Der Bikini steht seit über 70 Jahren für die Emanzipation der Frau. Für so manche Frau ist der Zweiteiler aber auch Synonym eines regelrechten Albtraums. Ab Körbchengrösse D wird es in vielen Läden nämlich schwierig, ein passendes Bikini-Top zu finden. Spezialisierte Shops hingegen sind oft nicht so modebewusst wie herkömmliche Läden, dafür umso teurer.
In Foren wimmelt es von Einträgen von betroffenen Frauen. User «Zinski», 70E, schreibt beispielsweise: «Ich hab das Gefühl, die Träger an den Bikinis werden von Jahr zu Jahr schmäler. Am besten ist es wohl, einfach gar keine Brüste mehr zu haben. So finde ich kein Bikini der mir gefällt UND passt.»
Blättert man sich durch Modemagazine wird schnell klar: Bikinis mit schmalen Trägern sind seit einigen Jahren die Norm. So steht «Zinski» mit ihrem Dilemma nicht alleine da.
Auch die 21-jährige watson-Leserin Carolina*, Cup-Grösse 80E, erzählt: «Ich stehe vor jedem Gang ins Schwimmbad vor der Wahl: stylischer aber unbequemer Bikini oder Bikini im Oma-Stil?» Entscheide sie sich für die unbequeme Neckholder-Variante, leide sie jeweils an Nackenschmerzen, weil die dort zusammengebundenen Träger das ganze Gewicht ihres Busens stützen müssten.
Lea*, 26 Jahre alt mit Cup-Grösse 80D, hingegen klagt über Rückenschmerzen. «Die Träger meines Bikini-Tops sind schmal und geben mir nicht genug Halt, das wirkt sich dann auf das Befinden meines Rückens aus.» Ein weiteres Problem sei, dass die Hälfte ihrer Brust jeweils auf den Seiten herausschaue. «Ich habe wochenlang nach einem Bikini gesucht und nie einen wirklich passenden gefunden. Irgendwann habe ich aufgegeben und einfach einen gekauft. Und zwar denjenigen, der noch am ehesten sass.»
Dabei wäre es wichtig, dass das Bikini-Top perfekt sitzt. Besonders, weil wir es im Sommer oft tragen. Es darf nicht vergessen werden: Grosse Brüste sind schwer. So wiegt ein D-Körbchen pro Brust rund 650 g, ein E-Körbchen 750 g und ein F-Körbchen gar 1.05 kg.
Die gesamte Story zum Gewicht von Brüsten könnt ihr hier nachlesen.
Gemäss Fachleuten ist es deshalb besonders wichtig, dass das Oberteil die Brust gut stützt. Breite Träger und vorgeformte Cups mit Bügel seien zu bevorzugen, Triangel-Bikinis mit dünnen Spaghettiträger oder Bandeau-Tops aus dem Kleiderschrank zu verbannen. Denn solche könnten nebst Verspannungen im Bereich des Rückens und der Schultern ausserdem Deformitäten des Bindegewebes wie Druckstellen und Furchen verursachen.
Um an ein geeignetes Bikini-Oberteil ab Grösse D oder E zu kommen, muss sich Frau aber oft selbst zu helfen wissen. Manor beispielsweise führt ein breites Sortiment von Cup-Grössen bis D, ab Grösse E und F hingegen bietet das Geschäft nur ausgewählte Modelle an. Auch bei H&M und Zalando ist das Angebot in grossen Grössen beschränkt.
Die Nachfrage bei diesen Grössen sei halt relativ gering, sagt Manor auf Anfrage. Jedoch würden sie eine leicht steigende Tendenz feststellen. Es sei ausserdem eine Tatsache, dass Modelle, die mehr Stützung bieten, schneller klassisch aussehen.
Beim Online-Shop Zalando gibt es zwar einige Bikini-Tops für grosse Cups, je grösser das Cup aber wird, desto kleiner die Auswahl. So findet man mit dem Filter in Grösse 38A derzeit ganze 118 Artikel, in Grösse 38E hingegen nur noch 22 Artikel.
Bei H&M reiche das Bikini-Sortiment von kleinen A-Cups bis hin zu Grösse 54 in der H&M+-Kollektion, sagt Sprecherin Maja Nizamov. «Je nach Nachfrage unserer Kundinnen sind die entsprechenden Quantitäten der jeweiligen Grössen in unseren Stores sowie im Online-Shop erhältlich.» Ein Blick auf den Online-Shop zeigt aber auch hier: Die Auswahl verringert sich für Frauen mit üppigem Brustumfang drastisch.
Als Spezialist im Geschäft mit grossen Cups wird oft Triumph mit seiner Marke Sloggi gehandelt, die Cups bis Grösse G beinhaltet. Dass das Angebot in diesem Marktsegment grosses Potenzial habe, sehe man deutlich, sagt Monica Zimmer, Senior Brand Manager.
Es gebe immer mehr Frauen mit grösserer Oberweite, so Zimmer. Um die Bikinis für diese Körperform trotz nötiger Stützung modisch aussehen zu lassen, setzt die Marke auf folgendes Konzept: «Wir bieten ein Bandeau-Bikini-Oberteil in den Cups E bis G mit ergänzenden Features wie stützende Innencups und Trenslo-Stäbchen an den Seitenteilen an.» Ob das der Marke gelingt, kann jeder nach einem Klick auf deren Webseite selbst entscheiden.
Die Kosten für die Bikinis variieren je nach Marke und Laden stark. Frauen, die ein Bikini in einer grossen Grösse mit entsprechendem Design benötigen, müssen im Schnitt aber klar tiefer ins Portemonnaie greifen.
*Namen der Redaktion bekannt.