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Fake Hanf: Tödliches Marihuana hat bereits 61 Menschen getötet

Der Konsum von gestrecktem Marihuana kann tödlich enden.
Der Konsum von gestrecktem Marihuana kann tödlich enden.Bild: shutterstock

Fake-Hanf: Tödliches Marihuana hat bereits 61 Menschen getötet

Sucht-Experten sind alarmiert: Wöchentlich melden Konsumenten Cannabis, welches mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt wurde. Die nicht erkennbaren Substanzen können im schlimmsten Fall töten.
19.08.2020, 17:1920.08.2020, 10:13
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Gestrecktes Gras sorgt seit 2020 wieder vermehrt für Besorgnis. Der Leiter der Suchthilfe-Stelle Contact Nightlife in Bern, Alexandre Brodard, hat es wöchentlich mit Konsumenten zu tun, die sich mit dem synthetisch gestrecktem Cannabis an ihn wenden. «Pro Woche werden uns ein bis zwei Vorfälle gemeldet», sagt er gegenüber dem SRF.

Die neuartige Droge hat vielerlei Nebenwirkungen: Es kann zu Erbrechen, Ohnmacht, Wahnvorstellungen oder in Extremfällen zu Psychosen kommen. Immer wieder sind auch Herzinfarkte aufgetreten. Seit 2016 sind 61 Menschen an den Folgen des Konsums gestorben – laut Experten dürfte die Dunkelziffer um einiges höher sein.

«Wenn Ihr konsumiert, lasst es langsam angehen. Ein, zwei Züge – dann warten.»
Sucht-Experte warnt, man soll es beim Konsum langsam angehen lassen.
Sucht-Experte warnt, man soll es beim Konsum langsam angehen lassen.Bild: screenshot: srf

Lässt sich nur im Labor von herkömmlichem Cannabis unterscheiden

Die Herstellung sei kinderleicht – man brauche nur einen Zerstäuber, um das chemische Gemisch auf die Pflanze aufzusprühen. Das Perfide: Der Unterschied kann nur im Labor festgestellt werden. Die genutzten Substanzen seien bekannt: Sie hätten eine ähnliche psychoaktive Wirkung wie das THC, das naturgemäss im Hanf enthalten sei. Dies sagt Christian Bissig, Chemiker beim Forensischen Institut Zürich, gegenüber dem SRF.

Das Fake Hanf lässt sich weder mittels Auge noch Nase von herkömmlichem Hanf unterscheiden.
Das Fake Hanf lässt sich weder mittels Auge noch Nase von herkömmlichem Hanf unterscheiden.Bild: screenshot: srf

Mit nur einem Kilogramm Wirkstoff können 10 Millionen Joints gedreht werden. Dabei erfolgt die Auftragung nie homogen. Soll heissen: Die Konzentration ist je nach Behandlung unterschiedlich und kann dabei so stark sein, dass eine Überdosis die Folge ist.

Du willst deine Drogen testen lassen?
Jeder kann bei der Drogeninformationszentrum (DIZ) Zürich unverbindlich und anonym seine Drogen testen lassen. Das Drug Checking ermöglicht eine genaue Aufklärung über Dosierung und Inhaltsstoffe der abgegebenen Substanzen, sowie über die Auswirkungen, welche diese Inhaltsstoffe auf den Konsumenten haben könnten. Aufgrund der Coronakrise ist dies momentan nur mit vorheriger telefonischer Anmeldung möglich. Weitere Informationen findest du hier.

Grundlage ist legaler Cannabis

In der Schweiz ist Cannabis ohne Rauschwirkung – das sogenannte CBD Gras – legal erhältlich. Weil in den letzten Jahren ein Überangebot entstanden ist, sanken die Preise in den Keller. Durch das Aufsprühen des Synthetik-Mixes kann die Droge für den fünffachen Preis im Schwarzmarkt wieder verkauft werden. Für die Hersteller also ein lukratives Geschäft.

Nicht so für die Konsumenten: Das Rauchen kann tödlich enden. Brodard rät deshalb, den Konsum vorsichtig angehen zu lassen: «Wenn Ihr konsumiert, lasst es langsam angehen. Ein, zwei Züge – dann warten. Nach zehn bis 15 Minuten müsste klar sein, ob es ein gefährlicher Trip wird». (cki)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El Vals del Obrero
19.08.2020 17:52registriert Mai 2016
Weil etwas, das nicht tödlich ist verboten ist, werden nun vermehrt synthetische u.U. tödliche Kopien davon konsumiert. Pervers.
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FaridBang3000
19.08.2020 17:45registriert Januar 2019
ach, wie könnte man das nur verhindern? WIE?! gäbe es doch nur eine lösung um die substanz unter gesetzliche kontrollen zu stellen...
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KING FELIX
19.08.2020 18:19registriert Februar 2017
Man könnte jetz auch argumentieren das die ilegaltät einer relativ harmlosen pflanze indirekt dafür verantwortlich ist.
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