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Undercover-Report: Bund untersucht Vorwürfe Asylzentrum

Angeblich haben Sicherheitsmitarbeiter in der Asylunterkunft in Kreuzlingen einen am Boden liegenden Mann getreten. Diesen Vorfall soll ein heimlich aufgenommes Video zeigen (siehe ganz unten). 
Angeblich haben Sicherheitsmitarbeiter in der Asylunterkunft in Kreuzlingen einen am Boden liegenden Mann getreten. Diesen Vorfall soll ein heimlich aufgenommes Video zeigen (siehe ganz unten). 
Bild: screenshot/sonntagszeitung

Übergriffe, Drogenhandel, Schlepperbanden: Bund geht nach Undercover-Report im Asylzentrum Vorwürfen nach

24.01.2016, 09:5124.01.2016, 09:55
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Eine Undercover-Recherche in einem Asylzentrum in Kreuzlingen TG hat vergangene Woche hohe Wellen geschlagen. Der deutsch-pakistanische Journalist Shams Ul-Haq bezichtig darin unter anderem Mitglieder eines Sicherheitsdienstes, Asylanten geschlagen zu haben, berichtet von regem Drogenhandel im Lager und von Schleppern, die als Asylbewerber getarnt, Geld eintreiben (die vollständige Liste der Vorwürfe findest du hier). Ul-Haq hatte sich im EVZ Kreuzlingen inkognito als Flüchtling eingeschleust.

Die Reaktionen aus der Politik und den Migrationsbehörden folgten auf dem Fuss. Ein Mitarbeiter des Asylzentrums EVZ Kreuzlingen sagte gegenüber watson sinngemäss, er könnte sich nicht vorstellen, dass derartige Zustände nur schon während drei Tage unter Verschluss gehalten werden könnten. Doris Fiala, FDP-Nationalrätin und Migrationsexpertin zeigte sich skeptisch, was den Aussagegehalt der Reportage angeht, gleichzeitig forderte sie eine externe Untersuchung, die den erhobenen Vorwürfen auf den Grund gehe. Eine solche hat das zuständige Staatssekretariat für Migration SEM nun eingeleitet, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. 

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Offenbar haben weitere Kreise Kenntnis von dem von Ul-Haq beschriebenen Angriff auf einen Asylbewerber durch Sicherheitsleute. Denis Graf von der NGO Amnesty International sagte gegenüber der «Sonntagszeitung», ihr sei von dem betreffenden Vorfall berichtet worden. Es sei nun wichtig, dem nachzugehen, so die Asyl-Expertin. Ein ungenannter Mitarbeiter des SEM sagte zudem, er sei früher bereits Augenzeuge eines Übergriffs auf einen Nordafrikaner im Asylzentrum Kreuzlingen geworden.

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Auch andere Stimmen machen sich für eine umfassende Aufklärung der Zustände in den Empfangszentren stark. SVP-Nationalrat Heinz Brand etwa fordert, dass die Ausreisen von Asylbewerbern besser kontrolliert würden. «Wenn sich Asylbwerber offiziell aus dem Verfahren verabschieden, muss ein abschliessender Asylentscheid gefällt werden, sodass Personen, die sich dann illegal hier aufhalten, auch ausgeschafft werden». Hans-Jürg Käser, Präsident der Polizei- und Justizdirektorenkonferenz unterstützt diese Forderung. Die Behörden müssten sich bemühen, Ausreisen besser zu kontrollieren. Er werde zu dieser Gelegenheit bei Justizministerin Simonetta Sommaruga vorsprechen, so Käser.

Ul-Haq hatte berichtet, dass Asylbewerber, die ihr Gesuch zurückgezogen hatten, das Asylzentrum unbehelligt verlassen konnten. (wst)

Video aus dem Asylzentrum
Die Sonntagszeitung hat auf ihrer Website ein Video publik gemacht, das während der Zeit, in der sich Shams Ul-Haq im Asylzentrum Kreuzlingen aufgehalten hat, entstanden sein soll. Bei dem am Boden liegenden Mann handelt es sich gemäss Ul-Haq um einen Asylbewerber, der sich weigerte, in den «Bunker», das Nachtlager des Zentrums, überführt zu werden. Der Asylberber habe nach einem Arzt verlangt, da er laut eigenen Angaben krank gewesen sei, sagt Ul-Haq. Zwei Sicherheitsleute hätten den Mann daraufhin getreten und in den Flur «geschmissen». Dies sei nach dem Ende der Videoaufnahmen passiert, so Ul-Haq. Im Video selber ist nicht ersichtlich, ob einer der Sicherheitsleute den Aslybewerber mit einem Fusstritt trifft. Hier geht's zum Video.

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3 Kommentare
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ferox77
24.01.2016 10:44registriert Oktober 2015
In hiesigen Asylunterkünften scheint, nebst Schlägereien und Messerkämpfen, noch vieles anderes abzugehen wie Drogenhandel und Geld eintreiben. Höchste Zeit also, dass RTL nun Kameras in diesen Unterkünften einbaut für ein neues spannendes "Big Brother - Asyl-Spezial". Zuschauer müssen allerdings 18 Jahre alt sein.
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