Jedem Filmstudio seinen Streaming-Dienst. Dies gilt auch für Warner Brothers, nach Disney das zweitgrösste Studio Hollywoods. Nachdem Disney im November 2019 seinen eigenen Streaming-Dienst gestartet hatte, zog Warner im Frühling 2020 mit HBO Max nach. Im Gegensatz zu Disney liess sich Warner mit der weltweiten Expansion bisher Zeit.
2021 will man nun aber auch in Europa und Lateinamerika mit HBO Max starten. Das sagte Unternehmenschef Andy Forssell an der Techkonferenz Web Summit 2020. Demnach werde man in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres damit beginnen, HBO Max in Europa auszurollen. In welchen Ländern der Dienst zuerst startet, liess Forssell noch offen. Es ist anzunehmen, dass Länder wie Schweden oder Polen, in denen HBO als Marke bereits etabliert ist, zu den Startländern gehören.
Interessant wird die Situation in Ländern wie der Schweiz, aber auch in Deutschland, wo Sky seinen Streaming-Dienst unterhält. Sky hat mit Warnermedia Verträge, die es ihnen erlaubt, HBO-Serien exklusiv auf ihrer Streaming-Plattform zu zeigen. In der Schweiz hat Sky die Partnerschaft erst 2019 um «mehrere Jahre» verlängert. Sollte HBO Max in der Schweiz starten, dürfte das mit wesentlich reduzierten Serieninhalten geschehen, da die Streaming-Rechte wohl bei Sky liegen. Dies war bereits bei Disney Plus der Fall: Zum Start in der Schweiz waren einige bekannte Disney-Titel nicht verfügbar, höchstwahrscheinlich aus Lizenzgründen.
Hinzu kommt auch, dass die Schweiz mit ihrer Grösse und den drei vorherrschenden Landessprachen nicht so lukrativ ist wie andere europäische Märkte. Schlussendlich dürfte HBO Max aber auch hierzulande starten. Das lässt Forssells Aussage vermuten, wonach man den eigenen Streaming-Dienst auf lange Sicht in 190 Ländern aufschalten werde.
Warner Bros. hatte Anfang Dezember aufhorchen lassen, als das Studio mitteilte, 2021 alle Blockbuster im Kino und gleichzeitig auf HBO Max zu veröffentlichen. Die 17 betreffenden Filme werden ab US-Kinostart 30 Tage auf HBO Max verfügbar sein, bevor sie danach wieder verschwinden und dann für eine gewisse Zeit exklusiv im Kino gezeigt werden – bevor sie dann wieder als Stream verfügbar sein werden.
Viele Hollywood-Grössen, darunter Regisseur Christopher Nolan, haben sich inzwischen kritisch zu diesem Entscheid geäussert. Sie merken an, dass Warner niemanden vorab über die Absichten informiert habe. Viele Filmleute seien aber nicht einverstanden mit einem Streaming-Start, da gewisse Filme einfach auf die grosse Leinwand gehörten. (pls)