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Duffy spricht über ihre Entführung und Vergewaltigung

epa08248502 (FILE) Welsh singer Duffy performs on stage during the Moon and Stars festival in Locarno, Switzerland, 13 July 2009 (reissued 26 February 2020). Grammy award-winning singer Duffy has reve ...
Duffy im Jahr 2009 in Locarno.Bild: EPA
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«Immer wieder unter Drogen gesetzt»: Duffy spricht über ihre Entführung und Vergewaltigung

06.04.2020, 11:1206.04.2020, 12:53
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Als sich Sängerin Duffy im Februar 2020 ganz plötzlich auf Instagram wieder mit einem Post an ihre Fans richtete, war die Aufregung gross. Die mittlerweile 35-Jährige hatte nichts Gutes über die vergangenen zehn Jahre zu berichten. Mit ihrem grossen Hit «Mercy» im Jahr 2008 schaffte sie den Durchbruch und es sah ganz danach aus, als würde eine grosse Karriere vor ihr liegen.

Doch drei Jahre später wurde es plötzlich ruhig um sie. Neun Jahre lang liess Duffy gar nichts von sich hören – bis zum besagten Instagram-Post in diesem Jahr. Und darin erklärte sie:

«Ich wurde vergewaltigt, unter Drogen gesetzt und mehrere Tage gefangen gehalten.»

Sie habe zwar überlebt, brauchte aber lange, um das Erlebte zu verarbeiten. Sie kündigte an, bald ausführlich in einem Interview über ihre Entführung zu sprechen.

Und genau das tat sie nun. Auf Instagram verwies sie auf die Webseite «duffywords.com», wo sie einen sieben Seiten langen Text veröffentlicht hat, der schockierende Details ihrer Entführung bereithält.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

With love, duffywords.com

Ein von @ duffy geteilter Beitrag am

Dem Text zufolge passierte die Entführung an ihrem Geburtstag, einem 23. Juni. Nur die Jahreszahl nannte sie nicht. Was sie dann schildert, ist erschreckend:

«Ich wurde in einem Restaurant unter Drogen gesetzt, ich wurde dann für vier Wochen immer wieder unter Drogen gesetzt und bin in ein anderes Land gereist. Ich kann mich nicht daran erinnern, in ein Flugzeug gestiegen zu sein – aber kam auf der Rücksitzbank eines Fahrzeugs zu Bewusstsein.»

Sie sei dann in ein Hotel gebracht und dort vergewaltigt worden. Sie könne sich an den Schmerz erinnern und wie sie danach versucht habe, bei Bewusstsein zu bleiben.

Keine Papiere und kein Geld

Einen weiteren Tag habe sie mit ihrem Peiniger in dem Hotel ausharren müssen, dann flog sie mit ihm zurück. Im ersten Moment fragt man sich als Leser wohl vor allem, warum hat sie nicht versucht, aus dem Hotel zu fliehen? Genau das erläutert sie ebenfalls: Sie habe zwar darüber nachgedacht, wegzurennen, während er schläft, hatte dann aber die Befürchtung, dass er die Polizei rufen und die sie dann aufspüren könne. Ausserdem hatte sie weder Papiere noch Geld dabei. Also blieb sie und flog einen Tag später wieder mit ihm zurück.

Sie versuchte, sich so normal zu verhalten, wie man sich in so einer Situation eben verhalten könne. Dabei hatte sie Todesangst:

«Er machte unterschwellige Anmerkungen, mich töten zu wollen. Mit der letzten Kraft, die ich noch hatte, sagte mir mein Instinkt zu laufen – irgendwohin zu laufen und etwas zu finden, das er nicht aufspüren kann.»

Die Zeit nach dem Martyrium

Und genau das tat sie dann. Zur Polizei wollte sie nicht, sie vertraute sich stattdessen später einer Psychologin an, die ihr «das Leben rettete».

Warum Duffy im Ausland nicht mehr unter Drogen gesetzt wurde? Das erklärt sich die Sängerin damit, dass ihr Peiniger die Drogen vermutlich nicht mit ins Ausland nehmen konnte. Denn zuvor war sie vier Wochen lang quasi durchgängig mit Drogen betäubt worden, kann sich an kaum etwas erinnern. Selbst ob sie damals bereits vergewaltigt worden war, wisse sie nicht, wie sie schreibt.

Nachdem sie die Kraft hatte zu fliehen, sei sie wochenlang allein geblieben. Ausserdem habe sie sich in den ersten drei Jahren nach der Entführung nirgends sicher gefühlt und sei deswegen fünfmal umgezogen.

Neue Musik veröffentlicht

Warum sie ausgerechnet jetzt, in Zeiten der Corona-Krise, von ihrem Martyrium erzählt? Ihrer Meinung nach gibt es wohl keinen richtigen Zeitpunkt dafür, aber sie wolle anderen damit helfen, die ähnlich gelitten haben.

Mehr will sie zu den Vorfällen jedoch nicht sagen. «Ich werde keine weiteren unangekündigten Mitteilungen dazu machen. Und auch wenn es befreiend war, endlich zu sprechen und zu singen, werde ich nun wieder in die Stille zurückkehren», erklärte Duffy. Denn: «Ich bin frei.»

Ob sie auch musikalisch weiterhin ruhig angehen lässt, liess Duffy jedoch offen. Allerdings war auf BBC Radio mit «Something Beautiful» erst kürzlich ein neuer Song von ihr zu hören. (jei/watson.de)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Commander Salamander
06.04.2020 12:59registriert September 2018
Unvorstellbar tragisch! Da fehlen einem die Worte...
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sternsucher
06.04.2020 15:33registriert November 2019
Unvorstellbar..... auch, dass niemand gemerkt hat, dass sie Bewusstlos in einen Flieger verfrachtet wurde?! Es sei denn, es war eine Privatmaschine. Dann muss der Kerl viel Geld und Einfluss gehabt haben, deshalb die Angst zu flüchten oder zur Polizei zu gehen.
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Hoci
06.04.2020 20:33registriert September 2019
Richtig schlimm.
Und sehr mutig, dass sie darüber öffentlich geredet hat.
Ich hoffe der Typ wird lebenslänglich verurteilt und kommt zu Vergewaltigern die sich auf Frischfleisch freuen.
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