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Nationalratsbüro will keine PUK zur Crypto-Affäre einsetzen

Nationalratsbüro will keine PUK zur Crypto-Affäre einsetzen

13.11.2020, 18:42
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ARCHIVBILD ZUR MK DER GPDEL ZUR CRYPTO-AFFAERE, AM DIENSTAG, 10. NOVEMBER 2020 - Der Hauptsitz des Chiffriergeraete-Herstellers Crypto, fotografiert am Dienstag, 18. Februar 2020, in Steinhausen. In Z ...
Bild: keystone

Das Büro des Nationalrates bleibt dabei: Die Affäre rund um manipulierte Verschlüsselungsgeräte der Zuger Firma Crypto soll nicht von einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) untersucht werden.

Das Ratsbüro lehnte mit 8 zu 5 Stimmen zwei parlamentarische Initiativen der SP und der Grünen ab, wie die Parlamentsdienste am Freitagabend mitteilten. Eine PUK sei dann nötig, wenn die üblichen Aufsichtsorgane an ihre Grenzen stiessen, befand die Mehrheit. Das sei bei der Crypto-Affäre nicht der Fall.

Der am Dienstag zu Crypto veröffentlichte Bericht der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) habe Antworten auf die gestellten Fragen gegeben, die die Initiativen aufwerfen würden, befand die Mehrheit. Die Delegation habe schnell und effizient gearbeitet und alle nötigen Informationen erhalten.

Die GPDel kam zum Schluss, dass die Schweizer Behörde und der Bundesrat für die Spionagetätigkeit der Crypto AG mitverantwortlich seien. Dem Nachrichtendienst war demnach bekannt, dass der US-Geheimdienst CIA und der deutsche Nachrichtendienst BND mit manipulierten Chiffriergeräten über 130 Staaten ausspionierten.

Die Schweiz habe von den Erkenntnissen der Spionagetätigkeit der CIA profitiert, mit dem Einverständnis der USA. Die GPDel machte dabei fehlende Führung und Überwachung seitens des Bundesrates geltend.

Vom Bundesrat fordert das Büro des Nationalrates nun, «rasch Lehren aus diesem Fall zu ziehen» und Massnahmen umzusetzen, um die nachrichtendienstlichen Tätigkeiten besser zu steuern und zu überwachen.

Das Büro des Nationalrates hatte sich bereits Anfang März einmal mit der Frage befasst, ob zur Crypto-Affäre eine PUK eingesetzt werden sollte. Sie entschied sich damals dagegen, weil sie zunächst den Bericht der GPDel abwarten wollte. Nach dem erneuten Nein des Büros befasst sich der Nationalrat mit der Frage einer PUK. (sda)

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So hörte die CIA über eine Schweizer Firma 100 Staaten ab
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Mai 1952: Der Schwede Boris Hagelin gründet in Steinhausen (Zug) eine Firma für Chiffriergeräte. Die Crypto AG bietet Sicherheitslösungen für Militärs, Unternehmen, Privatpersonen, Banken und Regierungen.
quelle: wikicommons/gemeinfrei
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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dergraf
13.11.2020 23:38registriert April 2016
Die bürgerliche Mehrheit ist an den Details nicht interessiert.
Warum wohl?
Ihre Politik gesamte Politik würde in Frage gestellt werden. Weil sie, trotz Gemunkel nie hinsehen wollten. Ihre Säulenheiligen, die sich nicht mehr erinnern können/wollen, fielen vom Sockel, weil sie um den Chrampf wussten.
Eine PUK würde auch dauern - würde das Thema an der Öffentlichkeit halten. Das ist zu verhindern, den die veröffentlichten Ergebnisse könnten negative Auswirkungen auf Wahlen haben.
Lieber in der gefilzten Ruhe sitzen und sich im Nichtwissen suhlen. Sonst müssten noch Konsequenzen befürchtet werden
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