Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat ihre Informationsreisen für Wirtschaft, Politik und Behörden zu Entsorgungsanlagen im Ausland sistiert. Die Nagra reagiert auf Vorabklärungen der Bundesanwaltschaft.
Die Bundesanwaltschaft wurde nach einer anonymen Anzeige tätig. Sie leitete Vorabklärungen gegen Unbekannt wegen «Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme» ein, wie die Nagra am Freitag mitteilte.
Diese Woche habe man von der Bundesanwaltschaft einen Brief erhalten. Darin werde die Nagra aufgefordert, gemäss den einschlägigen gesetzlichen Grundlagen als Auskunftsperson mittels eines schriftlichen Berichts Fragen zu beantworten.
Die Nagra gibt sich in der Medienmitteilung überzeugt, «korrekt gehandelt zu haben». Die Informationsreisen seien im Entsorgungsprogramm ausgewiesen, das die Tätigkeiten der Nagra beschreibe.
Die Geschäftsleitung habe trotzdem entschieden, die geplanten Informationsreisen für dieses Jahr vorläufig zu sistieren. Es sei im Interesse der Nagra, wenn die Bundesanwaltschaft die Fragen kläre.
Seit den 1980er Jahren organisiert die Nagra für Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Behörden sowie Medien mehrtägige Informationsreisen zu Entsorgungsanlagen im Ausland. Es gebe pro Jahr in der Regel zwei Reisen, sagte Patrick Studer, Ressortleiter Medienstelle, auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA.
Den Teilnehmenden aus dem gesamten politischen Spektrum wird gemäss Nagra Gelegenheit gegeben, sich vor Ort über die Entsorgungskonzepte anderer Staaten zu informieren. Solche Projekte liessen sich in der Schweiz noch nicht besichtigen. Die Reisen würden auch von Bundesbehörden wie dem Bundesamt für Energie und der Atomaufsichtsbehörde Ensi begleitet.
Die Kosten beliefen sich auf rund 1500 Franken pro Person. Die zwei bis drei Tage dauernden Reisen hätten bisher nach Deutschland, Frankreich, Schweden und Finnland geführt.(whr/sda)