Gibts das eigentlich bei sonst noch jemandem? Diesen einen Sonnenbrand, den man ein Leben lang nicht vergisst? Meiner war nicht nur besonders schmerzhaft, sondern auch über längere Zeit danach relativ peinlich. Ich bin eingeschlafen, auf dem Bauch liegend, an einem Strand in Sydney/Australien. Eingecremt war ich so halb. Zum Glück hatte ich unglaublich loyale Freunde an meiner Seite, die auf die grandiose Idee kamen, mir, während ich schlief, mit Sonnencreme die charakteristischen Segel des Opernhauses von Sydney auf den Rücken zu zeichnen.
Als ich erwachte, hatte ich höllische Schmerzen. Wie ich nach Hause kam, weiss ich nicht mehr genau - jede Art von Stoff an meinem Rücken müsste mich eigentlich wahnsinnig gemacht haben. Warum sich meine Gasteltern wegschmissen vor Lachen, als ich Richtung Dusche ging, merkte ich erst, als ich meinen Rücken im Spiegel sah. Knallrot, mit einer weissen Zeichnung, die unverkennbar das berühmteste Wahrzeichen von Sydney darstellen sollte.
Wer in Australien mit einem Sonnenbrand rumläuft, ist entweder Tourist:in, oder - wie ich damals - Austauschschülerin, die erst gerade angekommen ist. Da die Sonneneinstrahlung auf diesem Kontinent um ein Vielfaches höher ist, lernt dort jedes Kind, was ich in den Tagen nach diesem Erlebnis auch lernte. Das Einschmieren mit Sonnencreme gehört zur täglichen Morgentoilette wie Zähneputzen. Denn die Sonne muss einem - zum Beispiel im Auto - nur eine Viertelstunde auf den Arm scheinen, schon ist er knallrot. Am Strand sieht man kaum jemanden in Bikini oder Badehose, alle tragen hochgeschlossene, UV-dichte Schwimmanzüge (was im Übrigen auch im Wasser Sinn ergibt, der Pazifik an der australischen Ostküste ist Temperatur-technisch nicht das Mittelmeer), Sonnenhüte und etwas Langärmliges, sobald man nicht im Schatten ist. Das australische Sprichwort «heute rot, morgen tot» bezieht sich darauf, dass das Land die höchste Hautkrebs-Quote der Welt hat.
Für mich unbeholfene Europäerin hatte meine Gastfamilie erst mal einen altbewährten Haushaltstrick auf Lager: Man schmierte mir eine fingerbreit hohe Schicht kühlen Quark auf den Rücken. Das hat zwar im ersten Moment geholfen. Leider bin ich, vermutlich jetlagbedingt, wieder eingeschlafen, und den angetrockneten Quark von meinem verbrannten Rücken zu kriegen, war dann doch eher unangenehm. Fachleute raten übrigens auch von Quark oder Joghurt direkt auf dem Sonnenbrand ab, da ein Risiko einer Infektion mit Milchsäurebakterien besteht. Besser wäre, den kühlen Quark in ein Leinen- oder Baumwolltuch zu hüllen. Wobei ein ganz einfach mit kaltem Wasser angefeuchtetes Tuch die gleiche Wirkung hat.
Mein Gastbruder hatte seine ganz eigene Methode, wenn sich bei ihm im Brust- oder Schulterbereich leichte Rötungen zeigten: Er zog sich ein nasses T-Shirt über. Ich habe bis heute den Verdacht, das war eher ein Versuch, der pubertierenden Damenwelt zu imponieren, aber er hat drauf geschworen. Und als ich das letzte Mal zu Besuch war, hab ich gesehen, dass es sein ältester Sohn heute genauso macht - auch ohne Sonnenbrand. Meine Gastschwester hat bei leichten Reizungen auf Tee geschworen, genauer gesagt, auf Umschläge mit gekühltem Schwarztee statt Wasser. Ich selbst hab die Wirkung nie getestet, da ich Schwarztee schon als Getränk unausstehlich finde, das brauch ich nicht auch noch auf meinem Sonnenbrand.
Auf die heilende Wirkung von Tee wurde übrigens auch Jahre später gesetzt, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes mit wundgesaugten Brustwarzen im Spital lag. In der kurzen Zeit, in der mir dieses - im wahrsten Sinne des Wortes - blutrünstige kleine Wesen grausige Schmerzen verursachte, weil es Milch aus mir heraussaugen musste, beschwörte ich die übel riechenden, kühlen Teebeutel auf meinen Brüsten, mir doch ein Mindestmass an Linderung zu verschaffen. Genützt hats wenig. Seither hasse ich Tee noch mehr. Dies nur am Rande.
Der kleine Vampir, der mir damals zu schaffen machte, stellte sich später tatsächlich in jeder Hinsicht als Nachtschattengewächs heraus. Nicht nur, dass es lieber am Tag schläft als nachts, es hat auch die hellste und sonnenanfälligste Haut, die man sich vorstellen kann. Während ich es in seiner Kindheit noch halbwegs in der Hand hatte, es vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen, ist das heute, im Teenageralter, nur noch bedingt möglich. Kaum zeigen sich erste Sonnenstrahlen, müssen sonnenbrandanfällige Körperteile wie Schultern oder Ausschnitt unbedingt exponiert werden, das gehört sich so.
Da wir nicht in Australien sind, weigert sich das Kind, das Eincremen mit Sonnencreme in sein morgendliches Ritual aufzunehmen - die wertvolle Zeit braucht man schliesslich für den perfekten Lidstrich. Es setzt stattdessen auf Empfehlungen von Freundinnen, um Sonnenbrände zu lindern. Zum Beispiel Kühlpacks. Leider haben die Freundinnen vergessen, dem Kind zu sagen, dass das Kühlelement direkt auf der Haut den Schmerz noch verschlimmert und dass es sinnvoll wäre, es vorher in ein Tuch einzuwickeln. Auch das Einreiben mit Essig oder Zitrone - wer um alles in der Welt hatte denn die grandiose Idee? - stellte sich als eher schmerzhaft heraus. Die Säure tut der eh schon gereizten Haut keinen Gefallen.
Was wir seit einiger Zeit allerdings immer vorrätig haben, ist Aloe-Vera-Gel. Seine Wirkung ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, aber die Erfahrung zeigt, dass die enthaltenen Mehrfach-Zucker, Aminosäuren und Mineralstoffe die Wundheilung zu beschleunigen scheinen. Und wenn er im Kühlschrank gelagert wurde, tut er tatsächlich wirklich gut.
Gegen Sonnenbrand hilft eigentlich nur eins: Kühlen. Womit, ist relativ egal. Wobei man alles, was nicht Wasser oder Arzneimittel ist, niemals direkt an die Haut lassen sollte, sondern nur als Wickel. Und ganz grundsätzlich wäre vorbeugen - also Sonnencreme, im Schatten bleiben, T-Shirt tragen - gerade in diesem Fall um einiges besser als heilen.
Habt ihr auch Sonnenbrand-Erfahrung? Was sind eure Tipps? Schreibt sie in die Kommentarspalten.