Testen, testen, testen: Seit der Bund die Corona-Teststrategie angepasst hat, müssen die Kantone über die Bücher. Ein wunder Punkt dabei ist das präventive Massentesten an Schulen. Einige Kantone setzen dort nach wie vor auf die Ausbruchstrategie: Getestet wird bei Verdachts- oder bestätigten Fällen. Das stösst besonders den Lehrpersonen und Eltern sauer auf.
«An den Schulen, die nicht regelmässig Corona-Massentest durchführen, herrscht grosse Unsicherheit», sagt Franziska Peterhans vom Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Der Verband hat sich klar für die regelmässigen Massentests ausgesprochen.
Aktuell haben 22 Kantone dem BAG ihre neuen Konzepte für Massentests vorgelegt. Bisher bekannt ist, dass etwa Graubünden, Baselland und Zug repetitive Tests an Schulen durchführen. Dort spucken Schülerinnen und Schüler regelmässig in ein Röhrchen. Auch der Kanton Luzern setzt auf sogenannte gepoolte PCR-Tests in Betrieben.
Grundsätzlich kann man sich heute in jedem Kanton regelmässig testen lassen, auch ohne Symptome. Und der Bund bezahlt. Warum gerade in den Schulen getestet werden soll, begründet Peterhans vom LCH damit: «Die Schulen sind darauf angewiesen, dass Ansteckungsketten schnell unterbrochen werden. Wenn der Schulbetrieb offen bleiben soll, muss man dafür sorgen, dass sie keine Infektionsherde sind».
Für die Strategie spreche ausserdem die Erfahrung von Lehrerinnen und Lehrern, die das regelmässige Testen bereits kennen, sagt Peterhans. «Wenn der Ablauf der präventiven Tests mal eingerichtet ist, finden das die Lehrerinnen und Lehrer sehr beruhigend.»
Auch der Verein Schule und Elternhaus (S&E) spricht sich für das Massentesten aus. In einer Mitteilung schreiben sie:
Tanja* besucht die 2. Klasse und hat eine Risikoerkrankung. Ihre Mutter stellt sich täglich die Fragen: «Wie sicher ist mein Kind in der Schule? Ist ein Kind der Klasse infiziert? Soll mein Kind, als einziges der Klasse, eine Maske tragen?» Solche Situationen können vermieden werden, wenn Massentests an Schulen durchgeführt werden.
Die Eltern seien sich mehrheitlich einig, sagt Gabriela Heimgartner vom S&E. «Wir befürworten regelmässige Spucktest an Schulen.» Heimgartner finde es ausserdem wichtig, dass Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen mitreden können. «Wenn Massentests verlangt werden und sich der Kanton querstellt, finde ich das ganz schlecht. Schulen sollen präventiv testen können, wenn sie das möchten.»
Der Kanton St.Gallen hält derweil an seiner Teststrategie fest. Das Gesundheitsdepartement gehe davon aus, dass regelmässiges präventives Testen keinen Zusatznutzen bringen würde, heisst es. Der Kanton setze deshalb weiterhin auf das gezielte Testen bei Ausbrüchen.
Der Nachbarkanton Thurgau tut es St.Gallen gleich. Ein vierwöchiger Pilotversuch an einer Berufsfachschule habe gezeigt: Der Aufwand ist grösser als der Ertrag. Ausserdem sei die Teilnahmebereitschaft der Lernenden gering gewesen: Von rund 1200 Personen nahmen 300 regelmässig teil.
Auch Bern testet aktuell gezielt an Volks-, Mittel- und Berufsschulen. Die Corona-positiven Fällen seien seit sechs Wochen auf tiefem Niveau stabil, bekräftigt die Bildungsdirektion gegenüber dem «Bund».
Allerdings will der Kanton nun ein Pilotprojekt starten: Berner Gemeinden sollen auf Wunsch präventive Massentests ermöglicht werden, heisst es von der Bildungsdirektion. Noch vor den Frühlingsferien möchte man mit einzelnen Berner Schulen einen entsprechenden Pilot durchführen. Der Entscheid obliegt also den Institutionen.
Es steht allen Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Betrieben frei, sich regelmässig testen zu lassen. Der Entscheid, ob und wie getestet wird, obliegt den jeweiligen Institutionen. Siehe auch https://t.co/wLwqaeTqxs
— Kanton Bern (@kanton_bern) March 16, 2021
Auch im Kanton Zürich tut sich etwas. Hier fordert der Lehrerverband bereits seit einem halben Jahr eine offensivere Teststrategie. Das sagt der Präsident des Verbandes, Christian Hug, im Gespräch mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen».
Hug findet, die Schulen könnten den Mehraufwand durch die Massentests bewältigen. Schon jetzt sei der zeitliche Rahmen für den Unterricht eingeschränkt, etwa weil alle Kinder beim Betreten des Klassenzimmers die Hände waschen müssen. «Aber die Gesundheit muss an allererster Stelle stehen. Für die Kinder und auch für die Lehrer.»
Damit spricht sich Hug gegen die Strategie von Bildungsdirektorin Silvia Steiner aus, die SRF zufolge findet: Zweimaliges Testen pro Woche sei bei 250'000 Schülerinnen und Schülern fast nicht machbar.
Wie in anderen Kantone arbeitet die Zürcher Gesundheitsdirektion ein neues Test-Konzept aus. «Dieses Konzept gilt es abzuwarten», teilt die Zürcher Bildungsdirektion mit. Daraufhin werde man entscheiden, ob das bisherige Schul-Contact-Tracing einem präventiven Testen an Schulen weichen soll.
Wie sich die Test-Strategien in den einzelnen Kantonen verändern wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
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