Verloren steht ein kleines Grüppchen am Mittwochabend kurz nach sieben Uhr vor einem abgeschlossenen Kleiderladen in Zürich. Ein A4-Zettel weist auf verkürzte Öffnungszeiten hin. Kein Einzelfall: Für viele Inhaber lohnt sich während der Coronakrise der Verkauf am Abend nicht. Doch im Schatten der Krise nimmt die Entwicklung hin zu längeren Öffnungszeiten Fahrt auf. Vor den Festtagen will etwa die in den Kantonen Aargau, Solothurn und Bern tätige Migros Aare ihre Läden länger offenhalten, wie eine Sprecherin sagt. Sie begründet den Schritt mit Corona: «So kann sich die Kundschaft besser verteilen und wir haben möglichst wenig Gedränge.»
Lebensmittelhändler sind von der Coronakrise kaum betroffen, ihre Frequenzen sind stabil. Doch längere Öffnungszeiten planen nicht nur Supermärkte. Der Luxushändler Jelmoli wird sein Warenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse an den Tagen vor Heiligabend beispielsweise bis 21 Uhr öffnen.
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Jelmoli-Chefin Nina Müller sagt, die erweiterten Öffnungszeiten böten in der aktuellen Coronasituation neben den Umsätzen einen weiteren Vorteil. «So verteilen sich die Frequenzen auf mehr Stunden und wir können Ansammlungen vermeiden.» Zu verkaufsstarken Zeiten wie der Weihnachtszeit machten erweiterte Öffnungszeiten Sinn. «Viele widmen sich kurzfristig dem Geschenkkauf, weshalb längere Öffnungszeiten auch von den Kunden begrüsst werden.»
Immer länger eingekauft werden kann auch an Events wie dem Black Friday am 27. November. Dann haben viele Läden bis 21 oder 22 Uhr geöffnet. Einkaufscenter wie das Tivoli in Spreitenbach AG, das Glatt in Wallisellen ZH oder der St.Jakob-Park in Basel öffnen bis 22 Uhr. Manor wird in seinen Warenhäusern in Basel, Baden, Aarau oder Zürich bis 21 respektive 22 Uhr Kunden empfangen.
Das ist bezeichnend für die Entwicklung der letzten Jahre. Vor allem am Abend haben grosse Ketten ihre Öffnungszeiten ausgebaut. «Es geht darum, sich den wandelnden Bedürfnissen der zunehmend mobilen und flexiblen Gesellschaft anzupassen», sagt die Sprecherin der Migros Aare. Die fixen Arbeitszeiten änderten sich und damit auch der Lebensrhythmus. Im Moment sehe man etwa ein Bedürfnis nach einem späteren Ladenschluss am Samstag.
Auch Coop hat die Öffnungszeiten erweitert. In der Stadt Zürich sind mittlerweile 60 Prozent der Coop-Supermärkte bis 21 oder 22 Uhr offen. Viele Einkaufscenter haben ihre Zeiten auf 9 bis 20 Uhr ausgebaut.
Mit der Coronakrise gab es zwar einen zwischenzeitlichen Marschhalt. Andreas Zürcher, Geschäftsführer der Zürcher City-Vereinigung, sagt: «Wir verstehen, dass viele Geschäfte während der Krise bereits um 19 Uhr schliessen, wenn Frequenzen vor allem in den Abendstunden verhaltener ausfallen.»
Mittelfristig dürften sich die Öffnungszeiten aber wieder auf dem Vorkrisenstand einpendeln, glaubt Zürcher. Seine City-Vereinigung empfiehlt für die Zürcher Innenstadt werktags Öffnungszeiten bis 20 Uhr.
In den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, beiden Appenzell, Glarus, Nid- und Obwalden, Schwyz und Zürich dürfen Läden von 6 bis 23 Uhr Waren verkaufen – auch samstags. Im Thurgau und in Schaffhausen werktags bis 22 Uhr, in Solothurn ist um 18.30 Uhr Schluss, in Luzern und St.Gallen um 19 Uhr, in Basel-Stadt um 20 Uhr.
Diese Gesetze geraten unter Druck. Im Kanton Zug wird 2021 abgestimmt, ob die Ladenschlusszeiten um eine Stunde nach hinten verschoben werden. In Luzern wurden die Öffnungszeiten per Mai um eine halbe Stunde verlängert. Die Stadt St.Gallen hat per Juni eine Tourismuszone geschaffen und so die Öffnungszeiten ausgedehnt.
Die Gewerkschaft Unia kämpft gegen längere Öffnungszeiten. «Mit Corona und den Schutzkonzepten ist die Situation dieses Jahr noch belastender für die Angestellten», sagt eine Sprecherin. Es sei «unverständlich», wenn etwa Jelmoli die Öffnungszeiten weiter ausdehne. Die Unia glaubt in ihrem Kampf das Volk hinter sich: «In mehreren Abstimmungen haben sich die Stimmberechtigten immer wieder gegen eine weitere Ausdehnung gestellt.»
Mehr Leute werden aus Budgetgründen sicher nicht eingestellt. Viele benehmen sich wirklich schrecklich. Ich habe dem Beruf damals gelernt, aber was ich da oft höre. Wie sich die Gesellschaft heute benimmt! Schlimm! Das bei dem mickrigen Lohn. Ausbeute ist das! Viele können sich damit nicht mal eine Wohnung leisten. Das Leben findet im Geschäft statt zuhause statt.
Kann mir jemand erklären warum diese längeren Zeiten nötig sind?
Ich will niemanden angreifen oder so, ich bin nur neugierig☺️
Vielen Dank und bleibt gesund