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So sehen die Lockerungen der Corona-Massnahmen im Ausland aus

So sehen die Lockerungen im Ausland aus

04.02.2021, 08:5205.02.2021, 13:48
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In der Schweiz sind Lockerungen derzeit noch nicht in Sicht. Das hat Bundesrat Alain Berset an der gestrigen Medienkonferenz noch einmal betont.

Anders sieht es im nahen Ausland aus. Dort haben einige Länder ihre Massnahmen teilweise entschärft. Und das, obwohl etwa in Italien die Wochen-Inzidenz höher ist als hierzulande. Anders sieht es in Polen aus: Dort lockert man trotz tieferer Inzidenz eher zurückhaltend. In Österreich kommt es gar zu Lockerungen und Verschärfungen zugleich.

So sieht die neue Normalität im Ausland im Einzelnen aus:

Italien

Am Montag lockerte die Regierung in Rom in einigen Regionen die Massnahmen. Verglichen mit der Schweiz erfolgen die ersten Lockerungen eher früh, denn in Italien liegt die Sieben-Tage-Inzidenz* derzeit höher als hierzulande. Trotz monatelangen Einschränkungen liegt die Wochen-Inzidenz in Italien bei 140. In der Schweiz liegt dieser Wert etwas tiefer, bei 131.

*Gemeldete Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in den vergangenen 7 Tagen.

Doch in Italien gilt ein Ampelsystem. Dies erlaubt es Regionen mit einer tiefen Inzidenz, die Massnahmen zu lockern. Statt «wie ist das Wetter heute?», taucht deshalb zeitweilig wohl mehr die Frage auf «welche Farbe ist heute?» Denn laufend – je nach epidemiologischer Lage – werden die Ampelfarben der 20 italienischen Regionen von der Regierung geändert und die Massnahmen entsprechend fortlaufend angepasst. Die Farbe Rot zwingt die Regionen zu einem Shutdown. Orange steht für hohes Risiko, man sollte möglichst zu Hause bleiben. Bei der Gefahrenzone Gelb darf man anfangen zu lockern.

epa08979999 Piedmont returns to the yellow zone and reopens its bars and restaurants, in Turin, Italy, 01 February 2021. COVID-19 restrictions came down in many parts of Italy on Monday, with most of  ...
Bild: keystone

Anfangs Woche sind gleich elf Regionen wie die Lombardei, Venetien oder Toskana von orange auf gelb heruntergestuft worden. An diesen Orten gilt mehr Bewegungsfreiheit. Restaurants, Cafés, Bars dürfen offen haben, allerdings dürfen an den Tischen nur vier Personen Platz nehmen.

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Das Kolosseum in Rom darf seit anfangs Woche wieder besichtigt werden.Bild: keystone

Auch die Schulen und Museen sind in den gelben Regionen unterdessen wieder offen. Fitnesszentren, Kinos und Schwimmbäder müssen weiter geschlossen bleiben. Weiterhin gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr.

Österreich

Auch Österreich lockert, obwohl sie ihre Zielmarke noch nicht erreicht haben. Ursprünglich peilte die österreichische Regierung eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 an. Derzeit bewegt sich die Wochen-Inzidenz auf 108. Anne Lévy, Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit, findet diesen Entscheid mutig. «Wir wissen alle nicht, wie sich die neue Virusvariante entwickelt», sagt sie im Gespräch mit dem «Echo der Zeit».

Ab kommenden Montag dürfen die Schulen, Museen und Geschäfte wieder öffnen. Die Schüler sollen regelmässig getestet werden. «Die Kinder hätten das Bedürfnis, wieder in die Schule zu gehen. Zudem darf die Wirtschaft nicht abgewürgt werden, die Arbeitslosigkeit nicht ausufern», begründet Bundeskanzler Sebastian Kurz seine Entscheidung.

People wear an FFP2 protective mask when shopping in a supermarket in Vienna, Austria, Monday, Jan. 25, 2021. Austrians have to use medical masks when shopping and in public transport, as masks have b ...
FFP2-Masken sind beim Einkaufen in Österreich obligatorisch.Bild: keystone

In den Geschäften sowie in den Museen muss man eine medizinische Maske tragen. Wer zum Coiffeur will, muss einen negativen Corona-Test mitbringen. Nach zwei Wochen soll die Lage nochmals neu beurteilt werden. Öffnungen von Restaurants und Cafés könnten dann folgen.

Verschärfungen hingegen gibt es bei der Einreise. Künftig müssen alle Einreisenden ein negatives Testergebnis vorweisen. Obendrein ist eine zehntägige Quarantäne einzuhalten, ein «Freitesten» nach fünf Tagen ist nicht mehr möglich. Grenzgänger müssen sich neu registrieren und einmal in der Woche einen negativen Coronatest vorlegen.

Polen

In Polen wagt man einen ersten vorsichtigen Schritt Richtung Normalität, nachdem man eine Wochen-Inzidenz von 99 erreicht hat. Die Fallzahlen haben sich im Vergleich zum Novemberhoch deutlich entspannt, die aktuelle Lage in Polen sieht jedoch nicht so rosig aus. Viele Bewohner rebellieren für noch mehr Lockerungen – und wollen gar ihre Betriebe trotz Verbot wieder aufnehmen.

Seit Anfang Woche haben Einkaufszentren, Museen und Kunstgalerien in Polen wieder geöffnet. Hochschulen und Schulen, ausser die Klassen eins bis drei, haben weiter Fernunterricht. Restaurants, Bars, Kinos, Fitnesszentren und Schwimmbäder bleiben mindestens bis Mitte Februar geschlossen.

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Die Menschen stehen Schlange bei der Wiedereröffnung des Nationalmuseums in Warschau.Bild: keystone

Gegen diese Einschränkungen wird heftig rebelliert. Mit der Geduld am Ende sind besonders die Club- und Fitnessanbieter. So musste die Polizei am Wochenende in mehreren Städten Nachtclubs schliessen, in denen trotz Verbot gefeiert wurde. Wie polnische Medien berichten, kündeten rund 1600 Fitnessstudios an, dass sie entgegen der Bestimmungen wieder öffnen werden.

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chandler
04.02.2021 09:46registriert Februar 2014
Einen Negativtest um zum Coiffeur zu gehen... Solche Sachen bringen mich echt zum lachen... Es wird langsam aber sicher absurd... Und nein, ich glaube nicht an Verschwörungstheorien, aber die Dimensionen welche es annimmt, werden lächerlich.
Bei solchen Entscheiden muss man sich nicht mehr wundern, wenn die Bevölkerung dies nicht mehr so toll mitträgt.
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Chalbsbratwurst
04.02.2021 09:08registriert Juli 2020
Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht...
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Locutus70
04.02.2021 11:18registriert September 2018
Diese "Zielmarke" von 50 (was im Winter vollkommen illusorisch ist) hat Frau Merkel ausgegeben und auf einmal nimmt das jeder als den Gral der Weisheit. Und dann schau ich mir die Statistiken an und sehe, das die Sterblichkeit in Deutschland fast doppelt so hoch ist wie bei uns oder in Österreich.
Es braucht im März zumindest moderate Lockerungen und wie bei uns in Zug flächendeckende, regelmäßige Tests an Schulen. Wenn ich mir die Todeszahlen bei uns so angucke hab ich den Eindruck, das sich wenigstens die Situation in Alten- und Pflegeheimen verbessert hat.
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