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Scharfe Kritik an Schweizer Entwicklungshilfe in Myanmar

Scharfe Kritik an Schweizer Entwicklungshilfe in Myanmar

06.04.2020, 07:3206.04.2020, 13:26
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Die Entwicklungshilfe der Schweiz in Myanmar (Burma) ist in Misskredit geraten. Dies berichtet die «Neue Zürcher Zeitung» vom Montag. Die Zeitung stützt sich auf einen vertraulichen Bericht des Aussendepartements EDA.

Den Bericht der internen Revision des EDA habe die «NZZ» mittels Öffentlichkeitsgesetz erhalten. Demnach üben die Revisoren scharfe Kritik an einem Vorhaben, das auf dem Papier wie ein Vorzeigeprojekt aussieht, schreibt die Zeitung.

Bei einem Hilfsprojekt der Schweiz in Burma hat es laut der "NZZ" vom Montag untragbare Zustände gegeben. (Symbolbild)
Bei einem Hilfsprojekt der Schweiz in Burma hat es laut der «NZZ» vom Montag untragbare Zustände gegeben. (Symbolbild)Bild: AP

Das Projekt könne zum Beispiel das Ziel, die Lebensbedingungen von Gummischneiderinnen zu verbessern, kaum erreichen. Die Marktdominanz der Firmen aus China sei zudem zu stark und deren Interesse an einer qualitativ hochstehenden Produktion zu gering, hiess es weiter. Die Kontrolleure des EDA hätten obendrein die grundsätzlich die mangelhafte Analyse der Anspruchsgruppen kritisiert.

Fatale Zustände

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza habe das Projekt ausserdem ohne Offerte an die internationale Hilfsorganisation Care vergeben. Dort seien die Verwaltungskosten aber höher als üblich, konstatieren die Kontrolleure.

Trotz Verzögerungen habe der Länderchef der Nichtregierungsorganisation eine projektbezogene Entlohnung erhalten, die über dem budgetierten Honorar gelegen habe. Es sei ausserdem zu bezweifeln, dass die Hilfsorganisation in der Lage sei, die aufgedeckten Risiken zu kontrollieren und die Verspätung im Projektplan aufzuholen.

Der Schweizer Botschaft in Myanmar war laut der «NZZ» bewusst gewesen, dass das Projekt problembehaftet sein könnte. Sie unterstützte daher dessen Prüfung und räume auf Anfrage der Zeitung mittlerweile zwiespältige Resultate ein.

Trotzdem stellten sich die Verantwortlichen der Deza gegen einen Abbruch. Dies würde in Myanmar schlecht ankommen und die Armen bestrafen. Die Deza habe nach der Prüfung auch Korrekturen eingeleitet und den Fokus des Projektes gestärkt, hiess es gegenüber der Zeitung. (sda)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bivio
06.04.2020 12:15registriert März 2018
Dies ist doch nur die Spitze des Eisberges. In der Entwicklungshilfe läuft sehr vieles schief. Ich kenne Leute aus meinem pers. Umfeld, die bei der DEZA arbeiten und was dort abgeht, passt auf keine Kuhahut. Wir sind oft so naiv und wollen teilweise gar nicht sehen, wie und wo das Geld "versickert". Man könnte gut 30% - 50% an Entwicklungsausgaben einsparen und niemand müsste leiden, wenn man das Geld nur richtig einsetzen würde und sich nicht so naiv verhalten würde.
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Mehmed
06.04.2020 13:48registriert Januar 2016
Bei der Entwicklungshilfe glauben selbst die eingefleischsten Linken an die Trickle-Down-Theorie. Mumpitz. Den grossen Reibach mit westlichen Stundenlöhnen macht so einzig die NGO. Bei denen denen man helfen wollte, kommt ein Bruchteil an, wenn überhaupt.
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Pit Ralon
06.04.2020 08:11registriert November 2017
Entwicklungshilfegelder sind Schmiergelder für die Wirtschaft für Gegengeschäfte.
Wer das anders sieht ist naiv und verkennt die Realität in den Gebieten denen angeblich geholfen wird.
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