOCH MEHR ALS MEIN HALS.
Will ich in so ein Weltgeschehen jemals ein Kind setzen? Kind. Kinder. Eigene Kinder. Fremde Kinder. Voilà, welcome back to my Thema.
Ich bin ja krank vielleicht noch etwas verliebter in Max als ich es bin, wenn ich das blühende Leben bin. Max bringt mir nämlich Essen, Ingwer, Edel-Honig und den einen Halsspray, den es nur in der Apotheke am anderen Ende der Stadt gibt.
Und Max schaut mit mir «Friends». Neulich hat er sogar eine Folge «Germany’s Next Topmodel» mit mir geguckt, aber das finde ich so krank selber so hohl, dass wir weggezappt haben.
Jedenfalls also ist Max schon ein ziemlich grosser Jackpot. Nur ob er MEIN grosser Jackpot ist weiss ich nicht. Da ist immer noch seine Tochter. Und der Fakt, dass Max unsere Verbindung nicht labeln will.
Er hat zu schlechte Erfahrungen gemacht. Seit er Papa ist, scheiterten all seine Beziehungsversuche. Ich derweil weiss immer noch nicht, ob ich mich auf einen Mann mit Kind einlassen kann/will/soll.
Und so dümpeln wir ein bisschen vor uns hin. Wir haben es wunderschön, solange wir nicht über uns reden.
Ich könnte es locker nehmen, uns Zeit geben, darauf vertrauen, dass es das Schicksal richten wird. Dass wir sowieso nicht anders können, falls wir wirklich zueinander gehören. Ich könnte darauf vertrauen, dass ich mit seiner Tochter Lou könnte. Warum auch nicht? Ich liebe Kinder und – ich habs abgeklärt – die meisten Kinder lieben mich.
ICH BIN ABER KRANK.
Und traurig. Und ungeduldig. Ausserdem friere ich. Und schlucken kann ich auch kaum. Sehe scheisse aus. Habe fettige Haare. Habe Mühe. Habe Ängste. Kann meine Gedanken nicht ausformulieren, wenn Max da ist.
Ich habe verdammt Angst, dass ich Max’ Herz breche. Und ich habe Angst, dass er meines bricht. Noch mehr Angst aber habe ich davor, dass wir uns keine Chance geben, weil wir zu feige sind. Weil die Umstände nicht so Hollywood sind.
Danke für nichts, Hollywood.
Wobei Moment, ich nehme es zurück.
Soeben hat mich eine Nachricht von Max erreicht: «Ich habe uns ein Kartenspiel gekauft, Emma. Es heisst ‹Gesprächsstoff Liebe›. Ich bin gegen 21 Uhr bei dir. Brauchst weder zu duschen, noch Haare zu waschen. Ich verrate dir jetzt etwas: Zerzaust und ‹Friends›-verheult bist du am schönsten.»
Ich kenne das Kartenspiel. Ich habe es all meinen Freundinnen geschenkt, die jeweils im Begriff waren, was Ernstes einzugehen. Ich habe Max vor ein paar Wochen davon erzählt.
Ich gehe jetzt ein bisschen viel vor Rührung heulen. Und dann nehme ich mir die Last der Welt von den Schultern. Kann ja jetzt, wo ich eventuell bald in den Hafen der festen Beziehung steure, wirklich keine unsexy Halskehre gebrauchen.
Schluchz & Adieu,
Da Lachen bekanntlich gesund ist, erzähle ich dir einen meiner drei Lieblingswitze:
Also los! *räusper*
Es klingelt an der Tür, der Vater macht auf. Draussen steht ein geschleckter Italiener.
Vater: Ja?
Italiener: Ciao - ich bin Umberto und gekommen, um ihre Tochter zu vögeln!
Vater: Um was?!!
Italiener: Umberto!