Der Griff zur Konserve ist verführerisch, wenn's mal schnell gehen muss – und länger haltbar sind Dosenprodukte auch noch. Neben vielen Fertigprodukten gibt es auch Obst in Dosen. Aber wie gesund ist das?
Ökotrophologin Manuela Marin aus Berlin erklärt: «Obst aus der Dose ist eine Alternative zu frischem Obst. Dennoch kann es das frische Obst nicht ersetzen, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum oder gar dauerhaft. Davon ist abzuraten.»
Dosenobst sei sicherlich nicht so gesund, wie frisches Obst, das man im Laden oder auf dem Markt kaufen kann oder selbst erntet. «Aber es ist eine Möglichkeit, um Obst haltbar zu machen für Fälle, wenn man bestimmte Obstsorten gar nicht bekommt, wie zum Beispiel Pfirsiche im Winter. Dann kann man das mal machen.»
Die Ernährungsexpertin weist aber darauf hin: «Man sollte natürlich immer auf den Zuckergehalt schauen. Gerade in Obstkonserven steckt sehr viel Zucker. Manchmal kann man auch leicht gezuckerte Varianten bekommen. Das würde ich auf jeden Fall bevorzugen.»
Dass Dosenobst nicht so gesund ist wie frisches Obst, liegt aber nicht nur am Zuckergehalt, sondern auch an den normalen Verlusten – also Vitamin- und Mineralstoffverluste – die beim Haltbarmachen eintreten. «Die Herstellung ist schon so verbessert, dass die Verluste so gering wie möglich sind. Aber ganz verhindern kann man es nicht. Das ist der Preis dafür, den ich zahle, dass ich das Obst zur Verfügung habe, wenn frisches Obst nicht erhältlich ist», so Marin.
Wer das Dosenobst mit Wasser abwäscht, um den süssen Saft zu entfernen, erweist sich keinen Gefallen. «Wenn Obst länger mit Wasser in Berührung kommt, werden auch da wieder Mineralstoffe und Vitamine ausgelöst, die dann noch zusätzlich verloren gehen. Den Saft aus der Dose muss man ja nicht mitverwenden. Aber wenn man den Saft als Getränk verwenden will, kann man ihn am besten mit Mineralwasser oder Leitungswasser verdünnen. Das ist sicherlich auch in Ordnung», sagt die Expertin.
Grundsätzlich sollte man fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag essen. Davon sollten drei Portionen Gemüse sein und zwei Portionen Obst. «Eine Portion ist pauschal das, was in eine Hand passt. Wenn ich einen Pfirsich habe und drei bis fünf Erdbeeren , einen Apfel, im Winter eine Orange oder ein, zwei Mandarinen – das wäre jeweils eine Portion», erläutert Marin.
«Es ist aber durchaus erlaubt, eine Portion Obst auch durch einen Fruchtsaft zu ersetzen. Manche trinken morgens gerne einen Orangensaft oder Smoothies », weiss die Expertin. Allerdings sollte man Obst nicht komplett durch Fruchtsäfte ersetzen. «Man darf nicht vergessen, gerade die Smoothies haben eine ganze Menge Kalorien. Das wird oftmals nicht gesehen. Daher ist es auch hier wieder wichtig, auf den Zuckergehalt zu achten. Es gibt Smoothies, die sind sehr gut, die kommen im Prinzip sogar ohne Zucker aus und bei anderen ist eine ganze Menge Zucker drin.»
Obst enthält neben vielen Vitaminen und Mineralstoffen auch andere wichtige und gesundheitsfördernde Bestandteile. «Wenn ich Obst mit Schale verzehre, sind da eine Menge Ballaststoffe dabei, die der Körper braucht. Und nicht zu vergessen enthält Obst sekundäre Pflanzenstoffe. Das sind die Farb-, Aroma- und Duftstoffe», sagt Marin im Interview.
«Die schöne Farbe von Erdbeeren entsteht beispielsweise durch einen sekundären Pflanzenstoff. Von diesen Stoffen ist bekannt, dass sie positive gesundheitliche Wirkungen haben und beispielsweise freie Radikale im Stoffwechsel abfangen und das Entzündungs- und damit auch Krankheitsrisiko senken. Seien es nun Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebserkrankungen, die Palette ist weit.»
Gibt es denn Obstsorten, die gesünder sind als andere? «Das kann man so nicht sagen, die Mischung macht's», weiss die Ökotrophologin. «Fragt man jetzt, welches Obst hat besonders viel Kalium, dann ist das vielleicht die Banane, die Aprikose. Welches Obst hat besonders viele Gerbstoffe, dann sind das die Weintrauben. Es kommt dann drauf an, nach was man speziell sucht. Aber wenn man eine generelle Empfehlung geben möchte, dann würde man sagen: Die Abwechslung macht's! Es ist niemals nur eine Sorte.»
Ein Rat der Expertin: «Essen sie alles, was Saison hat. Wenn man auf dem Markt guckt und gerade Hochsaison einer Obstsorte ist, gibt es auch mal günstigere Preise. Das ist ein Vorteil. Mein Tipp: Regional und saisonal einkaufen.»
Zudem kann man ja auch selbst Früchte konservieren oder trocknen. Dann weiss man auch was man hat.
Früher gab es im Winter eigentlich fast nur Konserven.