Martin Ackermann, Präsident der Wissenschafts-Taskforce des Bundes plädiert für strengere Massnahmen, die so schnell wie möglich umgesetzt werden müssten.
In zwei Wochen rechnet er mit 12'000 Infektionsfällen. «Die Zahlen sind ein Schock, aber auch eine Chance, nun schnell zu reagieren», sagte Ackermann am Freitag vor den Bundeshausmedien in Bern.
Auch wenn in einer Woche neue Massnahmen in Kraft treten würden, würden die Fallzahlen und die Zahlen der Hospitalisierungen heute in zwei Wochen um den Faktor vier steigen, sagte er weiter. Das bedeutet in zwei Wochen würden 12'000 Fälle gezählt.
Wann das Gesundheitssystem in der Schweiz an seine Grenzen stösst, konnte Ackermann nicht sagen. Er habe diese Zahlen nicht zur Hand. Aber das Coronavirus sei so gefährlich wie bei der ersten Welle. «Wir sehen keine Evidenz, dass sich das Virus in einer Art und Weise verändert hat, dass es weniger gefährlich wäre.» Aber man wisse mehr als im Frühling.
Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, wies darauf hin, dass die Ansteckungen vor allem im Privatbereich stattfinden. Auch im Amateursportbereich fänden viele Infektionen statt.
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Bei der gestrigen Pressekonferenz des Bundesrates wartete man vergebens auf neue Massnahmen. Heute wurde an der PK deshalb gefragt, warum der Bund dies nicht getan habe. «Die Kantone sind nun verantwortlich», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Anfang des Herbstes infizierten sich vor allem junge Leute mit dem Coronavirus. Dies hat sich nun geändert. Die Neuinfektionen umfassen laut Masserey sämtliche Altersstufen. Die gesamte Schweiz sei betroffen – auch Kantone, die bei der ersten Welle im Frühling wenig betroffen gewesen seien.
Die Kantone wären dafür verantwortlich, dass Personen informiert werden, die einen riskanten Kontakt mit einem covid-positiven Menschen hatten. Dies funktioniere aber «nicht mehr überall einwandfrei», wie Hauri sagte. «Nicht mehr jede Person kann schnell kontaktiert werden. Aber es funktioniert nicht gar nicht. Man hat eine Beule, würde man bei einem Auto sagen.»
Die aktuellen Massnahmen reichten nicht, das würden die hohen Infektionszahlen zeigen, so Ackermann. Die Corona-Taskforce empfiehlt deshalb das Homeoffice. Distanzhalten und Hygiene seien aber weiterhin zentral – diese Massnahmen müssen bewusster eingehalten werden.
Eine Impfung könnte die Corona-Situation entschärfen. Doch es wird voraussichtlich noch einige Zeit dauern, bis diese flächendeckend eingesetzt werden kann. «Wir hoffen, dass wir eine erste Impfung zu Beginn 2021 anbieten können», so Masserey. «Aber das können wir nicht so genau sagen, das hängt von vielen Faktoren ab wie zum Beispiel der Zulassung von Swissmedic.»
Aufgrund der explodierenden Fallzahlen wurde die Frage gestellt, ob die Regierung versagt habe, Hauri antwortete: «Versagt ist ein hartes Wort. Wir haben uns entspannt im Sommer, das stimmt.»
(cma/sda)
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Ich bin absolut sprachlos. In Zürich muss DRINGEND was passieren!