Schülerinnen und Schüler in Deutschland können sich dieses Jahr über längere Weihnachtsferien freuen. Fast überall wurde der Ferienbeginn auf den 19. Dezember vorverlegt, das haben Bund und Länder so beschlossen. Das Ziel: Die Kontakte vor den Familientreffen zu reduzieren. Eine Art Vor-Quarantäne also. Und Kanzlerin Angela Merkel würde die Schulen am liebsten für fast einen Monat schliessen.
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«Wenn wir vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschliessend das letzte Weihnachten mit den Grosseltern war, dann werden wir etwas versäumt haben», sagte Merkel in einem emotionalen Appell am Mittwoch. Man müsse deshalb darüber nachdenken, die Schulen vom 16. Dezember bis 10. Januar zu schliessen. Sollten Ferien nicht möglich sein, sei auf Digitalunterricht umzustellen. Merkel stützt sich bei ihrer Forderung auf Empfehlungen der Wissenschaftsakademie Leopoldina, die über die Festtage zu einem harten Lockdown rät.
"Es tut mir wirklich von Herzen leid, aber..." - Bundeskanzlerin Merkel mit einem emotionalen Corona-Appell im #Bundestag. #Generaldebatte pic.twitter.com/R1Hyeo4pbx
Bericht aus Berlin (@ARD_BaB) December 9, 2020
In der Schweiz geht der Kanton Zürich einen Schritt in Richtung verlängerte Schulschliessung: Gymnasiasten und Berufsschüler sollen nach den Weihnachtsferien eine Woche lang selbständig zuhause arbeiten. Man habe vor allem auf der Sekundarstufe II jeweils nach den Ferien höhere Fallzahlen gehabt, begründete Zürich die Massnahme. Andere Kantone winken hingegen ab. Es gebe gut funktionierende Schutzkonzepte, argumentiert etwa Basel-Stadt.
Widerstand kommt auch von den Lehrpersonen. Die Präsidentin des Lehrerverbands LCH zweifelt, dass eine Verlängerung der Weihnachtsferien oder ein anschliessender einwöchiger Fernunterricht genügend Wirkung zeigen kann. «Aus epidemiologischer Sicht kann ich das nicht beurteilen, aber aus pädagogischer Sicht ist klar: Das wäre nicht gut», sagt Dagmar Rösler.
Sie verweist auf die Erfahrungen aus dem Frühling, als die Schulen wochenlang geschlossen blieben. Untersuchungen zeigten, dass die Schere zwischen Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit aufging. Manche lernten gut selbständig, andere bekamen Teile des Schulstoffs nicht mit.
Besonders schwierig ist das selbständige Lernen für jüngere Kinder. In der obligatorischen Schule kommt für Rösler eine Verlängerung der Weihnachtsferien daher gar nicht in Frage. Eine einwöchige Fernunterrichtsphase bei Gymnasien und Berufsschulen sei zwar sicher durchführbar, aber auch hier ist Rösler skeptisch: «Nicht alle Jugendliche können sich gleich gut motivieren», gibt sie zu bedenken. Und: Zudem würden die Jugendlichen kaum nur daheimsitzen – aber das müssten sie ja, damit es tatsächlich wie eine Art Quarantäne nach den Feiertagen wäre.
Auch der Verein Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer lehnt eine längere Schliessung der Schulen über Weihnachten ab. Er spricht sich grundsätzlich dafür aus, den Präsenzunterricht wenn immer möglich beizubehalten, solange es die epidemiologische Lage ermöglicht und die Gesundheit aller Betroffenen geschützt werden kann. Präsident Lucius Hartmann ergänzt: «Eine Verlängerung der Weihnachtsferien in einem Schuljahr, in welchem bereits jetzt das Lernen erschwert ist, macht wenig Sinn.»
Wegen Corona machen sich Gymnasiallehrpersonen derzeit zum einen Sorgen um die eigene Gesundheit und diejenige der Schüler und Schülerinnen, wie Hartmann sagt.
«Andererseits kommt die Sorge dazu, inwiefern die Schüler und Schülerinnen, die krank oder in Quarantäne waren, dem Unterrichtsstoff noch folgen können.» Da man aus dem letzten Schuljahr noch Lücken schliessen müsse, erhöhe sich der Druck, «den Stoffplan einfach durchzupauken».
Auch Dagmar Rösler bereit derzeit Sorgen, dass der «Courant normal» an den Schulen noch lange nicht in Sicht zu sein scheint. Immer wieder fehlten Kinder und Jugendliche im Unterricht, weil sie in Quarantäne müssen - manche auch mehrmals. «Natürlich geben ihnen die Lehrpersonen Schulstoff mit nach Hause. Aber das ist nicht das gleiche wie das Lernen in der Schule, wo sie direkt unterstützt werden», sagt die oberste Lehrerin. «Je länger diese Situation andauert, desto mehr befürchten wir, dass bei den Schülern und Schülerinnen Lücken entstehen.»
Bei den Lehrpersonen kommt es wegen Quarantäne und Krankheiten ebenfalls zu Ausfällen, oft muss kurzfristig ein Ersatz gesucht werden. «Jeder Tag kann wieder neue Überraschungen mit Ausfällen und Quarantänesituationen mit sich bringen», sagt Rösler. «Das ist zermürbend.»
Die Weihnachtsferien dürfte die Lehrerinnen und Lehrer gut gebrauchen können – auch wenn sie nicht länger sind als sonst.
Aber ach nein, die bürgerlichen Parteien würden sich ja ach so dagegen wehren, weil das Geld kostet. Wie viel Geld haben wir bereits verteilt? 20 Mia.? 40 Mia.? 1 oder 2 Wochen mehr machen da auch nicht so einen grossen Unterschied!
Etwas plakativ, aber darauf läuft es ja hinaus.
Mein Gott, dann fehlt halt etwas vom Schulstoff. Daran wird kein Kind untergehen. Erst das Geschrei um die Gesundheit, aber wenn's kompliziert wird, dann doch lieber nicht…
Sorry, checks nöm.