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So erklärt Bundesrat Berset das Wirrwarr um die Maskenpflicht

Bundesrat Alain Berset gibt ein Interview, waehrend der Bundesratsreise bei der Abegg Stiftung in Riggisberg, am Freitag, 3. Juli 2020. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Die Maskenpflicht sei auf Wunsch der Kantone und den Empfehlungen der Spezialisten verfügt worden, so Bundesart Alain Berset. Bild: keystone

So erklärt Bundesrat Berset das Wirrwarr um die Maskenpflicht

04.07.2020, 06:1804.07.2020, 15:15
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Die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, die am Montag in Kraft tritt, ist laut Bundesrat Alain Berset eine Folge der steigenden Zahl an Neuinfektionen und der zunehmenden Reisen nach dem Lockdown. Eine Rolle spiele auch mangelnde Disziplin.

Viele Menschen trügen in Zügen, Trams und Bussen keine Maske, obwohl der Bundesrat dies dringend empfohlen habe, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden könne, sagte Berset in einem Interview mit der Tageszeitung «Blick» (Samstagausgabe).

Die Maskenpflicht sei ferner auf Wunsch der Kantone und den Empfehlungen der Spezialisten verfügt worden. Da Schulen, Läden und Restaurants im Lockdown geschlossen gewesen seien, habe die Maskenfrage damals keine so grosse Rolle gespielt.

Zu wenig Masken auf Lager

Wichtig sei zu diesem Zeitpunkt gewesen, dass das Pflegepersonal genügend Masken gehabt habe. Berset bestätigte Vermutungen, dass die Lager zu Beginn der Coronakrise zu wenig gefüllt und Masken schwierig zu beschaffen gewesen seien.

Nun, da alle wieder mobiler seien, seien Masken nötig, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden könne. Die Kantone hätten nach der Herabstufung auf die besondere Lage die Führung bei den Schutzmassnahmen. Der Bund erlasse die grundlegenden Regeln.

Die Zusammenarbeit mit den Kantonen sei eng. Sie wüssten um ihre Verantwortung. «Momentan haben wir die Lage unter Kontrolle. Die Ansteckungen betreffen zurzeit vor allem jüngere Leute. Die Corona-Hospitalisierungen sind tief», sagte Berset.

Kantone am Drücker

Dass die Infektionszahlen nach den Lockerungen steigen würden, sei zu erwarten gewesen. Im Gegensatz zur Situation im März wisse man heute in der Regel, wer sich angesteckt habe. Wichtig sei, dass die Infektionsketten nachverfolgt werden könnten und das Contact Tracing wirklich funktioniere. Auch hier seien die Kantone am Drücker.

«Alle müssen dranbleiben. Wir können das Virus nur erfolgreich bekämpfen, wenn wir das gemeinsam tun. Jeder und jede Einzelne muss mithelfen. Wenn wir nicht geeint sind, gewinnt das Virus», warnte der Gesundheitsminister.

Der Bundesrat beobachte die Situation genau. Ziel der Regierung sei es, die Pandemie mit guter Prävention in Schach zu halten und mit effizienter Nachverfolgung lokale Ausbrüche rasch in den Griff zu bekommen. Grossveranstaltungen ab Herbst könnten nur wieder zugelassen werden, wenn die epidemiologische Lage dies zulasse.

Epidemiologen tief besorgt

Die Epidemiologen zeigten sich am Freitagabend ihrerseits sehr beunruhigt über den jüngsten Anstieg bei den Corona-Infektionen. «Der Trend geht derzeit ganz klar in die falsche Richtung», sagte Christian Althaus, Mitglied der Task-Force-Covid-19 des Bundes, in der Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens SRF.

Daher hätten die Wissenschaftler nochmals eine Warnung herausgeben, dass Orte wie Clubs, Bars und Diskotheken mit vielen Personen zu vermeiden seien. Die Lockerungen in diesem Bereich seien zu früh gekommen. Sie könnten das Contact Tracing an den Anschlag bringen.

Sofortiges Handeln sei unerlässlich. Die Situation sei sehr alarmierend. Die Schweiz befindet sich wieder in einem exponentiell steigenden Corona-Verlauf. Es gehe dann sehr schnell, dass sich die Zahlen verdoppelten. Würden neue Massnahmen beschlossen, so würden diese erst mit einer Verzögerung wirken. Nun sei Zeit zu handeln. (sda)

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