Hand aufs Herz, sehr verehrte Userin, lieber User, du hast soeben bis hierher gelesen. Nun sag, hast du dich schon aufgeregt? Ja? Voll okay. Meine BFFs Cleo und Sophie sind auch leicht genervt.
Der Grund ist simpel: Der Zyklop und ich haben uns getrennt. Dann habe ich Rotz und Wasser geweint. Und dann hatten wir Sex.
Und jetzt fühle ich mich so ein bisschen wie in einem luftleeren Raum. Alles ist dumpf. Surreal. Traurig. Und dann wieder befreiend. Gut. Richtig. Falsch. Einsam. Kompliziert. Erlösend.
Aber von Anfang an. Scheiss Corona. Scheiss Lockdown. Irgendwem oder irgendwas muss ich ja die Schuld in die Schuhe schieben. Und ich glaube ernsthaft, dass uns die Zeit der Quarantäne den Kopf gekostet hat.
So toll sich der Zyklop und ich fanden und finden, die Magie ist verpufft. Im dunklen Nebel, der Corona über unseren Alltag gebracht hat, erstickt. Anfangs fanden wir es wahnsinnig romantisch, uns daheim einzurichten. Nur er, ich, Wein, Sex, Netflix, kochen, reden, schlafen, knutschen.
Es klang perfekt, war aber schrecklich. Schrecklich langweilig und schrecklich einengend. Für uns beide. Ich vermisste meine Freiheit, das Flirten mit anderen Männern und er seine letzte Affäre.
Also gaben wir uns Raum und Zeit. Knapp zwei Wochen haben wir uns nicht gesehen, bevor ich vergangenen Freitag vor seiner Haustüre stehe. Aufgetakelt. Enthaart. Mit Herzklopfen. Nervös vor dem, was nun kommt. Ängstlich, weil ich wusste, dass wir einen Schlussstrich ziehen werden. Es hat sich abgezeichnet.
Und dann aber auch traurig. Und gespannt. Weil ich, weil wir wussten, dass wir's ohne Abschiedssex nicht schaffen. Wir waren ja zu keiner Minute sauer aufeinander. Wir waren von Anfang an gemeinsam sauer über die Umstände. Über den tiefen Fall nach dem krassen Höhenflug.
Jedenfalls stehe ich an diesem Freitagabend in seinem Wohnzimmer. Es riecht nach ihm. Es riecht gut. Und er sieht gut aus. Er hat Znacht gekocht. Wir essen, reden über dies und das. Nur über uns reden wir nicht.
Zwischen Pesto Genovese und Kerzenlicht bricht es aus ihm raus.
«Emma, mir geht es gut. Zu gut. Und das, obwohl du mir sehr wohl fehlst.»
«Geht mir genau gleich», sage ich.
Dann kommt DER Satz:
«Meinst du, kann es sein, dass wir so ganz Floskel-Bla-Bla-Scheiss enorm gute Freunde sein können oder schon sind?»
«Ich weiss es nicht», sage ich. «Möglicherweise. Aber nicht grad heute, nicht grad morgen.»
Dann kommen mir die Tränen. Obwohl ich genau gleich fühle wie er.
Wir wechseln aufs Sofa, wo ich sein weisses T-Shirt vollrotze und sehr viel Make-up-Spuren hinterlasse. Wasserfeste Mascara, my ass!
Dann vergrabe ich mein Gesicht in seiner rechten Halsfalte. Wo ich zuerst weiter heule und ihn dann langsam küsse. Was dazu führt, dass er mit meinen Haaren spielt. Und meinen Rücken streichelt.
Natürlich will ich ihn jetzt heiraten.
(… Dä Hans im Schnäggeloch …. »)
Ab hier gehts sehr schnell, bis wir nackt sind. Und sehr lange, bis wir kommen. Weil wir uns enorm viel Zeit für alles lassen. Macht den Sex sehr schön, in Sachen Herzschmerz hilfts nicht.
Ich bleibe nicht. Obwohl er eine Abschiedsnacht schön fände. Auf dem Heimweg fällt mir ein, dass es schon sehr verlockend und toll wäre, noch husch ein Päckli Zigis im 24-Stunden-Shop zu kaufen.
Entscheide mich dann aber gegen Kippen und für Chips und Schokolade. Der Plan ist klar: nach Hause gehen, Mariah Carey und Beyonce aufdrehen – und natürlich Roxette – und weinen. Um dann doch aber auch erleichtert zu sein.
Eben, luftleerer Raum. Alles dumpf.
Hallo, altes Leben. Da bin ich wieder. Schön, dass wir wieder vereint sind.
Glaubs.
Hoffentlich.
Oder so.
Liebe nervt,
Aber ja, ich steck da ja nicht drin, du musst/kannst/darfst es leben, ich nur darüber lesen oder halt auch nicht, von daher, dein Leben, deine Entscheidung.