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Streit ums Replay-TV: Darum könnten TV-Abos teurer werden

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG DER RECHTSKOMMISSION DES NATIONALRATES ZUM STREIT UM REPLAY-TV, AM DONNERSTAG, 01. NOVEMBER 2018 ---- Divers ecrans de television, tablette, ordinateur, smartphone, montrant les ...
Bild: KEYSTONE

Streit ums Replay-TV geht in eine neue Runde: Darum könnten TV-Abos teurer werden

Die SRG verlangt von Swisscom, UPC und Co. eine massiv höhere Entschädigung für zeitversetztes Fernsehen, mit dem Kunden Werbung überspringen können. Die Abo-Preise könnten deutlich teurer werden.
04.05.2020, 08:4404.05.2020, 12:59
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Der ewige Streit ums Replay-TV geht in die nächste Runde. Die TV-Sender beklagen, dass ihnen durch das Überspulen der Werbung Millionen an Werbeeinnahmen entgehen. Vor allem die SRG verlange in den laufenden Tarifverhandlungen, dass TV-Verbreiter wie Swisscom, Sunrise oder UPC deutlich mehr für das Replay-TV an die Sender zahlen sollen, berichtet der «Tages-Anzeiger» am Montag (Paywall).

Konkret fordere die SRG «eine Erhöhung um den Faktor 7,5», werden Verhandlungsinsider zitiert. TV-Abos mit Replay-Angebot könnten so rund 10 Franken teurer werden, da die TV-Verbreiter die Kosten vermutlich auf die Kunden abwälzen würden.

Einig sind sich TV-Sender und TV-Verbreiter hingegen, dass das Replay-TV bewahrt werden soll. Der Streit dreht sich also um die Höhe der Entschädigung. Und die Coronakrise erhöht den Druck: So sind die TV-Werbeeinnahmen im Monat März um 15 Prozent gesunken.

Mit ihrer Preisforderungen für das Replay-TV stehe die SRG trotzdem alleine da, heisst es im Bericht. Den Sendern sei bewusst, dass auch höhere Replay-Tarife die sinkenden Werbeeinnahmen nicht ausgleichen können. Die meisten Sender setzen ihre Hoffnung daher auf alternative Werbeformate.

Wer nicht zahlen will, bekommt einen Zwangsspot

Ein Vorschlag der TV-Sender: Wer einen ganzen Werbeblock überspringen will, muss zuerst einen kurzen TV-Spot schauen, der nicht überspulbar ist. Wer gar keinen Spot sehen will, müsste demnach einen Preisaufschlag zahlen. Ob Swisscom und Co. hierzu Hand bieten werden, muss sich zeigen.

Die Stiftung für Konsumentenschutz warnt vor einem Abwandern der TV-Nutzer zu Streaming-Diensten wie Netflix, wenn die Abos teurer werden: «Der Nutzer wird es nicht akzeptieren, wenn er für die gleiche Leistung auf einen Schlag ein Vielfaches bezahlen muss», sagte eine Sprecherin im «Tages-Anzeiger».

Swisscom-Chef Urs Schaeppi äusserte sich am Samstag im Interview mit der «Schweiz am Wochende» ähnlich: «Die Kunden wollen Replay. Lösungen gegen die Kunden durchzuboxen, wird nicht funktionieren. Ich bin überzeugt: Hätten wir keine Replay-Funktion, würde es den linearen Fernsehkanälen viel schlechter gehen. Der Kunde wandert schnell zu Netflix und Co. ab. Hinzu kommt: Wir Provider in der Schweiz bezahlen den Sendern jährlich bereits einen dreistelligen Millionenbetrag für zeitversetztes Fernsehen und Live-TV. Ein Zwangskonsum von Werbung wird kaum funktionieren. Den Sendern muss klar sein: Schalten sie zu viel Werbung, gehen die Kunden weg.»

Der Streit um Replay-TV tobt seit Jahren. Die Sender monieren, dass insbesondere Swisscom und UPC mit Replay-TV viel Geld verdienten. Dies auf Kosten der Sender, die bei den Bedingungen über die Replay-Nutzung kein Mitspracherecht hätten.

Ende 2018 hatte das Parlament ein geplantes Spulverbot mit 182 zu sechs Stimmen abgeschmettert.

(oli)

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176 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butch Cassidy & Sundance Kid
04.05.2020 09:05registriert Mai 2018
Die SRG scheinen sich hier eher selber ins Bein zu schiessen..
Schaue eh nur noch zeitversetzt und zu 90% nur noch arte und phoenix.. deren Angebot findet man auch online in ihrer Mediothek.
Am ende spare ich mir halt den TV anschluss ;)
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skeptiker97
04.05.2020 09:03registriert August 2019
Ganz klar. Bei Zwangswerbung bin ich weg, wenn ich schon bezahle.
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saukaibli
04.05.2020 08:50registriert Februar 2014
Die Fernsehsender erinnern mich irgendwie an die Kinobetreiber, die immer behaupteten, dass ihnen Millionen entgehen, weil die Leute sich Filme illegal runterladen. Dabei würden sich viele die Filme gar nicht ansehen, wenn sie dafür bezahlen müssten. Genau so ist es beim Fernsehen. Wenn ich Werbeunterbrechungen ansehen müsste, würde ich viele Sendungen gar nicht schauen. Dann vorzurechnen, dass ein Verlust entsteht, ist falsch, denn wenn ich die Sendung gar nicht schaue, sehe ich die Werbung ja auch nicht.
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