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EDA kümmert sich um Schweizer im Gefängnis in Minsk

epa08598810 Women stand in chain during a rally to support detained and injured participants of the protests after the presidential election, in Minsk, Belarus, 12 August 2020. Long-time President of  ...
Mit einem Frauenmarsch unterstützen diese Frauen die Demonstrierenden, die dem amtierenden Machtinhaber Lukaschenko Wahlfälschung vorwerfen. Bild: keystone

Eltern haben Sohn auf Video erkannt: EDA kümmert sich um Schweizer im Gefängnis in Minsk

12.08.2020, 20:0013.08.2020, 00:53
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In der weissrussischen Hauptstadt Minsk ist ein 21-jähriger Walliser im Umfeld der Proteste gegen Wahlfälschung bei der Präsidentschaftswahl verhaftet worden. Das Aussendepartement (EDA) in Bern verfolgt den Fall nach eigenen Angaben «mit hoher Dringlichkeit».

Die Botschaft in Minsk habe den Schweizer Staatsangehörigen noch nicht besuchen können, heisst es in einer Stellungnahme des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vom Mittwoch. Es reagierte damit auf einen Bericht des Schweizer Fernsehens SRF vom Vorabend über die Verhaftung in Weissrussland (Belarus).

Sohn auf Gefägnisvideo erkannt

Gemäss der Sendung Forum des Westschweizer Radiosenders RTS handelt es sich um einen 21-jährigen Schwinger aus dem Wallis. Der Vater des jungen Mannes sagte in der Sendung, dass die Familie ein Video eines russischen Journalisten erhalten habe, der im Innern des Gefängnisses habe filmen können. Da hätten sie ihren Sohn erkannt. Die Familie wolle nun, dass der junge Mann so schnell wie möglich ausgeliefert werde.

Das EDA stehe mit den weissrussischen Behörden wie auch mit den Angehörigen des Verhafteten in Kontakt, hiess es weiter. Man trete zudem «über verschiedene Kanäle» für diesen ein. Staatssekretärin Krystyna Marty Lang habe den Fall am Dienstag mit dem weissrussischen Vize-Aussenminister Oleg Krawtschenko thematisiert. Auf die Umstände der Verhaftung und die Haftbedingungen ging das EDA nicht ein.

Brutal gegen friedliche Demonstranten

Am dritten Abend in Folge hatte es auch am Dienstag in Weissrussland wieder viele Festnahmen gegeben. Im Internet gab es Berichte, wonach Sicherheitskräfte erneut brutal gegen friedliche Demonstranten vorgingen. Im Nachrichtenkanal Telegram wurden Videos veröffentlicht, die zeigen, wie Uniformierte Zivilisten verprügeln und treten.

Wie viele Menschen in Polizeigewahrsam kamen, war unklar. Insgesamt war die Lage nach Meinung von Beobachtern aber zunächst ruhiger als in den Nächten zuvor.

Hunderte Menschen beteiligten sich in mehreren Städten an den Protesten. In Minsk zogen grössere und kleinere Gruppen durch die Strassen. Die Polizei versuchte, die Menge zu zerstreuen. Dabei kam es erneut zu Zusammenstössen. Es sollen auch Gummigeschosse abgefeuert worden sein. Zu sehen war, wie Blendgranaten abgefeuert wurden. In Minsk errichteten Demonstranten Barrikaden.

Nur mit Wahlbetrug im Amt

Nach der Präsidentschaftswahl am Sonntag waren landesweit Proteste ausgebrochen. Die Wut vieler Menschen richtet sich gegen Staatschef Alexander Lukaschenko, der sich nach 26 Jahren im Amt an seine Macht klammert. Er drohte mehrfach mit dem Einsatz von Militär. Insgesamt wurden mehr als 5000 Menschen festgenommen.

Die Lukaschenko-Gegnerin in der Präsidentschaftswahl, Swetlana Tichanowskaja, ist unterdessen nach Litauen ausgereist - oder wurde von den Behörden dazu gezwungen. Tichanowskajas Mitstreiterin Veronika Zepkalo forderte den Westen auf, die 37-Jährige als Präsidentin anzuerkennen.

Wahlen in Weissrussland waren bislang in der Regel entweder ohne Gegenkandidaten oder manipuliert. (sda)

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Blutige Ausschreitungen – Oppositionelle verlässt das Land
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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thelastpanda
12.08.2020 23:14registriert Januar 2018
Tausende Weissrussen werden nach Protesten gegen eine offensichtlich gefälschte Wahl verhaftet und die Oppositionelle muss aus dem Land flüchten, nachdem offensichtlich ihre Familie bedroht wurde - und niemand aus unserer Regierung zeigt eine Reaktion. Aber WEHE ein Schweizer, und dann auch noch Schwinger, wird verhaftet! Da werden sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt.
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Philboe
13.08.2020 09:54registriert Juli 2015
Weißrussland ist ein Mekka für Ringer. Um sich und seine Fähigkeiten zu verbessern wär vermutlich die Idee. Gemäss diversen Aussagen wollte der Schweizer nur Abendessen mit seiner Freundin währendem er in einen Protest geriet und verhaftet wurde. Ist mir auch schon in Luzern passiert bei einer unbewilligten Demo. Weder wollte ich an die Demo, noch eine Nacht in die Zelle. Heute lustige Geschichte für den Schweizer wohl bitterer Ernst aktuell
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