Die Leinwand des Kino Uzwil SG bleibt wegen des Corona-Lockdowns seit Wochen schwarz. Und die Kasse entsprechend leer.
Der Betreiber Pascal Nussbaum wagt nun die Flucht nach vorne und krempelt sein Geschäft um. Der Event-Veranstalter plant, im Juli in der Ostschweizer Stadt ein Autokino durchzuführen. Dies, wenn es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich ist, sein normales Freiluft-Kino abzuhalten. «Derzeit suche ich einen Platz für 40 Autos. Die Gemeinde unterstützt mich dabei tatkräftig», sagt Nussbaum zu watson.
Einst galten Autokinos vor allem als Orte zum Knutschen und B-Movie-Schauen. Dank Corona sind sie wieder hip. In Deutschland ist die Renaissance der Autokinos wegen des Coronavirus bereits Realität. Ob in Essen, Osnabrück oder Münster: Weil es sonst keine öffentlichen Veranstaltungen gibt, stürmen die Menschen die befahrbaren Filmsäle. Seit Anfang März wurden in Deutschland 43 Radiofrequenzen für Autokino-Vorführungen vergeben – der Ton gelangt via Autoradio zu den Zuschauern.
In Münster waren fast alle Tickets vergriffen, bevor die offizielle Webseite aufgeschaltet worden war. Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung. In unserem Nachbarland haben einige Städte Autokinos eine Ausnahmebewilligung erteilt. Mit entsprechenden Restriktionen: In den Fahrzeugen dürfen nur zwei Personen sein (ausser Familien), das Catering ist eingeschränkt. Alle Tickets müssen online gekauft werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Die Regeln sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In Bayern etwa bleiben Autokinos weiter verboten.
Auch in der Schweiz gilt nach wie vor ein generelles Veranstaltungsverbot. Nur der Bundesrat, nicht aber Gemeinden können dieses lockern.
Dementsprechend in der Luft hängt Cédric Marthaler, der das Autokino Thun (11. Juni bis 11. Juli) mitorganisiert. Ob «Top Gun,» «Back to the Future» oder «Jumanji»: Bis Ende Mai brauche man spätestens Klarheit, ob man das Autokino trotz Corona durchführen könne. Man sei flexibel und könne sich vorstellen, wegen Corona weniger als 120 mögliche Autos reinzulassen. Auch das Gastroangebot könne reduziert oder weggelassen werden, so Marthaler. 2019 fand das Autokino erstmals beim Stadion Thun statt. «An guten Abenden zählten wir 80 Autos vor der Leinwand», so der Berner.
Verunsicherung herrscht auch beim Autokino Pratteln BL, wo vom 3. bis 25. Juli 13 Filme gezeigt werden sollen. Organisator Giacun Caduff ist zwar einigermassen optimistisch, dass der Anlass durchführt werden kann, «selbst wenn die Regeln bis dahin nicht gelockert würden». Und doch steht er seit Wochen mit Behörden in Kontakt und versucht, eine Bewilligung zu erhalten. Bislang ohne Erfolg.
Caduff wünscht sich für Veranstalter eine Anlaufstelle, die prüft, ob Anlässe durchgeführt werden können oder nicht. Dies nicht nur wegen des eigenen Events: «Es gibt viele Veranstaltungen, die für den Bund nicht prioritär sind, aber Planungssicherheit benötigen», sagt er zur bz Basel. Besonders wenn man noch lange mit Coronaregeln leben müsse, sei eine solche Stelle wichtig.
Glück im Unglück hat der Uzwiler Event-Veranstalter Nussbaum. Für sein Autokino könnte er die Infrastruktur verwenden, die er normalerweise Freiluft-Kinos vermietet hätte, die bereits abgesagt worden sind. «Ich bin überzeugt, dass es diesen Sommer landauf, landab einen Boom bei Autokinos gibt. Nach dem Ende des Lockdowns ist das Bedürfnis nach Ablenkung in Kinos besonders hoch», glaubt er. Nussbaum wartet nun ab, ob und wie der Bundesrat das Veranstaltungsverbot in seiner Sitzung vom 27. Mai lockert.
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stellt euch die kulisse auf der piazza grande vor mit all den deutsch-schweizer SUV’s auf der piazza... 😉