Schweiz
Kanton Zug

Das Millionengeschäft mit Autonummern in der Schweiz – das war die teuerste

Die teuersten Autoschilder der Schweiz.
Die teuersten Autoschilder der Schweiz.bild: ch media

Mehrere Millionen im Jahr: So viel geben Schweizer für spezielle Autonummern aus

Schweizerinnen und Schweizer bezahlen pro Jahr über 14 Millionen Franken für spezielle Autokennzeichen.
05.02.2020, 04:4705.02.2020, 08:39
Lucien Fluri / Aargauer Zeitung
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Welche Zahlen auf seinem Nummernschild stehen, ist längst nicht jedem Schweizer egal. Millionen geben Autofahrerinnen und Autofahrer jährlich für spezielle Kennzeichen aus. Dies zeigt eine Umfrage der Zeitungen von CH Media bei den Kantonen. Alleine 2019 nahmen diese über 14 Mio. Franken durch Verkauf tiefer, ausgefallener oder anderweitig spezieller Kennzeichen ein. Geld, das Bürger freiwillig abliefern, um ihren Jahrgang, eine Schnapszahl oder die Postleitzahl am Auto zu haben. In den Jahren zuvor war die Summe vergleichbar.

Spitzenreiter ist der Kanton Zürich. 2019 nahm er 3,56 Mio. Franken für spezielle Kennzeichen ein. Gute Geschäfte mit den Wunschschildern machten auch andere bevölkerungsreiche Kantone wie St.Gallen, Bern, Luzern oder der Aargau. Je weniger Autos zugelassen sind, desto geringer sind demgegenüber die Einnahmemöglichkeiten. In Kantonen wie Glarus ist eine vierstellige Nummer längst nicht so aussergewöhnlich und begehrt wie in Zürich oder Bern.

Stolz befestigt der Objektunterhalter des Verkehrshauses Luzern, Hans-Peter Oehen, das kurz zuvor am Freitag, 14. Maerz 2003, von der Luzerner Regierung erhaltene Autonummernschid LU-1 an die Hecksche ...
Bestimmte Autonummern sind enorm begehrt – das hat seinen Preis.Bild: KEYSTONE

Allerdings ist auch nicht jeder Kanton gleich bestrebt, viel Geld einzunehmen: In Appenzell Innerrhoden etwa liegt die Gebührenobergrenze für Schilder bis «AI 999» bei 2000 Franken. In Luzern kosten Schilder, die tiefer sind als «LU 999», fix 10000 Franken. Vielerorts dagegen werden die Kontrollschilder in Internetauktionen versteigert – mit nach oben offener Preisskala.

Besonders begehrt ist dabei die Nummer 1. Sie erreicht regelmässig Rekorde, wie «SG 1» (135000 Fr.) oder «VS 1» (165000 Fr.). In Basel-Stadt könnte der Sicherheitsdirektor «BS 1» versteigern lassen, traditionell wird dies aber nicht getan. Vielleicht würde dies auch weniger Geld einbringen als andernorts: Im protestantisch geprägten, linksgrünen Stadtkanton brachte «BS 2» lediglich 28500 Franken ein. Andernorts ist die 1 dem Staat oder besonderen Zwecken vorbehalten: «AG 1» gehört der Polizei, «NW 1» und «GR 1» prangen an Regierungsfahrzeugen. «LU 1» gehört dem Verkehrshaus der Schweiz.

Das teuerste Schild wurde im Kanton Zug verkauft

Ausgetüftelt ist das System im Kanton Bern. Jeden Donnerstag startet eine neue Auktion mit sechs speziellen Schildern. Ein-, zwei- oder dreistellige Kennzeichen werden konsequent nur mittels Auktion verkauft. Andere spezielle Schilder stellt der Kanton an den Schaltern der Zulassungsstellen aus. Und zum Start des Automobilsalons in Genf, wenn Autofans die neusten Modelle anschauen gehen, wird wieder eine dreistellige Nummer versteigert.

In die Gänge gebracht hat das lukrative Geschäft der Kanton Solothurn. 1994 war dessen Staatskasse nach dem Untergang der Kantonalbank klamm; man suchte neue Einnahmequellen. Und so wurden erstmals Kennzeichen versteigert: Bei 20000 Franken schlug damals der Hammer für «SO 1» zu. Nun, nach dem Tod des einstigen Käufers, ist das Schild wieder im Depot; der Finanzdirektor kann auf Geld hoffen.

Das bisher teuerste Schild in der Schweiz war «ZG 10»: 233000 Franken brachte es ein; ein Mehrfaches des Schweizer Durchschnittslohnes.

In einigen Kantonen dürfen Private Geschäfte machen

Immerhin: Will der Zuger Besitzer sein Schild nicht mehr, dürfte er es selbst weiterverkaufen. Denn während in den meisten Kantonen das Schild höchstens dem Ehepartner oder Familienmitgliedern übertragen werden kann, erlauben Kantone wie Graubünden, St. Gallen, Bern oder Zug den privaten Weiterverkauf. Auch Private dürfen dort versuchen, mit den ins Blech gestanzten Zahlen Geld zu machen. Auf der Internetplattform Ricardo etwa war gerade eben «ZG 32» für 60000 Franken ausgeschrieben. Im Thurgauischen dürfen Private ihre Schilder gar über die öffentliche Auktionsplattform verkaufen lassen. In Schaffhausen dagegen wird das Einlösen konsequent verweigert, wenn ein Schild zuvor privat versteigert worden war.

Dass der Schilderhandel auf eigene Faust in einigen Kantonen erlaubt ist, ist insofern erstaunlich, dass Kennzeichen als Hoheitsabzeichen gelten. Deshalb müssen sie in der Schweiz hergestellt werden.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
05.02.2020 05:43registriert Februar 2015
Wenn jemand so viel Geld für eine Zahl an seinem Auto ausgiebt, lässt das schon tief blicken 🥴
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MJ3
05.02.2020 07:01registriert Juni 2015
Eine freiwillige Steuer für Halbstarke, grossartig. Von mir aus könnte man auch gerade noch Autobahnpatenschaften versteigern. Ein kleines Namensschild an der Autobahneinfahrt als Reviermarkierung im Tausch für zusätzliche Millionen für die Staatskasse.
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öpfeli
05.02.2020 07:26registriert April 2014
Sich messen an einer Autonummer ... kann man machen ¯\_(ツ)_/¯
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