Die Ältesten litten besonders unter der ersten Welle der Coronakrise. Gut die Hälfte der Covid-Toten in der Schweiz lebte zuvor in einem Alters- oder Pflegeheim, wie im Sommer bekannt wurde. Nun, da die Infektionen wieder stark steigen, vereinzelt auch Infektionen in Altersheimen gemeldet werden, stellt sich manch einer die bange Frage: Was bedeutet das für die Bewohner? Werden sie diesmal besser geschützt als im Frühling? Ja, versichern Experten.
«Wir nehmen die Situation sehr ernst», sagt Markus Leser, Leiter des Fachbereichs Alter beim Heimverband Curaviva Schweiz. «Je mehr die Zahlen steigen, desto mehr müssen wir aufpassen.» Die Ausgangslage sei aber völlig anders als im Frühling, stellt er klar: «Damals wurden wir überrumpelt. Es gab zu wenig Schutzmaterial, wir kannten das Virus nicht.» Heute wisse man mehr darüber, es gebe genügend Schutzmaterial und Testmöglichkeiten. «Wir stehen gut da», ist Leser überzeugt.
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Die Altersheime setzten eine ganze Palette an Massnahmen um, erklärt er. Dazu gehören die gängigen Regeln: Abstand halten, Maske tragen, Händehygiene beachten. Hinzu kommt beispielsweise, dass Bewohner isoliert werden, wenn sie erkranken, und Besucher der Altersheime ihre Kontaktangaben hinterlassen müssen.
Trotz steigender Fallzahlen macht sich auch der Arzt Felix Huber keine grösseren Sorgen um die Altersheime. Er hat im Frühling für die nationale Covid-Task-Force eine Studie mitverfasst, welche die Betreuung Betagter und Hochbetagter untersucht hat. «Die Situation ist aktuell absolut nicht dramatisch», sagt er. Es gebe eine gewisse Gefahr, die Lage sei aber nicht mit dem Frühling vergleichbar. Huber sagt:
Zudem seien die Altersheime jetzt viel besser vorbereitet. Schutzmaterial sei vorhanden, ebenso Konzepte, wie die Bewohner geschützt werden können, sagt Huber. Wenn alle Pflegenden und Besucher Masken trügen und auf Händehygiene achteten, sei das Risiko einer Ansteckung «sehr stark reduziert», sagt Huber.
Im Frühling verhängten Kantone und Altersheime Besuchsverbote. Das soll nun nicht mehr geschehen. Huber sagt, von einem flächendeckenden Besuchsverbot sei man weit entfernt – und das dürfe es auch nicht mehr geben. «Es ist elementar, dass die Bewohner in Altersheimen soziale Kontakte pflegen könne.»
Auch Leser hält ein Besuchsverbot für nicht zielführend. «Wir haben nicht nur eine körperliche Schutzpflicht, sondern auch eine seelische. Da muss man genau abwägen.» Es gehe darum, individuell abgestimmte Besuchsregelungen zu finden, die für den jeweiligen Bewohner, die Angehörigen und für die Institutionen stimmten.
Eine Hilfe könnten für die Altersheime dereinst Schnelltests sein. «Das wäre im Prinzip sehr gut», sagt Huber. Damit könnten beispielsweise Mitarbeitende im Altersheim regelmässig getestet werden. Derzeit funktionierten die Schnelltests aber noch nicht zuverlässig genug, sagt Huber. Es sei daher richtig, dass das Bundesamt für Gesundheit hier auf die Bremse trete.