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Corona: Trug Bundespräsident Parmelin die Verschärfung mit?

Bundesrat Alain Berset, rechts, diskutiert mit Bundespraesident Guy Parmelin, waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Mittwoch, 13. Ja ...
Strenger Massnahmen für die Schweiz: Guy Parmelin und Alain Berset an der Pressekonferenz am 13. Januar 2021. Bild: keystone

Trug Bundespräsident Parmelin die Verschärfung mit? Nein, behauptet SVP-Aeschi

Seilziehen um Bundespräsident Guy Parmelin: Er hat die Verschärfung der Corona-Massnahmen laut Medienberichten nicht bekämpft – entgegen der Haltung der Partei. Das will SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi nicht so stehen lassen.
14.01.2021, 13:30
Maja Briner / CH Media
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Die SVP tobt. Der Bundesrat scheine «den Bezug zur Wirklichkeit komplett zu verlieren», wetterte sie nach dem jüngsten Corona-Entscheid. Ins Visier nahm die SVP insbesondere mit Gesundheitsminister Alain Berset. SVP-Nationalrat Roger Köppel etwa schrieb auf Twitter: «Boulevard-Superstar Berset schliesst die Schweiz auf Grund von ‹Unsicherheiten› der neuen Viren-Mutation.»

Köppel insinuiert, Berset hätte alleine entschieden – was falsch ist. Der Gesamtbundesrat hat den Entscheid gefällt, und dem Vernehmen nach stemmte sich von den sieben Magistraten einzig SVP-Bundesrat Ueli Maurer dagegen. Nicht aber SVP-Bundesrat Guy Parmelin. Dieser habe über Nacht das Lager gewechselt und sich für die Verschärfungen ausgesprochen, berichtete der «Blick».

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Das stiess SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi sauer auf. Er behauptet, Parmelin habe die Verschärfung der Massnahmen bekämpft:

Parmelins Departement, das WBF, will zur Polemik nichts sagen. «Dazu äussern wir uns nicht», schreibt Kommunikationschef Urs Wiedmer auf Anfrage.

Im Bundesrat gilt das Kollegialitätsprinzip: Alle Bundesräte vertreten in der Öffentlichkeit den getroffenen Entscheid – auch wenn sie persönlich anderer Meinung sind. Wer im Gremium welche Ansicht vertritt, soll eigentlich geheim bleiben.

Dass Parmelin die Verschärfung am Mittwoch nicht bekämpft hat, deckt sich indes mit Berichten weiterer Medien und mit Information der CH-Media-Redaktion. Dem Vernehmen nach hat sich Parmelin zwar im Vorfeld gegen die Schliessung der Läden ausgesprochen. In der Sitzung selbst – die er als Bundespräsident leitete – habe er aber nicht opponiert, da die Mehrheiten klar gewesen seien. Vor allem der Blick auf die Corona-Entwicklung in England habe die Regierung überzeugt, dass gehandelt werden müsse, ist in Bundesbern zu hören.

CVP-Präsident Pfister greift Aeschi an

Dass Parteikollegen offen sagen, wie sich ein Bundesrat positioniert, ist ungewöhnlich – und bricht indirekt das Kollegialitätsprinzip. Die Kritik an Aeschis Aussage liess nicht lange auf sich warten. CVP-Präsident Gerhard Pfister griff in die Tasten: Wenn Aeschi zu einem Regierungs-/Oppositionsmodell wechseln wolle, solle er das doch sagen, befand er.

Es ist nicht das erste Mal, dass der CVP-Präsident die Konkordanzfähigkeit seines Zuger Kantonskollegen Aeschi anzweifelt. Kürzlich sagte er in einem Interview mit der Tamedia-Redaktion, mit dem ehemaligen SVP-Präsidenten Albert Rösti habe er es gut gehabt. «Beim aktuellen Fraktionschef Thomas Aeschi frage ich mich hingegen, ob er überhaupt ein Interesse an einer Zusammenarbeit hat. Es macht nicht den Anschein.»

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Rüstungsgüter à gogo: VBS-Chef Parmelin im Mörser-Mekka
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Rüstungsgüter à gogo: VBS-Chef Parmelin im Mörser-Mekka
Bundesrat Guy Parmelin posiert in einem Piranha Radschützenpanzer mit neuem 12-cm-Mörser an der Materialvorführung zur Armeebotschaft 2016.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Highlights Bundesrats-Pk 13.01.2021
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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gurgelhals
14.01.2021 13:39registriert Mai 2015
Aeschi ist einfach nur peinlich. Der ist sowohl in puncto Kompetenz wie Niveau irgendwo auf der Stufe von einem Gym Jordan oder Paul Ryan anzusiedeln, um hier einen Vergleich mit seinen Gesinnungsgenossen drüben in den USA anzustellen. Und mehr Worte muss man über den dann auch gar nicht mehr verlieren. Sie wären verschwendet.
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Sapere Aude
14.01.2021 13:48registriert April 2015
Womit die SVP zugibt, dass sie bis anhin den Kurs des Bundesrats massgeblich bestimmt hat. Das üblich billige Spiel der Partei. Sie bestimmt den Kurs und lässt es gleichzeitig Berset ausbaden.
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Phrosch
14.01.2021 13:57registriert Dezember 2015
„ Die SVP tobt.“ Solange die keinen sinnvollen Beitrag leisten, sollen sie sich endlich stillhalten. Ich habe von Aeschi noch nichts hilfreiches zur Lage gehört. 😖
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