Schweiz
Coronavirus

Geheimpapier des Bundes soll Impf-Privilegien zeigen – das musst du wissen

Bundesrat Alain Berset spricht waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Mittwoch, 13. Januar 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Gesundheitsminister Alain Berset.Bild: keystone

Geheimpapier des Bundes soll Impf-Privilegien zeigen – das musst du wissen

Geimpfte sollen während des Sommers einige Privilegien erhalten, heisst es in einem Aussprachepapier des Bundes. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
23.02.2021, 04:0023.02.2021, 12:02
Mehr «Schweiz»

Bundespräsident Guy Parmelin hat es in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» bereits angetönt. Wer sich gegen Corona impfen lässt, soll dafür Vorteile erhalten, etwa beim Besuch von Clubs. Nun wird es etwas konkreter.

Der Blick erhielt nämlich Zugang zu einem vertraulichen Aussprachepapier aus der Feder von Bundesrat Bersets Innendepartement. Demzufolge hat der Bundesrat am Mittwoch entsprechende Beschlüsse gefasst. Das Ziel sei, der Bevölkerung einen Anreiz fürs Impfen zu geben. «Blick» schreibt:

«Die Landesregierung hat beschlossen, eine Sonderbehandlung nach Impfstatus zu ermöglichen – und zwar ohne zusätzliche gesetzliche Grundlage.»

Folgende Informationen sickerten durch:

Von welchen Privilegien reden wir?

Private Gewerbe- und Kulturbetriebe sollen Geimpfte bevorzugt behandeln dürfen. Wer einen Impfnachweis erbringt, darf nach den Plänen des Bundes wieder Clubs und Theater besuchen, oder etwa im Innern eines Restaurants bedient werden.

epa08470734 People eat and drink at their table in a night club transformed into a restaurant as the current sanitary measures still discourage the usual clubbing experience, in Lausanne, Switzerland, ...
Bild: keystone

Die Kontrolle obliegt dabei den Betrieben, heisst es wortwörtlich im Papier: «Betreiber und Veranstalter müssten in diesem Fall einen entsprechenden Nachweis einer vollständig durchgeführten Impfung verlangen.»

Und was passiert mit den Ungeimpften? Benachteiligt werden sollen sie nicht. Schwangere oder solche, die allergisch gegen Impfungen sind, müssten einfach einen negativen Coronatest vorweisen. Dasselbe gilt für solche, die keinen Impftermin erhalten haben. Alternativ könnte auch ein Schnelltest vor Ort vorgenommen werden.

Und was ist am Arbeitsplatz?

Das ist noch nicht definiert. Sozialpartner, also die Arbeitgeber und Gewerkschaften sollen das miteinander klären, heisst es im Papier.

Ein Spezialfall gelte für Spitäler und Heime. Zwar könnte man laut Epidemiengesetz eine Impfpflicht für das Pflegepersonal aussprechen, diese ist jedoch höchst umstritten. «Lösung»: Der Bundesrat schiebt die Verantwortung an die Kantone ab, heisst es im «Blick». Die Kantone seien laut Papier für diese zuständig.

Ab wann könnten Privilegien kommen?

Das hängt vor allem von der Impfkampagne ab. Denn laut Aussprachepapier würden die Impfprivilegien erst dann zur Anwendung kommen, wenn die Impfung auch für Nicht-Risikopatienten erhältlich ist. Theoretisch wäre das also ab Mai oder spätestens Juni – vorausgesetzt, die Impfkampagne läuft so wie geplant.

Und wann würden die Privilegien enden?

Sobald die Herdenimmunität erreicht ist. Im Optimalfall wäre das Ende Sommer, dann sollen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Im Impfpapier heisst es dazu:

«Der Zeitraum zwischen einer möglichen Einführung von Differenzierungen nach Impfstatus, die ein ausreichendes Niveau der Impfquote voraussetzt, und dem Erreichen der kritischen Menge an geimpften Personen dürfte nur wenige Wochen betragen.»

Und was ist mit dem ÖV?

Bundespräsident Parmelin sagte im Sonntags-Interview noch, dass eventuell auch im ÖV Geimpfte einige Vorzüge geniessen könnten. Unter Umständen dürften sie auf die Maske verzichten, während Ungeimpfte weiterhin Masken tragen müssten.

Das scheint aber vom Tisch: Laut dem vertraulichen Papier würde die Maskenpflicht auch für Geimpfte gelten. Grund sei die Beförderungspflicht und der zu grosse Aufwand, die Passagiere zu kontrollieren. Auch in Spitälern und Gebäuden der öffentlichen Hand soll kein Unterscheid gemacht werden.

(jaw)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Bleiben Sie zuhause!»: Corona in der Schweiz in Zitaten
1 / 18
«Bleiben Sie zuhause!»: Corona in der Schweiz in Zitaten
Seit einem Jahr dominiert die Corona-Pandemie das öffentliche und private Leben in der Schweiz. Ein Rückblick in 14 Zitaten.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
World of watson: Päärli-Lockdown – der Film
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
373 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kiro Striked
23.02.2021 04:32registriert August 2019
Privilegien für geimpfte und Schikane für nicht geimpfte :P

Das Ist genau das, was die ganzen Verschwörungsschwurbler seit Monaten predigen.

Das kann in so viele Richtgungen gehen.
1237155
Melden
Zum Kommentar
avatar
Die Realität ist kein Wunschkonzert
23.02.2021 05:43registriert Januar 2021
Dann dürfen also nur Ü60 in den Club?
1568
Melden
Zum Kommentar
avatar
Troll Watson
23.02.2021 05:22registriert April 2018
Gibts da meist nicht eine Ethikkommission die jetzt laut aufschreien sollte? Meines Erachtens ist das kaum Ethisch vertretbar.
19259
Melden
Zum Kommentar
373
In Basel soll es keine Bezahlkarte für Asylsuchende geben – SVP enttäuscht

Der Basler Grosse Rat hat sich am Mittwoch deutlich gegen die Einführung von Bezahlkarten anstelle von Bargeldzahlungen für Asylsuchende ausgesprochen. Eine entsprechende Motion von SVP-Grossrat Joël Thüring wurde nicht an die Regierung überwiesen.

Zur Story