Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind nach Angaben des Krankenkassenverbandes Santésuisse im ersten Quartal überdurchschnittlich gestiegen. Für die Bewältigung der Pandemie sei bei den Krankenkassen aber genügend Geld vorhanden.
Die Krankenkassen verfügten über Reserven von acht Milliarden Franken, mit denen sich Zusatzkosten der Corona-Krise finanzieren liessen, erklärte Santésuisse-Direktorin Verena Nold in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Diese Summe entspreche drei bis vier Monatsprämien.
«Wenn keine zweite Infektionswelle kommt, werden die Kassen ihre Geldreserven nicht aufstocken müssen», sagte Nold. Den Einfluss des Coronavirus auf die Gesundheitskosten kenne man noch nicht. Tatsache sei, dass von Januar bis März 2020 die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen um fünf Prozent gestiegen seien. Im Schnitt der letzten 20 Jahren habe der Anstieg in diesem Zeitraum zwischen drei und vier Prozent betragen.
Die grössten Kostentreiber sind laut Nold die Pflegeheime, Physiotherapien und ambulanten Spitalaufenthalte. Kostenmässig besonders stark zu Buche schlagen Intensivbehandlungen. Belege ein Corona-Patient während zwei bis drei Wochen ein Intensivmedizinbett, könne das bis zu 120'000 Franken kosten.
Für die Krankenversicherer stünden die Kosten aber nicht an erster Stelle, betonte Nold. Sie wollten einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten und die Menschen wegen des Coronavirus nicht noch zusätzlich finanziell belasten. Höhere Prämien für das kommende Jahr sollen wenn immer möglich vermieden werden.
Aufgrund der Corona-Krise haben die Krankenkassen laut Angaben von Nold ihre Notfalldispositive hochgefahren. Man tue alles dafür, Rechnungen rasch zu beglichen, Konsultationen via Video zu möglichen und Kostengutsprachen schnell zu erteilen, betonte Nold. Für ganz teure Medikamente gebe es beispielsweise im Normalfall vertiefte Prüfverfahren über deren medizinische Notwendigkeit. Dieser Prozess werde jetzt beschleunigt und im Zweifelsfall werde von den Versicherungen bezahlt.
Als eine Lehre aus der Corona-Krise muss laut Nold in Zukunft garantiert sein, dass in der Schweiz die notwendigen Schutzmaterialien vorhanden sind. Ausserdem seien Pflichtlager für Medikamente zentral. Die Krise habe gezeigt, dass ein hohes Preisniveau bei den Medikamenten die Schweiz nicht gegen eine mögliche Knappheit schütze. Vereinzelt sei es zu Versorgungsengpässen gekommen. (sda)