Schweiz
Islam

Prediger der Winterthurer An'Nur-Moschee wurde ausgeschafft

Prediger der Winterthurer An'Nur-Moschee wurde ausgeschafft

04.05.2019, 06:0004.05.2019, 06:46
Mehr «Schweiz»

Im Fall des sogenannten Hasspredigers von Winterthur ist ein Durchbruch gelungen: Die Behörden haben den Mann ausgeschafft.

Der ehemalige Prediger der An'Nur-Moschee sei nach Somalia überstellt worden, teilte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Die somalischen Behörden hätten ihn als somalischen Staatsbürger anerkannt und seiner Rückführung zugestimmt.

Der Rückführung waren intensive Bemühungen des SEM zur Festlegung der Staatsangehörigkeit des Betroffenen vorangegangen. Da der Mann über keine gültigen Reisedokumente verfügte und bei den Befragungen durch das SEM nicht kooperierte, gestaltete sich die Abklärung seiner Staatsangehörigkeit aufwändig. Nachdem die zunächst vermutete äthiopische Staatsbürgerschaft nicht bestätigt werden konnte, wurde eine mögliche somalische Staatsbürgerschaft abgeklärt.

Aufforderung zu Gewalt

Im November 2017 hatte das Bezirksgericht Winterthur den damals 25-Jährigen zu einer bedingten 18-monatigen Freiheitsstrafe wegen öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit und mehrfacher Gewaltdarstellung verurteilt.

Zudem auferlegte ihm das Gericht eine zehnjährige Landesverweisung. Das Zürcher Obergericht hat das Strafurteil im November 2018 bestätigt. Bereits im August 2017 hatte das SEM ein Asylgesuch des Mannes abgelehnt.

In Ausschaffungshaft

Die An'Nur-Moschee ist inzwischen geschlossen, der Prediger sass seit dem Urteil in Ausschaffungshaft. Die Bemühungen des Bundes um eine Ausschaffung gestalteten sich schwierig. Zudem wurde der Fall durch den Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr stark mediatisiert.

Polizei-Razzia in der An'Nur-Moschee in Winterthur im November 2016. Ein verurteilter Prediger ist nun ausgeschafft worden. (Archivbild)
Die Polizei führt 2016 eine Razzia in der Winterthurer An'nur-Moschee durch.Bild: KEYSTONE

Dieser sorgte kurz vor den Zürcher Regierungsratswahlen mit Kritik an Justizministerin Karin Keller-Sutter und am SEM für Schlagzeilen. Fehr warf den Behörden in Bern vor, Äthiopien zu wenig unter Druck zu setzen. Er forderte etwa, Keller-Sutter solle den äthiopischen Botschafter einbestellen.

Heikle Äusserungen

Keller-Sutter versicherte, der Bund unternehme alles, um eine Lösung zu finden. Das SEM stellte seinerseits fest, es erteile zu Einzelfällen keine Auskünfte, weil die öffentliche Diskussion solcher Information die weiteren Schritte in einem Verfahren erschweren oder sogar verhindern könnten.

Experten erläuterten damals, der Prediger könne nun unter Umständen nicht zurückgeschickt werden, weil er öffentlich als gefährlich bezeichnet worden sei und ihm im Herkunftsland deswegen Gefahr drohe. Er könnte sogenannte Nachfluchtgründe geltend machen, sagte Alberto Achermann, Professor für Migrationsrecht, gegenüber dem «Blick».

Fehrs Kritik wurde verschiedentlich als Wahlkampfmanöver im Vorfeld der Zürcher Regierungsratswahlen interpretiert. Auf Nachfrage sagte SEM-Sprecher Daniel Bach, dass das SEM, wie immer, zu Einzelfällen keine weiteren Auskünfte erteile. Es stelle aber fest, dass die Rückführung aufgrund der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der Kapo Zürich gelungen sei. (leo/sda)

Razzia in Winterthurer Moschee

1 / 12
Razzia in Winterthurer Moschee
Am frühen Mittwochmorgen (2. November 2016) hat die Kantonspolizei Zürich zusammen mit der Stadtpolizei Winterthur die An'Nur-Moschee in Winterthur durchsucht.
quelle: keystone / walter bieri
Auf Facebook teilenAuf X teilen

So baut ein Roboter einen Pavillon in Winterthur

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
30 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ja, mein Herr
04.05.2019 08:14registriert April 2019
„Experten erläuterten damals, der Prediger könne nicht zurückgeschickt werden, weil er öffentlich als gefährlich bezeichnet worden sei und ihm im Herkunftsland deswegen Gefahr drohe“

Aber wenn er für uns hier gefährlich ist, macht dies offenbar nichts.

Krankes Asylwesen.
20212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Reudiger
04.05.2019 08:55registriert März 2019
Wurde langsam Zeit, gut dass es nun geklappt hat. Religiöser oder politischer Extremismus passt nicht in die Schweiz.
1712
Melden
Zum Kommentar
avatar
aglio e olio
04.05.2019 09:42registriert Juli 2017
Und trotzdem geht das weiter. Ein Teil dieser "Gemeinde" versammelt sich seit einiger Zeit im Winterthurer House of Sound und sorgt dort für Konflikte mit den dort ansässigen Musikern. Habs leider schon selbst miterleben müssen.
701
Melden
Zum Kommentar
30
Gründungszeit von Raiffeisen wurde auf Antisemitismus untersucht

Raiffeisen Schweiz hat die Rolle von antisemitischen Positionen in der eigenen Geschichte untersuchen lassen. Am Donnerstag wurde in St. Gallen über die Ergebnisse informiert. Thema war dabei auch die Kritik an der Benennung des Raiffeisenplatzes neben dem Hauptsitz in St. Gallen.

Zur Story