Am 13. März verkündete der Bundesrat einschneidende Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Die Einschnitte ins öffentliche Leben am folgenden Wochenende und dann vor allem die Wochen ab dem Lockdown am 16. März werden durch die Statistik der Verkehrszählung eindrücklich veranschaulicht. Das Bundesamt für Strassen ASTRA veröffentlicht während der Coronakrise wöchentlich die Zahlen von zehn ausgewählten, wichtigen Verkehrsachsen der Schweiz.
Geahnt hat man es ja schon, dass die Einbrüche da teilweise massiv sind. Aber wenn man die Zahlen dann sieht, ist es trotzdem nochmals eindrücklich, wie wenig Fahrzeuge tatsächlich auf den sonst viel befahrenen Schweizer Autobahnen unterwegs waren und noch immer sind.
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Diese zehn Zählstationen auf viel befahrenen Abschnitten der Schweizer Autobahnen werden ausgewertet.
Einige stehen kurz vor Grenzübergängen (Chiasso, Simplon, Basel), andere bei wichtigen Verkehrsachsen auf dem Weg ins Tessin (Gotthard-Tunnel, San-Bernardino-Tunnel und andere an oft befahrenen Stellen rund um wirtschaftliche Zentren (Bern Ost, Würenlos, Renens, Aeschertunnel, Coppet, Basel).
Schauen wir erst auf die absoluten Zahlen im März und April (bis 26. April) für die Jahre 2019 und 2020:
Auffallend ist, dass die Übergänge ins Tessin und ins Ausland die deutlich höchsten Abnahmen verzeichnen. Autobahnen rund um wirtschaftliche Zentren weisen «nur» Rückgänge um rund einen Drittel der Anzahl Fahrzeuge aus.
Blicken wir noch auf die Gesamtzahl. Passierten 2019 noch rund 37 Millionen Fahrzeuge die Zählstellen, waren es 2020 noch 21 Millionen, also eine Abnahme des Verkehrs von rund 43 Prozent.
Zu den vom Lockdown und vorhergehenden Massnahmen und Empfehlungen des Bundesrats besonders betroffenen Strassen gehören der Gotthard- und San-Bernardino-Tunnel.
Obwohl der San Bernardino nur noch einen Fünftel der Fahrzeuge von 2019 schlucken musste, blicken wir hier ausführlicher auf den Gotthard-Tunnel, da dort insgesamt normalerweise fast dreimal so viele Fahrzeuge verkehren:
Schon vor den grösseren Massnahmen verzichteten viele auf eine Reise ins Tessin. Auffällig wird es dann ab dem Lockdown. Und was auch ins Auge sticht: Während der Coronakrise erreichen die Fahrten jeweils am Sonntag den Tiefststand, normalerweise sind Freitage und Sonntage die Peaks.
Auffällig ist auch der 4. April 2019. Damals kehrte der Winter zurück und die Autobahn wurde Richtung Gotthardstrasse gesperrt.
Um die Einbrüche auf die Tage herunterzubrechen, haben wir die Wochentage der beiden Jahre aufeinandergelegt. Verglichen wird hier also beispielsweise der Sonntag, 1. März 2020 mit dem Sonntag, 3. März 2019:
Während vor dem Lockdown der Rückgang unter 50 Prozent blieb, stieg er nach dem 16. März auf über 70 Prozent an, den Höhepunkt war ein Minus von sagenhaften 97 Prozent am Ostersonntag 2020. In Fahrzeugen ausgedrückt passierten an jenem Tag nur gerade 748 den Gotthard-Tunnel.
Mit am wenigsten Verkehrrückgang verzeichneten während den letzten Wochen die Autobahnen bei wirtschaftlichen Zentren. So zählte die Messstelle beim «Fressbalken» Würenlos – eine der meist frequentierten Strassen der Schweiz – im Schnitt «nur» rund 32 Prozent weniger Verkehr. Im Gegensatz zum Gotthard bewegte sich hier an Wochenenden 2019 wie auch 2020 deutlich am wenigsten Fahrzeuge, was natürlich mit den Pendlerströmen zusammenhängt.
Die Autobahn bei Würenlos stellte auch den Rekord mit dem grössten Unterschied von 2019 und 2020. Am Karfreitag (10. April) passierten 100’365 weniger Fahrzeuge den Zählkasten als zum Vergleichsfreitag, dem 12. April 2019.
Den prozentual grössten Einbruch gab es zwar auch an den Ostertagen, allerdings am Ostersonntag (12. April 2020) im Gotthard-Tunnel. 97 Prozent weniger Fahrzeuge passierten dann die Röhre als am Vergleichssonntag (14. April) im Jahr zuvor. In absoluten Zahlen waren dies 21'226 weniger Fahrzeuge.