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Coronavirus: So veränderte sich der Alkohl- und Drogenkonsum der Schweiz

Auch ohne Freunde floss der Alkohol während der Lockdown-Phase.
Auch ohne Freunde floss der Alkohol während der Lockdown-Phase.bild: shutterstock

So veränderte die Coronakrise den Alkoholkonsum in der Schweiz

Die Einschränkungen rund um die Coronakrise betrafen vor allem auch das Sozialleben. Wie reagierten die Schweizer auf die neuen Umstände? Der Global Drug Survey liefert Antworten zum Thema Alkohol- und Drogenkonsum.
14.09.2020, 20:0915.09.2020, 07:31
Reto Fehr
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Der Global Drug Survey (GDS) führte in diesem Sommer eine Spezialumfrage zum Thema Corona durch. 55'811 Personen machten während sieben Wochen im Mai und Juni weltweit mit, aus der Schweiz waren es 3498 Personen. Von den Schweizer Teilnehmern waren 66 Prozent männlich, 33 Prozent weiblich und ein Prozent nichtbinär.

Wir nehmen hier die Resultate aus der Schweiz in den Fokus und schauen, wie sich unser Alkohol- und Drogenkonsum während der Coronakrise verändert hat.

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Alkohol und andere Drogen sind nie die Lösung. Bei Suchtproblemen gibt es in der Schweiz diverse Anlaufstellen. Beispielsweise Sucht Schweiz oder Safezone.ch, die Online-Beratung des Bundesamtes für Gesundheit in Zusammenarbeit mit Kantonen und Suchtfachstellen.

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Umgang mit der Krise

Die Studienleiter wollten zunächst wissen, wie die Teilnehmenden den Umgang mit der Krise in ihren Ländern bewerten und wie sie die Krise bewältigten. 62 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass sie gut mit der Situation umgehen konnten. Auch die Regierung kam grundsätzlich gut weg. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerteten 77 Prozent das Vorgehen mit einer 8 oder höher, deren 18 Prozent verteilten die Höchstnote.

Alkohol: Menge und Häufigkeit

Wie hat sich der Genuss von Alkohol in den letzten 30 Tagen verändert? Hierzu zur Erinnerung: Die Umfrage fand während sieben Wochen im Mai und Juni statt. Während dieser Phase lockerte die Schweiz die Corona-Massnahmen. Am 8. Juni gab es bei uns bekanntlich den letzten grossen Öffnungsschritt.

Rund jeder Dritte gab damals an, Alkohol an 6 bis 10 Tagen in den letzten 30 Tagen konsumiert zu haben.

Tage, an denen in den letzten 30 Tagen Alkohol konsumiert wurde:

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In mehr als der Hälfte der Fälle (51 %) bleibt es dabei bei einem bis zwei Gläsern.

Anzahl Gläser an den Tagen, an welchen getrunken wurde

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Alkohol: Veränderung durch die Coronakrise

Während 43 Prozent aller Teilnehmenden aus der Schweiz angaben, dass die konsumierte Menge an Alkohol während dem Lockdown gleich blieb, sank dieser bei 21 Prozent (weltweit 25 %). Bei rund einem Drittel (36 %) nahm der Alkoholkonsum hingegen zu (weltweit 43 %), in acht Prozent der Fälle sogar stark.

Menge des konsumierten Alkohls:

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Anders sieht es aus bei der Häufigkeit. Knapp über die Hälfte der Teilnehmenden (54 %) trank gleich oft oder weniger. Rund ein Drittel (36 %) trank etwas häufiger, jeder Zehnte trank deutlich häufiger.

Häufigkeit des Alkoholkonsums:

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28 Prozent aller Teilnehmenden gaben zudem an, dass sie während der Coronakrise früher am Tag mit dem Alkoholkonsum anfingen.

Jede/r Vierte (38 %) nahm sich vor, in den nächsten 30 Tagen weniger zu trinken.

Alkohol: Warum mehr getrunken wurde

Der Hauptgrund, warum während dem Lockdown mehr Alkohol getrunken wurde, ist bei 48 Prozent der Teilnehmenden: «Mehr Zeit gehabt zu haben».

Weitere «Gründe sind: Verbrachte mehr Zeit mit dem Partner oder den Mitbewohnern» (41 %) und «Ich war gelangweilt» (32 %).

Gründe, warum MEHR Alkohol getrunken wurde:

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Alkohol: Warum weniger getrunken wurde

Die beiden Hauptgründe, warum weniger Alkohl konsumiert wurde, hängen miteinander zusammen. Zum einen fielen die «normalen» Möglichkeiten weg, wo man sonst Alkohol trank, zum anderen traf man seine «Trinkkollegen» weniger häufig.

Gründe, warum WENIGER Alkohol getrunken wurde:

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Drogenkonsum: Veränderung in der Coronakrise

Beim Blick auf den Konsum anderer Drogen zeigt sich, dass während dem Lockdown etwas häufiger Drogen konsumiert wurden. Augenfällig ist die Zunahme insbesondere bei THC-haltigen Cannabis-Produkten, CBD-Hanfprodukten und Kokainpulver – dies sind auch diejenigen Drogen, welche in der Schweiz grundsätzlich am häufigsten konsumiert werden. Ebenfalls stark zugenommen hat die Einnahme des Schmerzmittels Tramadol. Allerdings ist der Anteil der Konsumenten mit nur gerade rund 1 Prozent verschwindend klein.

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Cannabis: Gründe für Zu- und Abnahme

Cannabis ist in der Schweiz nach dem Alkohol die klar am weitesten verbreitete Droge. Schauen wir deshalb noch kurz, weshalb es zu einer Zu- oder Abnahme beim Konsum während dem Lockdown kam. Die Hauptgründe sind ähnlich verteilt wie beim Alkohol.

Gründe, warum MEHR Cannabis konsumiert wurde:

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Gründe, warum WENIGER Cannabis konsumiert wurde:

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Der Global Drug Survey (GDS) ist die weltweit grösste Umfrage zum Thema Drogen – allerdings ist sie nicht repräsentativ. Anonym kann jeder über seinen Konsum von legalen und illegalen Suchtmitteln Auskunft geben. Der GDS vertritt die Haltung, dass Aufklärung die beste Präventionsstrategie darstellt.

Die GDS wird jährlich publiziert. Aufgrund der Coronakrise wurde eine zusätzliche Umfrage zum Thema «Substanzkonsum, psychische Gesundheit und Beziehungen bevor und während Covid-19» durchgeführt. Wir riefen im Juni auch zum Mitmachen auf. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus.
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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don1701
14.09.2020 21:12registriert März 2020
nicht schlecht der artikel, ist doch tatsächlich so, dass man wenn man so viel zu hause ist eher mal ein bierchen öffnet oder eins raucht... was mich allerdings verwundert, mehr Koks? Keine Parties, warum dann Partydrogen?
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Nothingtodisplay
14.09.2020 21:36registriert November 2014
Prosit! 🍷
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sunshineZH
14.09.2020 21:36registriert November 2018
Daruf erstmal ein 🍺 😄
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