Ex-SP-Präsident Christian Levrat verlässt die Politik und wird neuer Verwaltungsratspräsident der Post. Eingefädelt hat diese Personalie SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga als Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).
Dem UVEK sind bundesnahe Betriebe wie SBB, Post, Swisscom und SRG angehängt – entsprechend viele hochkarätige Positionen sind zu besetzen. Dass im Umfeld von Magistraten (nicht nur aus dem UVEK) Parteifreunde einflussreiche Posten erhalten, kommt in der Schweiz durchaus vor, wie diese unvollständige Zusammenstellung zeigt.
Christian Levrat: Der frühere Parteichef der SP war für den Kanton Freiburg erst National-, dann Ständerat. Anfang Dezember soll er das Verwaltungsratspräsidium der Post übernehmen.
Corrado Pardini: Der Gewerkschafter und SP-Politiker sass für den Kanton Bern von 2011 bis zu seiner Abwahl 2019 im Nationalrat. 2020 wird er Verwaltungsrat der Post.
Urs Schwaller: Der Freiburger war von 1992 bis 2004 Staatsrat seines Heimatkantons. Von 2003 bis 2015 sass er im Ständerat, zeitweise war er auch Präsident der CVP-Fraktion. Von 2016 bis zu seinem Rücktritt 2021 war er Verwaltungsratspräsident der Post – und somit Vorgänger von Christian Levrat.
Jean-Michel Cina: Der Walliser sass ab 1999 für die CVP im Nationalrat, bis er 2005 in den Staatsrat gewählt wurde. 2017 trat er zurück. Im selben Jahr wurde er Präsident der SRG SSR.
Stefan Meierhans: Der aktuelle Preisüberwacher ist Mitglied der CVP. Er bekam das Amt, als Leuthard Vorsitzende des Wirtschaftsdepartement war. Meierhans diente vor seinem Amtsantritt 2008 unter anderem in den Stäben der CVP-Bundesräte Arnold Koller und Ruth Metzler.
Hans Hollenstein: Hollenstein sass für die CVP von 2005-2011 im Regierungsrat des Kantons Zürich. Von Oktober 2012 bis 2019 war er Präsident der Eidgenössischen Postkommission PostCom.
Ulrich Gygi: SP-Mitglied Gygi war während neun Jahren Konzernleiter der Post, bevor er 2009 Verwaltungsratspräsident der SBB wurde.
David Syz: Das Unterwalliser FDP-Mitglied wurde 1999 Chef des neu geschaffenen Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).
Jean-Noël Rey: Der Walliser war erst persönlicher Mitarbeiter des SP-Bundesrats Otto Stich, bevor er 1990 zum Generaldirektor der Post wurde. 1998 wurde er entlassen. Von 2003 bis 2007 sass er für die SP im Nationalrat.
(mlu)
Beide alten Zöpfe sollten abgeschnitten werden.
Realistischerweise muss man aber zugeben, dass das Problem vermutlich viel grösser ist.
VR-Posten sind das eine, nicht besser sind alle diese Politiker, die sich Unternehmer nennen und damit ihre 1-Mann-Beratungsdienste meinen, die dann die Verwaltung "beraten".
So ist über die Jahre eine fette parastaatliche Industrie entstanden, die wie eine Drehtüre zwischen Politik, Verwaltung und "privatwirtschaft" (ohne irgendwelches unternehmerische Risiko) funktioniert.
Dazu möchte ich ergänzen: Ein Verwaltungsrat und dessen Präsident hat nichts mit der Geschäftsleitung (CEO) zu tun!
Der Verwaltungsrat ist im Grundsatz nur dazu da, um der Geschäftsleitung eine Strategie und Regeln vorzugeben und das Erreichen dieser zu überwachen. Das operative Geschäft führt dann die Geschäftsleitung mehr oder minder selbstständig.